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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Widerstand des Düngers niedergerungen und die Landung überwacht hatte. Obgleich er jetzt, nach der Ausbringung des Saatgutes und der ersten Ernte, nurmehr Gleicher unter Gleichen war, gehörte er doch zu jenen, denen man besonderen Respekt entgegen brachte. Ihm gehörte das Herrschaftsgebiet, auf dem das Konglomerat lag, und rein formal gesehen waren sie alle seine Gäste. Er würde, wie es die Sitte war, die Diskussion moderieren und versuchen, Einigkeit herzustellen. Clematis erwartete keinen großen Disput: Die Große Täuschung war ein bewährtes Manöver und würde auch diesmal wieder glücken, sie würde den Dünger verwirren, bis die zweite Welle der Saatflotten eintraf und sich weiter in das zusammenbrechende Gebiet ihrer Opfer vorarbeitete. So war es immer gewesen und so würde es auch diesmal sein.
    Dennoch galt es, wichtige Entscheidungen zu treffen: Der Tentakelfürst musste benannt werden, der für die Große Täuschung auserkoren war, er musste Worttentakel entwerfen und säen, die den speziellen Bedürfnissen des hiesigen Düngers Rechnung trugen und er musste dafür sorgen, dass die Täuschungswelt bereit war. Die Auswahl dieser Welt war bereits getroffen, und auch dort gab es mittlerweile einen Tentakelfürsten, doch dieser war, wie Scyphozoe, ein Flottenkommandant und ihm fehlten möglicherweise die Fähigkeiten, die für diese Mission notwendig waren. Er benötigte Anleitung, DNA-Informationen für die Aufzucht der Worttentakel und eine beständige Verbindung im Tentakeltraum, die die Aufsicht von Ambius her ermöglichte. Nicht zuletzt war hier das beste Erbgut versammelt worden, um diesen Abschnitt der Expansion zu koordinieren.
    Clematis selbst rechnete sich durchaus gute Chancen aus, mit dieser ehrenvollen Aufgabe betreut zu werden. Sein Name war in den Vorgesprächen schon mehrmals gefallen und die Konkurrenz war nicht groß: So wichtig die Große Täuschung auch war, so wenig rissen sich die Fürsten normalerweise um die Aufgabe, sie auch durchzuführen. Es gab andere, weniger anstrengendere Pflichten zu erfüllen, und Ehrgeiz war eine Emotion, die nur bei wenigen Tentakelfürsten erkennbar war. Auch bei Clematis war sie nicht sehr ausgeprägt, und dennoch war er prädestiniert für diese Aufgabe, hatten andere seines Geschlechtes doch schon mehr als ein Dutzend Mal diese Rolle mit Bravour gemeistert. Warum sollte er sich nicht ebenfalls in diese ruhmreiche Reihe einordnen können?
    Als er seinen Platz erreicht hatte, sah er neben sich zwei enge Verbündete, die für ihn stimmen würden, und natürlich war diese Sitzordnung kein Zufall, sondern von den Worttentakeln sorgfältig vorbereitet. Gorgonia war kurz nach ihm gesät worden und saß zu seiner Linken, Porites hatte kurz nach seiner Eintopfung erstmals Dünger geschmeckt und saß zu seiner Rechten. Ein leichtes Wedeln mit den Pseudopodien genügte als Begrüßung, die drei Fürsten waren sich bereits viele Tage vor der Einberufung des Ernterates über alle wichtigen Punkte einig gewesen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis die fehlenden Mitglieder eingetroffen waren. An der vor Enttäuschung gelblichen Hautfarbe des Nachzüglers Tubipora konnte Clematis mit gewisser Genugtuung erkennen, dass dieser über die Aussicht, die Eröffnungszeremonien leiten zu dürfen, wenig erbaut war. Tubipora war einer der Tentakelfürsten, dessen Ausscheiden aus dem Genpool Clematis jederzeit befürworten würde, und er wusste, dass den Vorfahren dieses Regenten schon in vorhergehenden Expansionen hin und wieder beinahe der Prozess gemacht worden war. Auch Tubipora zeigte seinen schlechten Genen Respekt und kam nicht nur zu spät, er bewegte sich auch so heftig in seiner Wannensänfte, dass Nährflüssigkeit zu Boden schwappte und von eilfertigen Setzlingen aufgewischt werden musste.
    Geschmacklos.
    Aber amüsant.
    Geschieht ihm recht , dachte Clematis und schaltete mental ab, als der Nachzügler sich in sein Schicksal ergab und begann, die Rezitationen anzustimmen, denen sowieso niemand richtig zuhören würde. Es galt nur, das Ende der Zeremonie nicht zu verpassen, um sogleich zum Kern der Sache vorzudringen.
    Die Rezitationen wurden von Tubipora ohne große Lust abgespult und als er zum Ende gekommen war, gossen einige Wannensetzlinge koffeinhaltige Substanzen in die Nährflüssigkeit, um die Sinne ihrer Gebieter wieder zu schärfen. Clematis verspürte keinerlei Bedürfnis danach und hörte, wie Scyphozoe das Wort ergriff.
    »Verehrte Fürsten, es ist

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