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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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mir eine Freude, vor dem Antlitz der Vorfahren und in der Gewissheit des Tentakeltraumes, der unsere Treue zur Tradition zu würdigen wissen wird, die Diskussion zur Etablierung der Großen Täuschung zu beginnen. Als Erstes darf ich den geschätzten Porites bitten, uns einen Bericht über den Stand der zweiten Saatwelle zu geben.«
    Porites, der das Amt des Beobachters innehatte, bewegte sich sacht in seiner Wanne und richtete den Augenkranz auf den Vorsitzenden.
    »Respektierter Scyphozoe, ich danke für das Wort. Verehrter Ernterat, ich kann mich meiner Aufgabe schnell entledigen. Wie Sie alle wissen, hat die erste Welle dieses Expansionsabschnittes erfolgreich Achtzehn Düngewelten erreicht und erobert. Widerstand ergab sich entsprechend der vorberechneten Parameter, den Vorfahren sei Dank!«
    Murmelnd wiederholten die Anwesenden die traditionelle Formel, dann fuhr Porites fort. »Die zweite Welle, die den letzten Expansionsring kurz nach unseren Flotten verlassen hat, dürfte binnen zweier Monate eintreffen. Da nichts Unvorhergesehenes geschehen ist, müssen wir sie nicht warnen noch zur Umkehr auffordern. Die Saat ist sicher.«
    »Die Saat ist sicher«, echote der Rat mit einem kollektiven Unterton der Zufriedenheit.
    »Dennoch haben uns die Vorfahren gelernt – und der Tentakeltraum bestätigt es immer wieder auf das Neue –, dass der Dünger in seiner Blindheit lichte Momente der Erkenntnis hat und Überraschungen bereit halten kann, die in der Vergangenheit manchem Saatschiff den unvermittelten Untergang bereitet hat. Und so ersannen die Vorfahren die Große Täuschung, dafür sei ihnen Dank!«
    »Den Vorfahren sei Dank!«, echote der Rat.
    »Die Täuschungswelt ist bereits erkoren. Dort regiert bisher nur ein einzelner Tentakelfürst, so, wie es das Ritual will. Im letzten Tentakeltraum habe ich mit Cyclolites konferiert. Er ist bereit, der Inspiration dieses Ernterates zu folgen. Es ist nun an uns, einen Tentakelfürsten zu benennen, der die Täuschung leiten soll.«
    Perites deutete mit der oberen Hälfte seines Körpers eine Verbeugung an. Scyphozoe nahm dies zum Anlass, eine Nachfrage zu stellen.
    »Sind die Vorbereitungen auf der Täuschungswelt weit genug gediehen?«
    »Cyclolites sagte, dass jene Welt bereit sein wird, sobald der Dünger sich bemerkbar macht«, antwortete der Berichterstatter.
    »Haben andere Ratsmitglieder eine Frage an Perites?«
    Die Fürsten regten sich kaum. Dies war zwar für alle die erste Große Täuschung – und damit auch die letzte, denn sie würden ihre Welten niemals mehr verlassen –, aber sie kannten den Ablauf aus dem genetisch vorprogrammierten Wissenspaket des Saatgutes sowie aus den über den Tentakeltraum vermittelten Erfahrungen.
    »So schreiten wir zur Wahl des zuständigen Fürsten. In Vorbereitung dieser Sitzung haben sich drei Kandidaten etabliert. Ich nenne die Namen von Clematis, Hedera sowie Lathyrus. Will jemand seinen oder den Namen eines anderen Fürsten der Liste hinzufügen?«
    Erneut schlug dem Vorsitzenden Schweigen entgegen.
    »So sollen sich die Kandidaten dann vorstellen. Ich rufe Hedera nach vorne, damit er seine Qualifikationen darlegt.«
    Clematis' Aufmerksamkeit schaltete sich ab. Hedera war der am wenigsten geeignete Kandidat der Troika und würde auch durch eine flammende Rede nichts daran ändern können. Clematis' Aufmerksamkeit driftete fort von dem umständlichen und langsamen Vortrag seines Mitbewerbers, wanderten auf jene Welt, die darauf wartete, Bühne der Großen Täuschung zu werden. Er hatte sie im Tentakeltraum betrachtet und für geeignet befunden. Wenn jener Cyclolites seine Aufgabe gut machte, würde die Täuschung gelingen und das Risiko für die Zweite Welle minimiert, ganz genauso, wie es geplant war.
    Ja, Clematis fühlte sich dieser Aufgabe gewachsen. Er hatte das genetische Material für den geeigneten, ja perfekten Worttentakel bereits ausgewählt. Alles würde sich richten, dort, auf der Täuschungswelt, die der Dünger einst Lydos nannte.
    Und er würde der dafür zuständige Fürst sein, daran konnte es keinen Zweifel geben. Er würde diese Erfahrung seiner DNA hinzufügen und sein Saatgut würde bei der nächsten Expansion zu den vorzüglichsten gehören. Viele Fürsten verstanden das nicht, sahen nicht, dass in ferner Zukunft, Jahrhunderttausende von jetzt, es nur noch einen Tentakelfürsten geben würde. Und Clematis hatte die volle Absicht, dass seine Gene in dieser fernen Herrschergestalt die dominierenden

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