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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Dann wuchteten Setzlinge, die allein als Diener gezüchtet und in ihrer geistigen Entwicklung arretiert worden waren, den sonst so unbeweglichen Leib des Fürsten aus seinem Nährboden, trugen ihn zu einer Sänfte, die daraufhin in einen Transportgleiter geschafft wurde. Niemals durfte der Leib des Fürsten durch die Erde dieser Welt beschmutzt werden, und allein die aus den Gendaten der Wurzelwelt reproduzierte Nährlösung der Sitzwanne war geeignet und würdig, dem Fürsten Labsal und Nahrung zu bereiten. Die Zufuhr des richtigen Düngers hatte ihn groß gemacht, die Größe zu bewahren und den Adel zu rechtfertigen, dazu allein waren die Stoffe aus der Heimat geeignet.
    Diese Welt, vom Dünger vormals Ambius genannt, gehörte den Tentakeln nun bereits seit geraumer Zeit. Die Berichte der Tentakelleutnante, die die Krieger anführten, sprachen von einem immer geringer werdenden Widerstand und die geflohenen Düngemittel waren auch noch nicht in ihren Raumfahrzeugen zurückgekehrt. Der Ernterat wusste jedoch, und das aus alter Erfahrung, dass mit andauernder Ruhe nicht zu rechnen war, und der Tentakeltraum hatte sie alle gewarnt und ermahnt, wachsam und vorbereitet zu sein. Wie immer war es für das Reich von besonderer Bedeutung, Zeit zu gewinnen: Zeit, zu säen, Zeit, zu düngen, Zeit, zu ernten, Zeit, eine neue Saatflotte auszurüsten und die Expansion fortzusetzen. Diesem Ziel war alles unterzuordnen, und so hoch der Adel des Tentakelfürsten auch war, so war auch er letztlich nur ein Diener des Großen Ziels.
    Der Ernterat trat zusammen, um Entscheidungen zu treffen, die diesem dienlich waren, und wichtige Dinge galt es zu besprechen. Vertraulichkeit war kein Grund dafür, persönlich zusammenzutreffen – Worttentakel waren die Vertraulichkeit in Person –, aber die Komplexität des Vorhabens und die immer wieder auftretenden Feinheiten dessen, was seit langen Jahrtausenden als die Große Täuschung bekannt war, bedurfte der Erfahrung und direkten Planung aller mittlerweile 116 Fürsten dieser Welt, der Hauptwelt des neuen Tentakelsektors, des Knotenpunkts der Ersten Welle, der Hüterin der Zweiten.
    Und so reiste auch der Tentakelfürst in das zentrale Konglomerat, das auf den Resten dessen errichtet worden war, was der Dünger einst »Hauptstadt« genannt hatte. Es war bereits in voller Transformation, und es würde kein Jahr mehr vergehen, dann würde es voll und ganz den besonderen Ansprüchen seiner neuen Herren entsprechen, so, wie es sich schließlich auch gehörte.
    Tentakelfürsten gehörten zu den Wenigen ihres Volkes, die eigene Namen trugen, und ihre herausragende Intelligenz und die besondere Position wurden dadurch noch einmal unterstrichen.
    Clematis trug einen Namen, den bereits jene vor ihm getragen hatten, aus deren Saatgut er gesprossen war, und in den Reihen seiner genetischen Familie fanden sich viele Weltenherrscher und Flottenfürsten. Obgleich Clematis erst auf Ambius gewachsen war, enthielt sein Saatgut doch das komprimierte Wissen seiner Vorfahren, das im Tentakeltraum beständig erweitert und ergänzt wurde. Das schnelle Wachstum seines Volkes und die Tatsache, dass die Seinen kurz nach der Knospung bereits volle mentale Reife entwickelten, gehörten zu den unbestreitbaren Vorteilen im stetigen Wettbewerb mit dem Dünger.
    Es war wichtig, diese Vorteile zu haben und zu nutzen, wogen sie doch andere, durchaus gravierende Nachteile wieder auf.
    Als Clematis das Konglomerat erreicht hatte, ließ er sich sofort auf der Wannensänfte in den Ratssaal bringen. Er wollte nicht der Letzte sein, denn wer den Saal zuletzt betrat, war für die Abwicklung der Eingangszeremonien verantwortlich, eine anstrengende, nervtötende und allseits gehasste Tradition, die noch auf der Wurzelwelt entstanden war und deren Einhaltung im Tentakeltraum ein immer wiederkehrendes Thema war.
    Er hatte Glück. 87 weitere Tentakelfürsten waren zwar bereits versammelt, und 17 hatten sich aufgrund wichtiger Verpflichtungen entschuldigt, aber das bedeutete, dass noch neun ihrer Artgenossen fehlten. Als seine Diener ihn auf den vorgegebenen Platz im Halbrund des Saales trugen, betrachtete Clematis seine Artgenossen aufmerksam und mit höflichem Wippen seiner Gehirnknospe, die hier, eines jeden Schutzes beraubt, deutlich zeigte, dass er bereit war, gewaltlos und friedlich mit den anderen zu kommunizieren. Sein Blick fiel auf Scyphozoe, den ersten aller Tentakelfürsten auf Ambius, der als Herr über die Saatflotte den

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