Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
hohen Decke schreit auf einmal jemand. Ich schaue zur Seite, doch ich erkenne nichts. Schwarze Lederschuhe kommen näher, und eine Stimme sagt etwas, das ich nicht verstehe. Watte steckt in meinen Ohren und mein Kopf ist auf einmal viel zu schwer. Ich versuche, mich aufzurichten, mein Kopf droht zur Seite zu kippen. Ich halte ihn fest, er ist zu schwer für meinen Hals.
Die Schreie im Terminal werden mehrstimmig, mir wird schwarz vor Augen, und etwas Hartes schlägt mir ins Gesicht.
Lennard Fanlay
Rachel starrt mich an. »Das ist nicht dein Ernst, Leo! Du willst nicht wirklich dort hochgehen.«
Ich antworte nicht.
»Du bist doch verrückt!«, sagt Rachel.
»Hast du einen besseren Plan?«, frage ich.
»Was denn für einen Plan?« Sie zündet sich eine Zigarette an. »Du hast doch selbst gesehen, was gerade passiert ist. Da oben ist niemand mehr, der nicht infiziert ist, verdammt noch mal!«
Die Bilder sind noch frisch. Menschen, die zusammenbrechen. Einfach so, von einer Sekunde auf die andere. Es war schlimmer als beim ersten Mal. Vielleicht weil wir wussten, was passiert. Weil wir wussten, dass es real ist.
»Wir müssen etwas unternehmen, Rachel. Wir können hier nicht rumsitzen und abwarten!«
Brian steht bei der Tür und knabbert an seinem Daumennagel.
Marc kommt herein. Seine Ärmel sind nass. Er wollte sich die Hände waschen. Alle fünf Minuten will er sich die Hände waschen.
»Die wussten ganz genau, dass es ansteckend ist«, sagt Rachel und raucht. »Da kannst du mir erzählen, was du willst – die wussten das. Und für die willst jetzt dein Leben aufs Spiel setzen?«
Ich schüttele den Kopf. Nein, nicht für die.
»Worum geht's denn?«, fragt Marc. Er sieht ziemlich mitgenommen aus.
»Leo will ins Terminal«, sagt Rachel und zieht an ihrer Zigarette.
Brian fragt: »Wie sollen solche Freaks überhaupt an biologische Kampfstoffe kommen? Habt ihr darüber mal nachgedacht?« Er schüttelt den Kopf. »Ich glaub das alles noch nicht.«
»Du hast den Ausschlag doch gesehen«, sagt Rachel, »die roten Flecken.«
»Mein Neffe hatte letztes Jahr die Windpocken«, sagt Brian, »das sah auch nicht sehr viel anders aus.«
»Und ist der auch einfach so in Ohnmacht gefallen?«, fragt Marc.
»Du weißt, was ich meine«, sagt Brian. »Der einzige Grund, warum alle glauben, dass das ein tödliches Virus ist, ist weil diese durchgeknallten Spinner das behaupten! Ich meine, das könnte alles Mögliche sein. Es gibt überhaupt keine Beweise.«
»Okay«, sage ich, »nehmen wir an, es ist so. Nehmen wir an, du hast recht, und es ist irgendwas anderes. Dann kann ich bedenkenlos hochgehen. Dann besteht keine Gefahr.«
»Und was ist, wenn es nicht ungefährlich ist?«, fragt Rachel. »Was ist, wenn es genau die tödliche Infektion ist, als die sie beschrieben wurde? Habt ihr darüber mal nachgedacht?« Zwischen ihren Augenbrauen bildet sich eine tiefe Falte.
»Von mir aus können wir alle hierbleiben.« Brian hebt die massigen Schultern. »Ich wollte das nur mal gesagt haben.«
»Wenn das stimmt, was Frank behauptet«, sage ich, »dann sind dort oben mehr als tausend Menschen in Lebensgefahr! Wenn der Erste stirbt, bricht eine Panik aus. Und keiner kann uns sagen, wie viel Zeit uns noch bleibt.«
Für einen Augenblick ist es still.
»Es ist nicht deine Schuld«, sagt Rachel schließlich.
»Ich weiß«, sage ich.
Sie sieht mich an. »Nein, Leo. Nein, das tust du nicht. Du gibst dir ständig die Schuld, für alles Mögliche, was hier passiert. Und ich habe keine Ahnung warum. Aber ich bin mir ziemlich sicher, das ist der Grund, warum du so bist, wie du bist.«
»Das ist mein Terminal«, sage ich. »Ich habe die Verantwortung für diese Menschen.«
Etwas in Rachels Gesicht verändert sich. Die Falte verschwindet.
»Das Risiko ist einfach zu groß«, sagt Marc und reibt über seine Hände. »Tut mir leid. Ich finde, keiner von uns sollte da raufgehen.«
»Wir müssen erst einmal rausfinden, wodurch sich die Menschen infiziert haben«, sagt Rachel. Zwischen ihren Fingern brennt die Zigarette herunter. »Vorher macht es überhaupt keinen Sinn, raufzugehen.«
»Das FBI ist mit Sicherheit schon längst dabei«, fragt Brian.
»Die kennen das Terminal aber nicht halb so gut wie wir«, sagt Rachel. Sie klappt einen Notizblock auf und sieht mich an. »Wenn du unbedingt dort raufwillst, Leo, dann kann ich dich nicht aufhalten. Aber ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben sinnlos aufs Spiel setzt.« Sie
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