Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Tempel, ohne dass sie durch das Fenster mehr als nur einen flüchtigen Eindruck von Tentakelwachen erhaschen konnte. Minuten später setzte der Bus auf einem Landeplatz auf, der direkt zu den Arkaden und Rundgängen führte, die sie in der Nähe des Hauptgebäudes gesehen hatte. Und wie zur Bestätigung von Rahels Programmierungstheorie: Sobald die Passagiere den Bus verlassen und ins Freie getreten waren, begannen sie wieder, sinnloses Zeug zu reden. Rahel schloss sich wieder ihrem Anwalt an, der enthusiastisch loszuplaudern begann und sich offenbar auch keine Gedanken darüber machte, dass seine Gesprächspartnerin seinen Redeschwall nur mit gelegentlichen Kommentaren bedachte, aber ansonsten die rhetorische Arbeit weitgehend ihm überließ.
    Rahel sah sich um.
    Der Tempel war ein prächtiges Gebäude. Von hier konnte sie Details erkennen, und diese Details erschreckten sie genauso, wie sie faszinierend waren.
    Die Außenwände des eigentlichen Gebäudes standen hinter Säulen, die ein Vordach trugen. In diese Wände waren Fresken eingelassen, sehr farbig und von hoher handwerklicher Qualität – zumindest, soweit Rahel dies zu beurteilen in der Lage war. Der Anwalt war offenbar glücklich, mit ihr den Säulengang abschreiten zu dürfen, so dass sie den Darstellungen ihre Aufmerksamkeit schenken konnte. Es waren naturalistische Bildhauereien von Tentakel und Menschen, in Harmonie vereint. Alien-Kitsch. Tentakel und ein Mann saßen in einem offenen Atrium und diskutierten offenbar ernsthaft ein Buch, das vor ihnen lag. Tentakel und Menschen flanierten durch einen sonnigen Park, Kinder spielten um sie herum. Tentakel und Menschen in einer Art Labor, ernsthaft über einem Problem vertieft. Tentakel und Menschen bei einer Theateraufführung, einem Konzert, in einer Fabrikhalle, im Schwimmbad, auf einer Raumstation, auf einem Asteroiden, in einem Raumschiff. Harmonie, Kooperation, Sympathie, Freundschaft – dick aufgetragen wie kommunistische Propagandaposter aus der fernen irdischen Vergangenheit, die Rahel einmal in einem Museum hatte bewundern dürfen.
    Propaganda.
    Und die eloquenten Roboter des Blödsinns, durch Drogen ihres freien Willens beraubt, spazierten durch dieses Panoptikum der Geschmacklosigkeit und waren Teil des Bildes, nicht deren Betrachter.
    Rahels Überzeugung, dass all dies ein großes Täuschungsmanöver war, um jemanden von der Tatsache zu beeindrucken, dass die Invasoren benevolente interstellare Freunde und keine mörderischen Bestien waren, verfestigte sich mit jeder Minute. Als ihr Gesprächspartner offenbar eine zweite Runde im Säulengang drehen wollte, kam sie zu dem Schluss, dass sie hier gesehen hatte, was sie sehen wollte. Sie sah, dass Menschen überall herum liefen, und das auch einzeln, und dass sich die Gesprächspärchen eher zufällig bildeten und wieder auflösten, teilweise mitten im Satz, soweit sie das mitbekam.
    Und so wandte sich Rahel einfach ab. Ihr Gesprächspartner schien unbeeindruckt und spazierte weiter, fröhlich mit sich selbst ins Gespräch vertieft, das jetzt aber nur noch aus einem murmelnden Monolog bestand, der langsam leiser wurde.
    Rahel war allein, soweit man hier allein sein konnte. Einen enthusiastischen Gesichtsausdruck aufsetzend, marschierte sie durch die Parkanlagen mit den kleinen Springbrunnen und künstlich angelegten Bächlein, Zierbrücken, Statuetten – wieder Tentakel und Menschen in trauter Eintracht – und schaute sich mehr aus den Augenwinkeln um, als dass sie direkte Blicke riskierte. Sie war sich immer noch unsicher, was das Ausmaß der Beobachtung anging, unter der die Menschen hier standen. Andererseits schien die Konditionierung gut zu funktionieren, und im Grunde musste man den quatschenden Robotern nicht mehr Aufmerksamkeit schenken als einem Spielzeug, das immer im Kreis herum lief.
    Dennoch gesellten sich mehr und mehr Tentakel zu ihren »Schützlingen«. Es war eine andere Klasse von Aliens als jene, denen Rahel bisher direkt begegnet war. Ihre Erfahrungen konzentrierten sich auf die mächtigen Tentakelkrieger, auf den fragilen und zarten Gärtnertyp sowie einige Variationen, die sie und Maschek pauschal als »Techniker« kategorisiert hatten. Die Aliens, die, ebenfalls in diese bunten Gewänder gekleidet, hier mit ihren menschlichen Puppen ein Schauspiel der Harmonie verstärkten, waren nicht ganz so groß wie der Kriegertyp und nicht ganz so fragil wie der Gärtnertyp, in jedem Falle aber keine offensichtlich für den Kampf

Weitere Kostenlose Bücher