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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Kopf.
    »Das würde ich gerne vermeiden. Sehr gerne. Ein sauberer Infarkt ist das Beste. Ich würde es selbst machen, in nicht allzu ferner Zukunft, um dem ein Ende zu setzen. Jetzt ist aber auch ein guter Zeitpunkt. Es ist vernünftig, es ist logisch und es ist notwendig. Sie tun mir damit einen Gefallen. Suzanna würde sie auch darum bitten. Wir haben oft darüber gesprochen.«
    »Das ist absurd«, sagte Rahel lahm.
    »Sie müssen. Gut, ich könnte es selbst, aber das würden die Tentakel als Selbstmord erkennen und sie würden es untersuchen. Ich muss friedlich im Schlaf entschlummern, als müssen Sie es tun, wenn ich bereits betäubt wurde.«
    »Ich …«
    »Es bleibt keine Zeit.«
    Rahel suchte in den Augen des Arztes nach einer Gefühlsregung, nach einem Hinweis darauf, dass er das nicht wirklich forderte und er die Hoffnung hatte, dass sie dann doch noch ablehnen würde.
    Sie fand nichts dergleichen.
    Karmann hatte offenbar schon vor recht langer Zeit mit einem Leben abgeschlossen, und dieser Anlass war ihm so lieb wie jeder andere.
    Ein kaum wahrnehmbares Summen erfüllte den Raum.
    »Es beginnt«, formte Karmann seine Lippen. »Ich werde in wenigen Sekunden eingeschlafen sein. Handeln Sie jetzt, und handeln Sie richtig! Ich verspreche Ihnen – ich werde Ihnen nachher keine Vorwürfe machen!«
    Dann gab er ihr in schnellen Worten die notwendigen Anweisungen, um die Zuführung der Drogen zu bewerkstelligen.
    Mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen schloss er die Augen. Rahel wusste nicht, ob er es nur tat, um keine Antwort mehr von ihr wahrnehmen zu können, oder ob er tatsächlich bereits schlief. Aber als sie bemerkte, wie sich sein Brustkorb entspannt atmend bewegte und auch alle anderen Liegenden in Schlummer gefallen zu sein schienen, war ihr klar, dass sie als Einzige noch wach war. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf den Rat des Schlafenden zu vertrauen.
    Eines Mannes, den sie jetzt umbringen musste.
    Sie erhob sich.
    Niemand sonst regte sich.
    Es dauerte keine zehn Minuten, da hatte sie die schlafende Suzanna aus dem Geräteschuppen in den Schlafsaal getragen und auf ihr Bett gelegt. Dann begann sie, ohne es erneut in Frage zu stellen, mit dem Morden.
    Sie beugte sich über das Gerät neben dem Bett des schlafenden Arztes und begann die Manipulationen, die ihr der Mann beschrieben hatte. Ihre Handgriffe waren schnell und zielsicher, und es war kein Zögern in ihren Bewegungen. Es dauerte keine Minute, und sie war sich sicher, dass sie dem Mann verabreicht hatte, was er ihr zu beschreiben in der Lage gewesen war. Sie starrte den reglosen Körper eine weitere Minute an, dann noch eine. Bald musste die Überdosis erreicht sein. Nicht einen Moment machte sie Anstalten, die Prozedur zu unterbrechen. Schließlich drehte sie die Zufuhr wieder auf normal und wiederholte die gleiche Aktivität bei Suzanna. Auch dort zögerte sie keinen Moment und stellte nach kurzer Zeit den Urzustand wieder her.
    Dann zuckte der Arzt zusammen. Ein unterdrücktes Stöhnen entrang sich kurz seiner Kehle, er öffnete den Mund, riss die Augen auf, doch dann war er bereits tot.
    Mit einer sparsamen Bewegung berührte sie seine Halsschlagader.
    Nichts. Sie fühlte seinen Puls am Handgelenk. Nichts. Auf den kurz aufzuckenden und dann in sich zusammenfallenden Körper Suzannas reagierte sie gar nicht mehr. Sie hörte sie nicht mehr Atmen, saß immer noch auf dem Rand ihres Bettes. Eine ihrer Hände hatte sich in das dünne Bettlaken verkrampft.
    Rahel ignorierte es.
    Noch einen kurzen Moment schaute sie auf die Leichen, als ob sie nach etwas suche. Tatsächlich fehlte ihr etwas, und sie war gleichzeitig überrascht wie beunruhigt über dieses fehlende Element. Sie suchte nach einer emotionalen Reaktion in sich, eine Reaktion auf den Mord, den sie gerade verübt hatte. Nein, nein, da war nichts. Sie hatte ihren Job getan, ordentlich und sauber.
    Sie verspürte kein Bedürfnis, sich die Hände zu waschen.
    Rahel wandte sich ab, verließ das Gebäude ungesehen. Sie schlich sich fort, behutsam, immer auf mögliche Tentakelpatrouillen achtend. Je mehr sie sich von der Ortschaft entfernte, desto sicherer fühlte sie sich.
    Während sie sich durch die Natur arbeitete, zunehmend müde, aber stetig dem Treffpunkt zustrebend, suchte sie weiter in sich nach dem Gefühl, das sie die ganze Zeit erwartete – die Trauer, der Hass, die Bestürzung über das eigene Tun. Sie wartete darauf, dass sich die Rahel Tooma, die sie vor

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