Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
seltsam, halb stehende, in sich zusammengesunkene Gestalt mit geschlossenen Augen, von unsichtbaren Kräften in der Luft festgehalten.
    Ihre Blicke glitten daran ab wie Wasser. Sie wichen der Frau aus, aber sie grüßten sie nicht, sagten nichts zu ihr und unterhielten sich einfach weiter, als sei nichts Außergewöhnliches zu sehen.
    »Ich bin ja durchaus, aber nicht immer.«
    »Immer mal wieder, würde ich sagen. Im Zulauf, im Zulauf!«
    »Ha! Ja! Soweit!«
    »Naja, und dann auch wieder nicht. Nur ein Update.«
    »Und morgen, und übermorgen, und dann nochmal.«
    Sie gingen weiter, warfen keinen Blick zurück. Rahel schaute ihnen verblüfft nach, doch nutzte die Gunst des Augenblicks und zog die Bewusstlose in den Geräteschuppen. Niemand würdigte der seltsamen Aktion auch nur eines Blickes.
    Rahels Hände flogen über den Körper der Frau, als sie sie niedergelassen hatte. Sie streifte die weite, herabfallende Kleidung herab und darunter trug sie eine einteilige Montur, wie einen Badeanzug. Rahels Blick fiel auf den Nacken der Frau, vorher verdeckt durch einen kunstvoll gearbeiteten Kragen. Von einer winzigen Erhebung in der Nähe ihrer Wirbelsäule führte offenbar eine subkutane Röhre hinauf und verschwand im Schädel der Frau. Rahel erkannte eine krude Version dessen, was überall und weitaus schwerer zu entdecken in ihrem eigenen Körper verborgen war.
    Das passte. Es passte ganz hervorragend. Das absurde Verhalten der Menschen, ihre scheinbare Freiheit und Zufriedenheit, war offenbar das Resultat einer pharmakologischen Induktion. Es waren tatsächlich nicht viel mehr als aufziehbare Puppen, autonom nach einem vorbereiteten Muster gesteuert. Und niemand betrieb einen derartigen Aufwand, ohne ein ganz spezielles Ziel damit zu verfolgen.
    Rahel zog sich das Gewand über, rückte den elaborierten Kragen zurecht und erhob sich. Die Bewusstlose würde mit der Dosis, die sie ihr verabreicht hatte, mindestens zwölf Stunden schlafen. Bis dahin würde Rahel den Tempel wieder verlassen haben, das war zumindest ihre Absicht. Sie schaltete die Funktionen ihrer Rüstung auf Standby. Es würde kaum möglich sein, irgendetwas anzumessen. Sie führte keine Waffe mit sich, von einem kleinen Messer einmal abgesehen. Wenn alles gut ging, würde sie keine Gewalt einsetzen müssen.
    Rahel holte tief Luft und trat wieder ins Freie.
    Die Szenerie hatte sich nicht geändert. Rahel spazierte gelassen über den Platz. Als ein Mann auf sie zutrat, war sie für einen Moment alarmiert. Er hatte eine hohe Stirn, eine Frisur wie aus dem Windkanal, wirkte etwas pummelig, vor allem um die Beine herum, und blickte Rahel direkt an. Dann begann er zu sprechen.
    »Weiterungen sind soweit vorgesehen«, meinte er mit dem Brustton der Überzeugung. »Ich notiere mir mal den Termin.«
    »Soweit das möglich ist. Möglichkeiten bestehen immer«, improvisierte Rahel eine Antwort. Sie schien ihrem Gesprächspartner zu genügen, denn er setzte die gehaltvolle Konversation mit Begeisterung fort. Es schien für ihn völlig selbstverständlich zu sein, Blödsinn zu reden. Wahrscheinlich war er vor der Manipulation durch die Tentakel Anwalt oder Schriftsteller gewesen. Oder beides. In diesem Falle hatten die Aliens an diesem Modell nichts mehr verbessern können.
    »Ich suche das Gespräch zum Buch. Das Buch sucht das Gespräch zu mir. Wir sind alle Bücher, irgendwie.«
    Und so ging es weiter. Rahel fühlte sich sicher, mit ihrem neu gefundenen Freund über den Platz zu spazieren. Es dauerte keine fünf Minuten, als sich die Türen der drei geparkten Gleiterbusse öffneten. Dies schien für alle das unhörbare Signal zu sein, die Fahrzeuge zu betreten. Die Gespräche erstarben fast unmittelbar. Auch Rahel schwieg. Sie folgte der Tempelgruppe in eines der Fahrzeuge. Es schien keine Sitzordnung zu geben. Sie setzte sich auf den erstbesten Platz und niemand schien sich darüber zu beschweren. Auch im Fahrzeug war weit und breit kein Tentakelsoldat zu sehen. Der Bus war offenbar vom Autopiloten gesteuert.
    Nachdem alle sich gesetzt hatten, erhob sich der Bus auf seinem Schwebekissen und eilte in gemächlicher Geschwindigkeit auf den Tempel zu. Keiner der Passagiere warf einen Blick nach draußen. Niemand sprach. Es war, als hätte sie jemand abgeschaltet. Dennoch war es Rahel, als wären diese Menschen nicht ferngesteuert in einem bewussten Sinne, sondern eher, als würden sie ein vorgefertigtes Programm abspulen.
    Sie passierten die Absperrungen zum

Weitere Kostenlose Bücher