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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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genug.
    Als er nach dem Aufwachen mehr aus Routine seinen Speicher überprüft hatte, musste er zu seinem Erstaunen feststellen, dass ein umfassender Traum aufgezeichnet worden war, an den er sich beim besten Willen nicht hatte erinnern können. Und als er sich in die Aufzeichnungen vertieft hatte, musste er überrascht feststellen, dass jemand von außen Zugriff auf seine NeuroLAN-Schnittstelle versucht hatte – mit aktuellen Zugriffsprotokollen, die nur deswegen wirkungslos gewesen waren, weil DeBurenbergs Konfiguration extrem individuell und außerordentlich abgeschirmt war. Doch dies hielt dennoch eine Reihe von Implikationen bereit: Nicht nur, dass seine grundlegende Theorie über das Energiefeld als Kommunikationsmedium bestätigt worden war, sondern auch die Gefahr, dass die anderen Delegationsmitglieder mit NeuroLAN-Implantaten – hier vor allem der Capitaine sowie einige der Marinesoldaten – auch Opfer der Zugriffsversuche geworden sein könnten. DeBurenberg hatte daraufhin, ohne sich weiter mit der Frage nach entsprechender Erlaubnis zu befassen, die Schnittstelle des Soldaten ausgelesen, der direkt vor seiner Zimmertür Wache stand. Es war kein unautorisierter Zugriff erkennbar gewesen.
    Das wiederum legte nahe, dass die Tentakel – und niemand anders konnte für diese Vorgänge verantwortlich sein – es auf ihn abgesehen hatten.
    Das kam DeBurenberg gerade recht. Er wusste nicht, was Höflichkeit war, aber der Gedanke, den Besuch zu erwidern, hatte zumindest etwas Amüsantes. Wie bei fast allem, was er tat, wenn einmal die Neugierde in ihm entfacht war, nahm er dabei wenig Rücksicht auf persönliche Risiken, und das, obwohl seine Sicherheitsvorkehrungen umfassend waren: Hatte er einmal ein Problem in den Fokus der eigenen Aufmerksamkeit gestellt und sich an den kontrastreichen Facetten desselben erfreut, gab es kein Halten mehr für das Genie. Als er schließlich herausgefunden hatte, dass die Schwingungsfrequenz seiner Gehirnwellen im Schlafzustand offenbar einem einfachen Einstieg in das, was er hypothetisch erst einmal das Tentakel-LAN nannte, erleichterte, war die grundsätzliche Entscheidung über die Vorgehensweise ebenfalls schnell gefällt. Seine Vorbereitungen hatte er dann auch relativ schnell abgeschlossen, er brannte darauf, zum Selbstversuch zu schreiten.
    Als er sich niederlegte, alle Aufzeichnungsgeräte aktiviert, und per gedanklichem Befehl seinen implantierten Pharmafabriken befahl, ein spezielles Sedativum zu generieren und in seine Blutbahnen auszuschütten, war der große Moment gekommen. Sobald ihn die wohlige Ermattung der Drogenwirkung zu umarmen begann, konzentrierte er sein langsam schwächer werdendes Wachbewusstsein auf den gesteuerten Übergang in einen semiaktiven Traumzustand, der es ihm ermöglichen würde, sowohl zu träumen als auch sich seiner Situation absolut bewusst zu sein. Als er fühlte, wie sich Realität und Wahrnehmung auseinanderzudividieren begannen, und er in dieses seltsame Limbo fiel, das sich wahr wie auch falsch an fühlte, aktivierte er seinen eigenen, modifizierten NeuroLAN-Zugang und …
    … und betrat mit abrupter Schärfe und ohne jede Vorbereitung eine neue Wirklichkeit.
    Es dauerte etwas, bis es ihm gelang, sich zu orientieren. Halb unbewusst nahm er war, wie die Suchroutinen seiner Implantate gierig ihre unsichtbaren Finger in die neue Erfahrung ausstreckten und wie ein trockener Schwamm Informationen aufsaugten. Er ließ sie gewähren, ignorierte die Datenströme, die sich in seine internen Speicher ergossen und sah sich schlicht um.
    Die Quasirealität des Tentakel-LAN erinnerte ihn an eine Parklandschaft, mit einer Vielzahl an Pflanzen, die alle die Hand eines sorgfältigen und kreativen Gärtners gesehen hatten. Pflanzen, bestätigte DeBurenberg sich ausdrücklich, wie er sie als Gattung auch von der Erde her kannte: Sie liefen weder umher, noch eroberten sie Planeten oder führten Verhandlungen. Die vorherrschende Farbe hier war jedoch nicht grün, wie auf der Erde, als Hinweis auf die Frequenzen des Sonnenlichts, die von den Blättern vorwiegend reflektiert wurden, sondern ein blässliches Orange. DeBurenberg schloss daraus, dass diese Quasirealität sich auf eine echte Welt bezog, deren Sonne im mehr roten Spektrum schien, und die daher für die Photosynthese der hier lebenden Pflanzen ein anderes Selektionskriterium bei der Energieaufnahme zur Folge hatte. Er speicherte diese Schlussfolgerung als vorläufig nebensächlich ab und

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