Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
nimmt einen Kugelschreiber. »Also, wie spät war es, als der Erste umgekippt ist? Viertel nach sechs?«
»Sechs Uhr achtzehn«, sagt Marc.
Sie schreibt die Uhrzeit auf. »Das heißt, zu diesem Zeitpunkt war das Virus bereits im Terminal.«
»Vielleicht ist es über den Luftweg gekommen«, sagt Marc. »Die erste Maschine landet um drei nach sechs.«
»Heute nicht«, sage ich. »Heute ist keine Maschine gestartet oder gelandet.«
»Stimmt«, sagt Marc, »hab ich ganz vergessen, die Vögel.«
»Ab wann waren die Ein- und Ausgänge verschlossen?«, frage ich.
»Da müsste ich mir die Aufnahmen noch mal angucken«, macht Rachel.
»Ungefähr«, sage ich.
»Etwa kurz nach sechs?«
»Okay, sagen wir sechs Uhr.«
Sie schreibt.
»Das bedeutet, dass das Virus zwischen sechs und sechs Uhr achtzehn freigesetzt wurde«, sage ich. »Nur so ergibt das Ganze einen Sinn. Deshalb sind die Erpresser auch überhaupt hier. Das Terminal musste von der Außenwelt isoliert werden, damit das Virus nicht nach draußen gelangen konnte.«
»Und warum?«, fragt Marc.
»Weil man die Kontrolle behalten wollte. Wenn einer der Infizierten nach draußen gelangt wäre, bevor das Virus ausgebrochen war, hätte man ihn untersuchen können. Vielleicht wäre es möglich gewesen, den Erreger zu identifizieren. Ich weiß es nicht.«
»Und jetzt sperrt die Polizei alles ab und lässt niemanden mehr raus«, sagt Marc.
»Ja«, sage ich. »Der Plan geht auf.«
»Fest steht, dass das Virus an mehreren Orten gleichzeitig ausgebrochen ist«, sagt Brian. »Über hundert Leute sind innerhalb von … Wie lange war das? Eine Viertelstunde?« Er guckt fragend in die Runde.
»Kommt hin«, sagt Rachel.
»Innerhalb von einer Viertelstunde umgekippt«, sagt Brian. »Die können sich nicht alle am selben Ort angesteckt haben.«
»Und wenn es über die Klimaanlage verteilt wurde?«, fragt Rachel.
»Dann müssten wir auch infiziert worden sein«, sage ich.
Marc wischt sich die Hände an der Hose ab. »Die Diners!«, ruft er plötzlich. »Das ist es! Alle Bars, Cafés und Diners öffnen um Punkt sechs!«
»Es war in den Lebensmitteln …«, sage ich, und ich denke: Aber wie ist es dort hineingelangt?
»Ja«, sagt Marc, »oder in den Getränken! Wahrscheinlich etwas, das alle vom selben Lieferanten beziehen!«
»Das lässt sich herausfinden«, sage ich. »Die Bestelllisten werden zentral gespeichert.«
»Worauf warten wir dann noch?«, fragt Marc.
Und wieder sitzen wir im Überwachungsraum und starren auf die Bildschirme.
Rachel raucht eine Zigarette nach der anderen. Meine Augen brennen. Brian hustet. Es hört sich an wie das Bellen eines Rottweilers. Er hustet immer wieder, sein Oberkörper zuckt vor und zurück, er schlägt sich gegen die Brust. Der Tisch, die Stühle, alles vibriert im Rhythmus seines Trommelns. Rachel nimmt keine Notiz davon. Sie ist in ihrer eigenen Welt. Ihre Hände gleiten über die Tastaturen. Auf allen Monitoren laufen die Aufnahmen von heute Morgen, keiner zeigt ein aktuelles Bild aus dem Terminal. Ein kläglicher Versuch, es auszublenden. Vielleicht ist es auch Zufall.
Brians Hustenanfall klingt langsam ab.
»Alles in Ordnung?«, frage ich.
»Geht schon«, schnauft er und hustet noch einmal.
»Da«, sagt Rachel, »seht ihr?« Sie nimmt die Zigarette aus dem Mund und ascht ab. »Da am Imbissstand.«
Ich brauche einige Sekunden, um den richtigen Bildschirm zu finden. Die weißhaarige Frau mit der glänzenden Steppjacke kauft etwas zu trinken. Sie ist Nummer achtunddreißig auf unserer Liste. In drei Minuten wird sie zusammenbrechen, direkt neben einer Wartebank. Es wird beinah etwas Komisches haben, es wird so aussehen, als wollte sie sich hinsetzen und habe schlichtweg die Bank verfehlt. Doch es verliert jegliche Komik, wenn man siebenunddreißig andere zuvor gesehen hat.
Wir verfolgen alle zurück. Von der Ohnmacht zurück bis zur letzten Mahlzeit, zum letzten Getränk. Und Marc hat recht: Sie alle haben etwas gegessen oder getrunken, die meisten sogar beides.
»Jetzt wissen wir schon mal, woher der Pappbecher stammt«, sagt Rachel.
»Kannst du noch mal zurückspulen?«, frage ich.
Die Aufnahme hastet zurück, das Bild friert ein. Die Frau steht wieder am Imbissstand.
Ich lehne mich nach vorne. Man kann den Getränkeautomaten nicht sehen, der Verkäufer steht davor. »Haben wir hier noch eine andere Kamera?«, frage ich Rachel.
»Leider nein.«
»Ich glaube, die haben da nur Wasser und Softdrinks«, sagt
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