Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Firma betreibt? Ist das kein Grund, ihn festzuhalten?«, erboste ich mich.
Beschwichtigend legte Gregor seine Hand in meinen Nacken und bewegte mich mit sanftem Druck zum Aufstehen. Wir gingen ohne Ansmann vor die Tür. Unsanft zog er mich zu sich heran, sodass sich unsere Hüften berührten.
»Zwei Dinge«, sagte er. »Erstens: Ansmann weiß weder von dem Verhör noch von den Unterlagen, die wir Sachs überlassen haben. Also auch nichts über diese Mauscheleien. Belassen wir es erst mal dabei.«
Ich zog eine Schnute. »Und zweitens?«
»Wir wissen jetzt, dass Richard Pfeiffer Sachs nicht erpresst hat. Und ich war zu dem Schluss gekommen, dass Sachs nichts von der Akte wusste, ehe ich sie ihm unter die Nase gehalten habe.«
»Ich weiß. Warum ist das jetzt so wichtig?«
»Weil es bequem zu einer neuen Vermutung passt«, sagte er und zündete sich eine Kippe an.
»Und was für eine Vermutung wäre dies?«
Er blies den Qualm an meinem Ohr vorbei. »Ich glaube, Sachs hat Pfeiffer nicht umgelegt.«
12.
»Du denkst also, Sachs wurde die Leiche untergeschoben?«, fragte Ansmann.
»Entweder dies oder er hat bei der Beseitigung geholfen.«
Ansmann runzelte nachdenklich die Stirn. Irgendwann, als dem Verkäufer die Brille in die Gebäckschublade plumpste und er uns mit bang gewordenen Äuglein entgegenblinzelte, bimmelte mein Handy.
»Hallo, Esther. Gefällt dir die Story?«
Es war Olaf. Ich hatte völlig vergessen, dass er für heute einen beschwichtigenden Beitrag in Bezug auf mich und Metins Detektei schreiben wollte. Für mich klang er einen Tick zu hämisch. Ganz offensichtlich hatte es ihm Spaß gemacht, den Artikel zu schreiben. Grund genug, nicht darüber Bescheid wissen zu wollen.
»Sehr schön. Sehr schön«, log ich.
»Ich habe ein paar Neuigkeiten zu dem Brand bei euch in Gerthe. Wenn du ein paar Schlagzeilen zum Audimord für mich hast, gebe ich sie dir durch.«
Ich grämte mich. »Ich brauche jetzt nichts Neues über den Brand. Außerdem steht es ja sowieso morgen in der Zeitung.«
»Von wegen. Die Polizei hat meine Kollegen angeordnet, ihre Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen zurückzuhalten.«
Mir schlackerten die Ohren. »Ich ruf dich nachher zurück.«
»Wer war das?«, hakte Ansmann sofort ein.
»Familie.«
»Ihr Bruder? Hat er diese dämliche Geschichte über Sie eingefädelt?«
Ich merkte, wie die Hitze in mein Gesicht strömte. Vielleicht wollte ich doch darüber Bescheid wissen. Gregor gab sich unwissend.
»Da steckt doch Ihr Chef dahinter«, redete Ansmann weiter. »Seine Klitsche ist dem KK 22 schon lange ein Dorn im Auge.«
Natürlich platzte ich vor Neugier. Doch ich konnte an seinem Mienenspiel erkennen, dass er nur darauf anlegte, mir meinen Job bei Metin madig zu machen. Früher oder später würde ich selbst schon dahinterkommen, was in Metins Laden nicht koscher lief. Und Corinna würde mir den Rücken stärken. Also gab ich mich unbeeindruckt. Prompt stand Ansmann ohne weitere Ankündigung auf und ging wortlos durch die Tür. Gregor steckte seinen Zinken in die Teetasse, dann warf er den Kopf in den Nacken. Als er das Tässlein auf das Tellerlein stellte, glitzerte sein feuchter Schnurrbart unter der Deckenlampe.
»Warum haben Sie sich die Sache mit den Totenflecken angelastet?«
Er grinste selbstgerecht. »Ich habe nicht das erste Mal in seinem Dezernat herumgeschnüffelt.« Sein Grinsen verschwand. »Trotzdem sollten Sie in Zukunft vorsichtiger sein. Sie müssen Ihre Informanten schützen. Ihre seltsame Verbindung zu diesem Richter könnte Ihnen später noch einmal nützlich sein.«
Es klang, als hätte er Erfahrungen darin.
»Was kommt als Nächstes?«, fragte ich ihn.
Dünkelhaft lehnte sich Gregor in den Sessel zurück und drückte das rot marmorierte Rückenkissen platt. »Zunächst einmal wird Ansmann innerhalb seiner MK klarstellen, dass er es war, der diese Spuren entdeckt hat. Dann wird er sich von der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl für die Witwe und einen Durchsuchungsbefehl für ihr Haus geben lassen, um noch Spuren von der Tat sicherzustellen.«
Ich glaubte nicht, dass sich noch irgendetwas in diesem Haus verwerten ließ. Die ganze Etage, in welcher der Mord stattgefunden hatte, war abgerissen. Früher oder später würde der Moment kommen, an dem ich über die Parkettfliese sprechen musste. Aber ich wollte diesen Moment so lange wie möglich hinauszögern. Ich wusste nicht, wie man es nannte, was ich getan hatte: Diebstahl,
Weitere Kostenlose Bücher