Terror auf dem Planet der Affen
Leanders Aufmerksamkeit zu entgehen. Dieser reagierte mit heftiger Empörung. Die bloße Vorstellung, daß ein Mensch bei einer solchen Gelegenheit mit derart dreister Unverfrorenheit das Wort ergriff, erregte ihn aufs höchste.
»Was redet er da?« rief er. Er wandte sich empört zu Galen um und schüttelte die erhobene Faust. »Wer ist er?«
»Mein Diener«, antwortete Galen so ruhig er konnte; er hoffte, daß Leander auf eine eingehendere Befragung verzichten würde, denn es konnte sich allzu leicht herausstellen, daß Galen nicht Dr. Adrian war, sondern der gesuchte Verräter und Gefährte der berüchtigten Astronauten, vor denen das ganze Land zu warnen General Urko nicht müde wurde.
»Ich kann nicht glauben, was ich heute abend hier gehört habe«, sagte Leander. »Ein Diener gibt Doktor Kira Operationsanweisungen?« Er stieß Burke zur Seite – und sah das aufgeschlagene Buch. Alle Aktivität im Operationsraum hörte auf. Erdrückende Stille breitete sich aus. Wenn Galen und Burke geglaubt hatten, es könne nicht mehr schlimmer kommen, so hatten sie sich getäuscht. Die Lage hatte sich ungemein verschlechtert.
Leander nahm das Buch auf, betrachtete den Titel und die aufgeschlagenen Seiten mit den Abbildungen. Dann legte er es bedächtig aus der Hand und sagte in ganz verändertem, ruhigem Ton: »Es ist offensichtlich, daß Sie die Dinge gut im Griff haben, meine Herrschaften. Ich denke, ich kann mich jetzt meinen anderen Pflichten zuwenden.«
Er wandte sich um und ging zur Tür des Operationsraums. Jedem Beobachter, der die vorausgegangene zornige Explosion nicht miterlebt hätte, wäre Dr. Leander völlig ruhig und unbesorgt erschienen. Aber Galen wußte es besser; er vertrat ihm den Weg. »Sie sollten lieber hierbleiben, wenigstens für eine Weile«, sagte er.
»Fühlen Sie sich unwohl?« erwiderte Leander, ohne die Stimme zu heben. »Mich zum Bleiben zu zwingen, könnte als Entführung definiert werden. Ich bin überzeugt, daß unsere Wachen es so sehen würden.«
»Ich bin nicht so sicher, daß Ihre Wachen davon erfahren werden«, sagte Galen. Er hielt etwas an Dr. Leanders Kehle. Es war ein Skalpell.
»Sie halten mich gegen meinen Willen fest und machen mich zu Ihrem Gefangenen«, stellte Leander fest. Er ließ nicht das leiseste Zeichen von Nervosität erkennen. »Sie sind einfältig, Doktor Adrian oder wer immer Sie sind, aber ich nehme an, Sie sind kein selbstmörderischer Wahnsinniger und werden dieses Skalpell nicht gebrauchen.« Von da an ignorierte er Galen und wandte seine Aufmerksamkeit Kira zu. »Hat er Sie gezwungen, das zu tun?« fragte er.
Die Frage rührte an den Kern der Sache, und Dr. Kira wußte nur zu gut, was von ihrer Antwort für sie abhing. Aber nach einer Pause des Nachdenkens sagte sie einfach: »Nein.«
»Nein? Warum haben Sie sich dann auf das Spiel dieser Kriminellen eingelassen?«
»Weil ich Ärztin bin«, sagte Kira. »Ich kann einem Kranken nicht die Hilfe verweigern. Außerdem habe ich kein Recht, die Wahrheit zurückzuweisen.«
»Die Wahrheit!« rief Leander in erneuerter Erregung. »Dieses Buch ist nicht die Wahrheit! Es ist Verrat; gefährlicher Wahnsinn!«
»Das Buch existiert«, erwiderte sie mit leiser Stimme. »Zu leugnen, was existiert, ist Wahnsinn.«
Dann nickte sie Burke zu, und die Operation nahm ihren Fortgang.
In einem anderen Teil der Stadt erhellten die brennenden Fackeln einer berittenen Polizeitruppe die stille, warme Nacht. Der flackernde Feuerschein tanzte auf glänzendem Lederzeug und blankem Metall, die Pferde schnauften und stampften ungeduldig auf der Stelle, von ihren Reitern mit harter Hand gezügelt. Die Gorillas wachten vor dem Haus des Vorsitzenden Zaius.
Im Arbeitszimmer des Hauses stand Zaius und konferierte mit seinem Rivalen um die Macht, dem grimmigen General Urko. Doch in dieser Nacht ging es nicht um politischen Einfluß, sondern Urko versuchte einen Einbruch aufzuklären. Er schritt stirnrunzelnd auf und ab und überlegte, angestrengt um eine Erklärung für den sonderbaren Vorfall bemüht. Zaius hatte sich als wenig hilfreich erwiesen, und die Durchsuchung des Raumes hatte nur wenige Hinweise ergeben, die ihm weiterhelfen konnten. Die übrigen Räume des Hauses waren unangetastet geblieben; der oder die Einbrecher hatten es nur auf dieses Arbeitszimmer abgesehen gehabt, das neben einer Menge Bücher nur wenig Wertvolles enthielt.
»Der Fall hat einige Aspekte, die einfach keinen Sinn zu ergeben scheinen«, sagte
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