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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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wäre er zurückgeblieben, um sämtliche Bilder im Korridor gerade zu hängen. Damit konnte er nicht einmal Eindruck auf seine Vorgesetzten machen und seine Stellung absichern; dazu müsste er schon seine Freizeit damit verbringen, fortgeschrittenes Wirtschaftsvoodoo an der Abendschule zu studieren – eine Aussicht, die ihn maßlos deprimierte. Aber nun hatte er vermutlich bis Montagmittag Ruhe, wenn den Verkaufsleitern und Marktforschem ein neuer Werbegag eingefallen war.
    Als er seinen Schreibtisch verließ, erloschen der Bildschirm und die Tischbeleuchtung; ein Lichtkobold an der Decke führte ihn durch die Dunkelheit zu den Aufzügen. Wenn er freitagnachts einige Stunden vergeudete, war das keine große Tragödie, aber er erlebte jedes Mal dieselbe Enttäuschung, wenn er versuchte, irgendeine Form von Befriedigung aus seiner Arbeit zu gewinnen. Er musste schon sehr stupide oder von einer Zwangspsychose besessen sein, wenn er weiterhin so tat, als könnte er jemals Befriedigung finden.
    Es war erst halb zehn, aber als er auf die Bay Street hinaustrat, wurde ihm plötzlich schwindlig vor Hunger, als hätte er den ganzen Tag lang gefastet. Er kaufte sich eine in klebrige Folie verpackte Mahlzeit von einem Automaten und verzehrte sie, während er auf den Bus wartete. Es war ein kühler Winterabend; der Himmel schien klar zu sein, aber hinter der Straßenbeleuchtung war nur ein leeres, Sternenloses Grau zu erkennen.
    Als er nach Hause kam, stellte er fest, dass Madhusrees Tür verschlossen war, also wollte er sie nicht stören. Er ließ sich auf das Sofa sinken, während sich der Fernseher einschaltete, ohne Ton und das Bild in halber Größe. Ein drei Meter breites Bild war eine feine Sache, wenn man völlig eintauchen wollte, aber ein Gesichtsfeld voller Aktivitäten war äußerst kontraproduktiv, wenn man eigentlich nur darauf hoffte, möglichst bald einzudösen. Prabir dachte immer noch an die Arbeit – auch nachdem die Software fertig war, gab es verschiedene kleine Dinge, an denen er noch eine Weile herumbasteln konnte. Aber die Bank hatte die strikte Direktive ausgegeben, dass es für die Software-Entwicklung keinen Zugang von außen gab.
    Als jemand auf der Straße die Türklingel drückte, erschien in einer Ecke des Bildschirms ein kleines Fenster, das Felix zeigte, wie er vor Kälte mit den Füßen scharrte. Prabir hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil er ihn schon die ganze Woche hatte anrufen wollen. Felix breitete die Arme aus und blickte genau in die Kamera, mit theatralisch flehender Miene. »Komm rauf«, sagte Prabir.
    Felix betrat das Apartment und sah sich grinsend um. »Und was hast du heute Abend vor?«
    Prabir zeigte auf den Fernseher. »Ich unterziehe mich meiner Verdummungstherapie.«
    »Wollen wir irgendwohin gehen?«
    »Ich weiß nicht. Bin gerade nach Hause gekommen. Fühl mich ziemlich müde.«
    Felix nickte mitfühlend. »Ich auch.« Aber er sah keineswegs müde aus. »Ich bin direkt hergekommen. Ich hatte noch eine Ladung Münzen im Säurebad, die ich nicht allein lassen konnte.«
    »Hast du schon was gegessen?« Prabir ging ein paar Schritte in Richtung Küche. »Wir haben alles Mögliche da, wenn es dir nichts ausmacht, etwas Aufgewärmtes zu essen.«
    »Danke, nicht nötig. Ich habe mir während der Arbeit etwas geschnappt.« Felix arbeitete als Restaurator am Royal Ontario Museum; sein Arbeitsgebiet umfasste alles von der Kunstgeschichte bis zur Zoologie. Er beschwerte sich häufig, dass die Arbeit meistens nur aus ›banalen‹ Labortätigkeiten bestand, aber er schien eine ganz andere Vorstellung von einer ›banalen Tätigkeit‹ zu haben als jemand, der im Bankgewerbe beschäftigt war.
    Er beugte sich herab und küsste Prabir. Dann kam er näher und legte einen Arm um ihn. Prabir bemühte sich, mit einer gewissen Leidenschaft zu reagieren, den Kuss zu erwidern und seine Nackenmuskeln zu entspannen. Er wollte sich einfach nur wohl fühlen, genauso unbefangen wie Felix sein, doch sein Herzschlag setzte immer noch für einen Moment aus, wenn der panische Augenblick der ersten Berührung kam.
    Selbst als Madhusree vor neun Jahren bei ihm eingezogen war, hatte Amita nicht versucht, ihm das Sorgerecht streitig zu machen, sondern sich mit Madhusrees Entscheidung abgefunden. Trotzdem war Prabir niemals davon überzeugt gewesen, dass ihm nicht irgendwann von irgendjemand eine Klage ins Haus flatterte, und ein achtzehn Jahre alter Vormund, der unter demselben Dach wie seine

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