Terror: Thriller (German Edition)
beendet.
Marc versuchte, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, als er sagte: »Wir haben uns über Sie erkundigt, Signor Ranieri …« Marc machte eine Pause, um zu sehen, wie sein Gegenüber reagierte. Aber der sah ihn ohne erkennbare Gefühlsregung an.
»Sonst wären Sie sicher nicht hier. Und? Was haben Sie herausgefunden?«
Das gibt’s doch nicht. War der Typ wirklich so cool?, dachte Marc. Er versuchte sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen: »Avanguardia Nazionale und Aginter-Press. Das Piazza-Fontana-Attentat und Stefano Delle Chiaie. Was uns jetzt noch interessieren würde, ist, warum Sie nach Berlin gekommen sind.«
»Weil das Umfeld für mich zum damaligen Zeitpunkt hier besser war. So, meine Herren. Für ausführlichere Erklärungen fehlt mir leider die Zeit.«
Marc tauschte einen Blick mit Kersting.
»Hören Sie, es ist außerordentlich wichtig, dass Sie uns etwas über den Mann auf dem Foto erzählen …« Kersting versuchte es noch einmal.
»Ja, das glaube ich gerne.« Cecchino lächelte. Er schien amüsiert zu sein. Aber plötzlich war das Lächeln verschwunden.
»Sagen Sie«, wandte er sich an Kersting, »Sie sind der Journalist, ja?«
Kersting schaute ihn verblüfft an.
»Woher wissen Sie das?«
»Sie haben Erkundigungen über mich eingeholt, und ich habe Erkundigungen über Sie eingeholt. Sie arbeiten mehr oder weniger für alle großen Tageszeitungen, ist das richtig?«
»Ja. Ich bin freier Journalist.«
Cecchino sah Kersting einen Moment lang prüfend an. Seine Selbstsicherheit hatte etwas stark Einschüchterndes. Marc musste zugeben, dass der Mann eine natürliche Autorität besaß.
»Dann gibt es vielleicht doch noch eine Möglichkeit, wie wir alle an die Informationen kommen, die wir gerne hätten. Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.«
»Was heißt das?«, fragte Marc.
Aber Cecchino ignorierte ihn. Er sprach immer noch an Kersting gewandt weiter:
»Das lasse ich Sie wissen. Haben Sie vielleicht eine Karte?«
Kersting holte sein Portemonnaie hervor und reichte Cecchino seine Karte. Er nahm sie in Empfang und legte sie neben das Foto auf den Tisch.
»Das Foto hätte ich gerne wieder«, sagte Marc.
Wortlos nahm Cecchino das Foto auf. Er kam hinter dem Tisch hervor. Er hinkte leicht. Er reichte Marc das Foto und öffnete die Tür.
»Ich hoffe, das Essen hat Ihnen geschmeckt. Buona sera.«
Als sie an den Tisch zurückkamen, standen dort bereits eine Platte mit verschiedenen Käsesorten und drei Gläser Grappa. Sie setzten sich.
»Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert«, äffte Klaus Cecchino nach. »Das nennt man abgeblitzt, was?«
»Dieser Satz war eine Frechheit«, brummte Marc, »das hieß: Ihr seid auf dem richtigen Weg, Jungs, tolle Recherche, aber ihr könnt mir gar nichts.«
»Ja«, Kersting klang verblüfft, »er schien erstaunlich wenig Angst davor zu haben, dass ihm seine Vergangenheit in die Quere kommen könnte.«
»Ich kann Faschisten nicht ausstehen«, sagte Marc.
Die Enttäuschung saß bei allen tief. Sie hatten sich von dem Treffen so viel mehr versprochen. Sie waren so kurz davor gewesen.
»Immerhin kennt er den Mann mit dem Schnauzbart«, sagte Klaus. »Das wissen wir schon mal.«
»Ja. Nützt uns bloß nix«, sagte Marc.
Sie berieten, wie sie nun weiter vorgehen wollten, aber sie kamen schnell zu dem Ergebnis, dass sie nichts in der Hand hatten. Sie waren vom Wohlwollen Cecchinos abhängig und konnten nur hoffen, dass es diese Möglichkeit, von der er gesprochen hatte, tatsächlich gab und er sich bei ihnen melden würde.
Sie tranken ihren Grappa, zahlten und verließen das Restaurant. Es hatte wieder zu regnen begonnen. Marc und Klaus verabschiedeten sich von Kersting, der am Ku’damm in ein Taxi stieg, und gingen durch den Regen zum Bahnhof Zoo.
Als sie zu Hause ankamen, war das Schloss repariert.
»Am Pfingstmontag!« Klaus konnte es kaum fassen.
Marc verabschiedete sich von Klaus mit der Begründung, er müsse morgen um 5:30 Uhr aufstehen.
Als er in die Wohnung kam, stellte er fest, dass jemand auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Das Licht blinkte. Während er sich die Jacke auszog, drückte er auf Wiedergabe. Es war Conny, die aufgeregt berichtete, dass heute der Laptop ihres Vaters geklaut worden sei, und zwar – Gipfel der Dreistigkeit – während sie alle oben auf der Dachterrasse gesessen hatten. Marc sah auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Konnte sein, dass sie bereits schliefen. Er beschloss,
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