Terror auf dem Planet der Affen
nachzulaufen.
Unterdessen war Lafer aus dem Laboratoriumsbau gekommen und überquerte mit schleppenden Schritten den Hof zur Personalbaracke. So kam es, daß er Augenzeuge der ganzen Szene wurde. Travin, angelockt vom Geschrei des Mädchens, erschien in der Türöffnung der Baracke. Dort traf Lafer mit ihm zusammen und erklärte mit wenigen Worten den Sachverhalt. »Das Mädchen lief weg, weil der Fremde ihr Blut nehmen wollte.«
Travin reagierte mit einem der Situation ganz und gar unangemessen erscheinenden Schrecken. »Nein, nein!« stammelte er entsetzt. »Das darf nicht geschehen!«
Das Mädchen sah die Wächter am Tor des Krankenhausgeländes und wandte sich nach rechts, parallel zu dem Maschendrahtzaun, der den gesamten Komplex einfriedete. Bald erreichte sie eine Stelle, die ihr offensichtlich bekannt war. Sie zog den Maschendraht vom Boden hoch und schob sich unten durch. Burke war nur wenige Schritte hinter ihr, und niemand sonst schien die seltsame Jagd zu beobachten. Das Mädchen war auf der anderen Seite wieder aufgesprungen und rannte über eine breite Straße, die der Vorortgegend anscheinend als Hauptverkehrsstraße diente. Burke wälzte sich fluchend unter dem Zaun durch und setzte die Verfolgung fort, ohne darüber nachzudenken, was geschehen mochte, wenn sie von einem Ordnungshüter angehalten würden. Bald hatte er das Mädchen eingeholt und hielt es fest. Sie schluchzte hysterisch und kämpfte verzweifelt, um sich aus seinem Griff zu befreien. Burkes beschwörende Worte und Gesten schienen keinen Eindruck auf sie zu machen.
»Nein, nein!« keuchte sie. »Mein Blut ist schlecht. Es würde ihn töten. Bitte, bitte! Ich will nicht wieder töten!«
Burke runzelte verdutzt die Brauen. »Wieder?« sagte er. »Was soll das heißen?«
Sie schluchzte weiter, die Fäuste an die Augen gepreßt, und Burke fühlte, wie sie zitterte. Ehe sie seine Frage beantworten konnte, sagte Travin hinter ihnen: »Sie ist eine Mörderin!«
Burke schwang herum und sah sich zu seiner Bestürzung Travin, Lafer und mehreren anderen Männern aus der Baracke gegenüber. Um seine Unsicherheit zu überspielen, setzte er eine selbstsichere Miene auf und sagte: »Meint ihr nicht, daß ihr euren Geheimausgang gefährdet, wenn ihr ihn alle zusammen am hellichten Tag benützt?«
»Halt's Maul«, sagte Travin und wandte sich zu seiner Tochter. »Sag es ihm«, befahl er.
Das Mädchen blickte verstört in die Runde, als suche es unter all den finsteren ein freundliches Gesicht. »Nein ... bitte ...«
Travin packte die Schulter des Mädchens mit festem Griff. »Sag es ihm!« knirschte er.
Eine lange Stille folgte. Dann murmelte das Mädchen von Schluchzen unterbrochen: »Mein Bruder ... ich ermordete ihn ...«
Kurze Zeit später, nachdem alle unbemerkt unter dem Zaun durchgekrochen und in die Baracke zurückgekehrt waren, begann Travin stockend die Geschichte zu erzählen. »Mein einziger Sohn«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Er war sechzehn.«
Burke stand am Fenster, gegenüber von dem Stuhl, auf dem Travin saß. Das Mädchen, noch immer schluchzend, kauerte zu Füßen des Vaters.
»Es war ein Jagdunfall«, sagte Travin. »Sie brachten ihn ins Krankenhaus. Die Ärzte dort experimentierten mit Blutübertragungen. Sie hatten keine Erfahrungen damit. Ich bat sie, meinem Sohn mit dem Experiment zu helfen. Es war die einzige Hoffnung, ihn zu retten. Jedenfalls sagten die Ärzte es.«
Burke nickte verständnisvoll. »Was geschah dann?«
»Meine Tochter gab ihm ihr Blut«, sagte Travin bitter. »Der Junge starb. Die Ärzte sagten, ihr Blut sei nicht gut gewesen ... nicht gut!« Travin schien den Tränen nahe. »Mein einziger Sohn ...«, murmelte er, auf seine Hände starrend. »Sie tötete ihn mit ihrem bösen Blut!«
Burke hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, bevor es zu einer häßlichen Szene käme. »Hör mich an«, sagte er mit lauter Stimme. »Ihr Blut war nicht schlecht oder böse. Es war unverträglich. Es war von einer anderen chemischen Zusammensetzung als das Blut deines Sohnes, und darum starb er. Dieses Mädchen hat Blut der Gruppe Null. Es ist, allgemein gesprochen, ein Universalspender. Aber es gibt noch andere Faktoren. Die Ärzte hätten das Blut untersuchen sollen, ehe sie es übertrugen. Hätten sie das getan, wäre es gar nicht erst zu der Transfusion gekommen.«
»Willst du behaupten, daß ich meinen Sohn getötet hätte?« fragte Travin erregt. »Ich versuchte ihn zu retten! Sie tötete ihn.
Weitere Kostenlose Bücher