Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
keinesfalls auflösen würde.
29 Tentakeltraum
Es gab Leute, die Angst bekommen hätten, wäre ihnen ein Blick in DeBurenbergs Kopf vergönnt gewesen. Seit der Zeit, vor rund fünfzehn Jahren, als er in den Dienst des Militärs getreten war, direkt rekrutiert vom Campus seiner Universität, hatte er sich jedes Jahr aufs Neue und durchweg freiwillig mit neuen Implantaten aufrüsten lassen. Manche waren erweiterte Wissensspeicher, deren künstliches neuronales Netzwerk mit seinem Gehirn verbunden war und den direkten und sicheren Zugriff auf all das Wissen erlaubte, das er zu späterer Verwendung dort ablegte. Andere waren Drogendepots, winzige, chemische Pharmafabriken, die angesetzt an seine Drüsen Transmitterstoffe, Hormone und andere Mittel produzierten, die seiner Denkfähigkeit, seiner Konzentration zuträglich waren. Wenn er wollte, konnte er damit sein Gehirn zu Höchstleistungen aufputschen, die selbst sein natürliches Genie in den Schatten stellten, doch er nutzte diese Funktion nur selten, da er sich über die vor allem langfristigen Nebenwirkungen durchaus bewusst war. Wieder andere Implantate waren neuronale Schnittstellen, mit denen er sich direkt mit entsprechend ausgerüsteten Computernetzen verbinden konnte. Das tat er selten, da in ihm immer dieses Misstrauen war, dass das Geben und Nehmen von Militärcomputern auch im Nehmen unautorisierter Informationen aus seinen Speicherimplantaten bestand. Er hatte vollen NeuroLAN-Zugang zur Takamisakari , was wahrscheinlich nicht einmal Capitaine Haark geahnt hatte, und doch hatte er ihn während der ganzen Reise nicht genutzt. Sein Misstrauen hatte er erst überwunden, als er schließlich festgestellt hatte, dass das Energiefeld, das das gesamte Lydos-System erfüllte, nicht nur exakt gleich war mit dem, das er während seines kurzen Besuches in Ambius erkannt hatte, sondern auch – nach entsprechenden Manipulationen – zugänglich für seinen NeuroLAN-Empfang.
Er hatte nicht damit gerechnet, diesen so bald nutzen zu können, doch wenn es eine Emotion war, die ihn tatsächlich und permanent beherrschte, dann war es die Neugierde. Kurz nachdem der Großteil der Delegation am Morgen des ersten Verhandlungstages verschwunden war, gab er die Weisung, nicht gestört werden zu wollen und zog sich in seinen Raum zurück. Diesen hatte er mit Gerätschaften, die ihm Tamara Lik zur Verfügung gestellt hatte, sowie mit einigen ergänzenden Anlagen, die er selbst dabei gehabt hatte, so weit wie möglich abgeschirmt – mit der einen Ausnahme des alles durchdringenden Energiefeldes, denn dieses wollte er nun erforschen, und dies auf die einzig effektive Art und Weise, die er sich vorstellen konnte: Indem er einen zerebralen Zugang dazu öffnete.
Dass er dieses Risiko überhaupt einging, hing mit seinem Erlebnis aus der vergangenen Nacht zusammen. Nachdem er bis weit nach Mitternacht gearbeitet hatte, war er in einen schnellen und scheinbar traumlosen Schlaf gefallen. Träume waren für DeBurenberg normalerweise hoch erwünscht, es war eine Fortsetzung seiner Forschung mit anderen Mitteln, und so manche Symbolik darin hatte sich im Wachzustand als wichtiger, wenngleich unbewusster Hinweis zur Lösung eines Problems erwiesen.
Deswegen zeichnete er seine Träume auf. Manche dieser Aufzeichnungen waren für seine Forschungen irrelevant. Er behielt sie mitunter trotzdem. Als er während des Fluges nach Lydos mehrfach sehr intensiv davon träumte, wie ihn Tamara Lik voller Inbrunst oral befriedigte, speicherte er die Aufzeichnungen ab, denn was sich sein Unterbewusstsein da ausgedacht hatte, war besser als jeder Porno, den er kannte. Als er eines Nachts in seinem Traum die unerträgliche Beverly Splett erwürgt und aufgeschlitzt in ihrer Kabine gefunden hatte, war auch dies ihm Speicherplatz wert gewesen, nicht zuletzt deswegen, weil Lik sofort darauf aufgetaucht war und seinen Schwanz mit noch größerer Begeisterung gelutscht hatte.
DeBurenberg wollte nicht wissen, was sein Unterbewusstsein noch für ihn bereithielt. Er schätzte die entspannenden Aspekte seiner weniger wissenschaftlichen Träume. Die Rolle, die andere Menschen darin spielten, war ihm ebenso wichtig wie im Wachzustand: Sie mussten funktionieren und durften nicht stören. Sex gehörte normalerweise nicht zu seinem Leben, von den wenigen Ausnahmen abgesehen, wenn er sich mit vom Militär bereitgestellten Prostituierten abreagieren konnte. Danach hatte er meist für eine Weile auch erstmal
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