Terror: Thriller (German Edition)
Conny morgen zurückzurufen.
Er ging ins Bad, zog sich aus und putzte die Zähne.
Was für ein Scheißabend, dachte er.
Dann legte er sich ins Bett. Doch kaum hatte er die Augen geschlossen, kamen die Bilder aus Cecchinos Büro: Die Männer in ihren Uniformen, die Legionäre, »Folgore«. Marc wühlte sich aus dem Bett und ging zum PC .
Als er zwei Stunden später wieder zurück ins Bett kroch, hatte er einige der Männer auf den Fotos identifiziert. Einer war mit Sicherheit »der schwarze Prinz« Junio Valerio Borghese, Gründer der faschistischen Fronte Nazionale. Der Mann mit dem Monokel war General Giovanni di Lorenzo, von 1955 bis 1962 Leiter des militärischen Geheimdienstes in Italien. Außerdem hatte in Cecchinos Arbeitszimmer ein Porträt von Hitler-Stellvertreter Admiral Dönitz gehangen. Marc hatte auch herausgefunden, woher der mit Goldbuchstaben gestickte Spruch stammte: Von Giorgio Almirante, dem Gründer und Anführer der neofaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano. Als er »Folgore« bei Google eingab, landete er beim Wikipedia-Eintrag »Fallschirmjägerbrigade Folgore«. Dort stand:
Die Fallschirmjägerbrigade "Folgore" (dt. "Blitzschlag") untersteht truppendienstlich dem regionalen Führungskommando COMFOD 1 in Vittorio Veneto. Zwei ihrer Regimenter sind in das Spezialkräftekommando COFS des italienischen Generalstabs eingebunden.
Die Brigade hält Fallschirmjäger- und Spezialeinheiten bereit für nationale oder multinationale Friedens-, Schutz- und Evakuierungseinsätze oder für andere spezielle Operationen im Ausland sowie für Aufklärungsaufgaben und begrenzte Kampfeinsätze in Gebieten oder gegen feindliche Kräfte und Einrichtungen von strategischer Bedeutung.
Bei Bedarf übernimmt die Brigade auch Unterstützungs- und Sicherungsaufgaben im Auftrag ziviler Stellen.
»Was für eine Scheiße«, dachte Marc. Ihm war kalt. Er zog sich die Decke über den Kopf und schlief auf der Stelle ein.
Lenzari, Freitag, 4. Juni 2010, 20:35 Uhr
Es wurde dunkel. Es war den ganzen Tag nicht richtig hell gewesen, aber jetzt würde es bald Nacht werden. Das würde die Verfolgung von Cesare noch schwieriger machen.
Im Nebel konnte er ihn nicht sehen. Er hörte nur seine Schritte – und immer noch staunte er darüber, wie selbstverständlich Cesare hier auftrat. Er ging durch Lenzari wie ein Offizier über den Kasernenhof. Mit schnellen Schritten eilte er bergauf, so hörte es sich jedenfalls an. Und dann herrschte plötzlich Stille. Keine Schritte mehr.
Fabrizio verharrte mitten auf der Straße. Was sollte er jetzt tun? Das konnte eine Falle sein. Er hastete die Böschung rechts der Straße nach oben und ging hinter einem Olivenbaum in Deckung. Auch wenn er nicht weit sehen konnte, so hatte er von hier aus noch den besten Überblick. Wenn sich auf der Straße etwas tat, würde er das mitbekommen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vielleicht dreißig oder vierzig Meter entfernt, sah er einen Schatten im Nebel. Ein Haus. Das musste das Haus von Silvia und Vincenzo sein. War Cesare da drin verschwunden? Was konnte er da wollen? Sollte er versuchen, sich anzuschleichen?
Aber er entschied sich, hinter dem Baum sitzen zu bleiben, alles andere war zu gefährlich.
Er konnte nicht sagen, wie lange es dauerte, bis er die Schritte wieder hörte. Er wartete, bis Cesare einen guten Vorsprung hatte, dann erhob er sich aus dem nassen Gras und kletterte die Böschung hinunter.
Er achtete darauf, immer den gleichen Abstand beizubehalten. Er versuchte sich auf die Geräusche zu konzentrieren, die ihn umgaben. Wie ein Blinder, dachte er. Nur auf die Geräusche achten. Die scharfe Rechtskurve. Cesare musste schon bald die ersten Häuser des Oberdorfs erreicht haben.
Links der erste Laternenmast. Rechts Enzos Haus.
Jetzt machte die Straße eine leichte Linkskurve – und plötzlich konnte er die Schritte nicht mehr hören. Er hastete auf das Haus zu seiner Linken zu und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann waren die Schritte wieder da. Fabrizio trat zurück auf die Straße. Sie führte nun geradewegs steil bergauf. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass da noch andere Geräusche waren. Da war ein Rauschen, das stetig anschwoll. Ein Rumpeln. Die Luft schien sich zu bewegen.
Plötzlich tauchte ein Schatten vor ihm auf. Er war riesenhaft. Aus dem Rauschen war ein Donnern geworden. Der Schatten raste auf ihn zu, mit einer unglaublichen
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