Teranesia
ich auf die Schule gehen. Klingt doch fair, nicht wahr?«
Madhusree schüttelte unglücklich den Kopf, aber Prabir vermutete, dass es sich mehr auf die Abwesenheit von Ma bezog als auf die Androhung des Schulbesuchs. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Es ist nicht für sehr lange Zeit. Ich habe sofort verstanden, was sie wollten. Sie wollen, dass wir Teranesia verlassen.«
Er brachte sie zurück in die Hütte seiner Eltern, zog ihr eine saubere Hose an und packte dann die Tasche, in der sie ihre Sachen transportierten, wenn sie auf die Fähre gingen. Es fiel ihm schwer zu entscheiden, welche Sachen lebenswichtig waren. Zweifellos warme Kleidung, falls sie immer noch auf dem Meer waren, wenn es Nacht wurde, aber was war mit Windeln, Lotionen und Puder? Madhusree hatte nun schon seit mehreren Monaten die Toilette benutzt, indem sie auf die Stufen stieg, die sein Vater für sie angebracht hatte, aber wie würde sie auf dem Boot zurechtkommen? Er beschloss, ihr altes Nachttöpfchen mitzunehmen; Windeln nahmen zu viel Platz ein, aber er konnte kaum von ihr erwarten, dass sie über die Bordwand pinkelte.
In der Küche füllte er Fruchtsaft in sechs ihrer alten Nuckelfläschchen. Normalerweise trank sie bereits aus einem Becher, aber wenn sie müde oder missgelaunt war, bot seine Mutter ihr manchmal eine Flasche an. Außerdem würde es im Boot vieles vereinfachen. Er nahm sich drei Packungen der Kekse, die sie aß, und eine Dose mit Milchpulver, doch dann überlegte er, ob Dosennahrung sinnvoll war. Wenn sie ihre Eltern bis zum ersten Abend nicht wiedergefunden hatten, mussten sie auf dem Land übernachten. Also war es kein abwegiger Gedanke, Essen in Töpfen zu erhitzen. Er würde den kleinen Methanolgaskocher mitnehmen, den sie für den Fall eines Stromausfalls bereithielten.
Madhusree folgte ihm, als er von einer Hütte zur anderen ging, um alles, was sie brauchten, am Rand des Kampungs auf einem Haufen zu sammeln. Es machte ihn nervös, dass sie frei herumlaufen konnte, aber es hätte ihn zu sehr behindert, wenn er sie überallhin tragen musste, und nachdem sie in der Küche gewesen waren und Madhusree in die Schmetterlingshütte gelugt hatte, war sie überzeugt, dass sich Ma und Baba nicht mehr im Kampung aufhielten. Er widerstand dem Drang, sie zu ermahnen, sich vom Garten fernzuhalten, aber wenn er diesen Punkt nicht erwähnte, würde sie überhaupt nicht daran denken, dort nachzusehen.
Als er das Motorboot aus der Lagerhütte zog, schien Madhusree endlich den Gedanken zu akzeptieren, dass sie abreisen würden.
»Ambon!«, rief sie.
»Nein, nicht nach Ambon. Die Fähre verkehrt nicht mehr. Wir fahren nach Süden, ganz allein.«
Das Boot und der Außenbordmotor bestanden aus ultraleichten Kohlenstofffasern. Normalerweise trug sein Vater den Motor in den Armen, wenn es zum Strand oder zurück ging, während seine Mutter den Rumpf über dem Kopf balancierte. Prabir hatte geplant, den voll beladenen Rumpf zum Wasser zu schieben, doch nachdem er sich einmal dagegen gestemmt hatte, wusste er, dass er es auf diese Weise niemals schaffen würde. Er musste den Weg mindestens viermal zurücklegen: mit dem Rumpf, mit dem Motor, mit Treibstoff und Wasser, dann mit Lebensmitteln, Kleidung und allem anderen.
»Scheiße!« Fast hätte er es vergessen. Er kehrte in die Lagerhütte zurück und zog die zwei kleineren Schwimmwesten von den Haken an der Wand. Er starrte verständnislos auf die zwei größeren, die noch vorhanden waren, dann verließ er die Hütte.
Er konnte Madhusree nicht in ihr Bettchen zurückbringen; selbst wenn sie nicht zu schreien begann, war er nicht gewillt, sie noch einmal allein zu lassen. Also schleppte er den Bootsrumpf zum Strand, während Madhusree ihm auf dem Fuße folgte. Der Rumpf war extrem leicht, aber da seine Arme nicht ganz bis zu den Wänden reichten, wenn er genau unter dem Schwerpunkt des umgekippten Bootes stand, musste er es entweder näher am Bug festhalten, wo der Abstand der Wände geringer war – wobei er jedoch das Gewicht nicht mehr balancieren konnte – oder die hochgereckten Hände gegen den Boden stemmen, was ungefähr genauso unbequem und anstrengend war. Schließlich setzte er beide Methoden abwechselnd ein, aber er musste trotzdem nach immer kürzeren Abschnitten anhalten und sich ausruhen. Das hatte nur einen Vorteil: Madhusree bekam keine Schwierigkeiten, mit ihm Schritt zu halten.
Er ruhte sich ein paar Minuten lang am Strand aus, dann trug er Madhusree zurück
Weitere Kostenlose Bücher