Terror: Thriller (German Edition)
durch den Wald an ihn ranzuschleichen. Allerdings war der Wald hier so dicht, er würde kaum unbemerkt an Cesare herankommen.
»Hilfe! Bitte helfen Sie mir … er bringt mich sonst um!«
Das war nicht Cesare. Das war eine völlig verängstigte, verzweifelte Stimme. Eine Stimme, die er nicht kannte.
Verdammt, was ist da los?
Er hatte keine Wahl. Er trat aus der Deckung des Hauses und kletterte den Abhang hinunter zur Straße. Rechts hinter ihm lag die Kapelle. Schemenhaft konnte er sie erkennen.
»Hilfe! Bitte!« Wieder die unbekannte Stimme.
War das »er«? Cesare hatte gegenüber Delta 2 davon gesprochen, dass er jemanden ausschalten würde. War er das?
Mit gezogener Pistole tastete er sich Schritt für Schritt voran. Er ging auf der linken Seite der Straße, nah am Waldrand entlang, und versuchte kein Geräusch zu machen. Rechts ging es steil in die Schlucht hinunter. Die Straße war unbefestigt.
Jetzt konnte er durch den Nebel hindurch ein Auto erkennen. Es stand auf der rechten Straßenseite in einer Bucht. Die Frontseite zeigte in Richtung Lenzari. Es war ein alter VW -Golf. Vor der Kühlerhaube stand ein Mann mit erhobenen Händen. Etwa zwei Meter vor ihm stand Cesare. Er hatte die Waffe auf den Kopf des Mannes gerichtet. Der Mann entdeckte Fabrizio zuerst.
»Hilfe! Bitte helfen Sie mir.« Der Mann war jung. Höchstens Mitte zwanzig, schätzte Fabrizio. Er hatte Todesangst.
»Bist du endlich da«, sagte Cesare, ohne sich zu Fabrizio umzudrehen.
»Meine Waffe ist auf dich gerichtet, Ce. Wenn du dich bewegst, drücke ich ab.«
»Genau deshalb bist du hier«, sagte Cesare.
Der junge Mann zitterte am ganzen Körper.
»Was ist hier los, Cesare?« Fabrizio spürte, wie die Wut in ihm hochstieg.
»Du sollst deinen Job als Polizist machen und diesem Jungen helfen.«
»Das werde ich.«
Der junge Mann wimmerte leise.
»Gut«, sagte Cesare, »dann weißt du, was du zu tun hast. Ich zähle bis drei, dann erschieße ich ihn.«
Berlin, Montag, 31. Mai 2010, 15:30 Uhr
Sie saßen im Schnittraum und sichteten das Material, das sie bisher gedreht hatten. Alles war gut gegangen – nur das Wetter hatte nicht mitgemacht. Nick war mit den Nerven runter, denn das bedeutete, dass er das ganze Team noch mal zusammentrommeln musste, für eine Szene von ein paar Sekunden: Sie, im Superwuschel Ivory, tritt auf die Terrasse, im Hintergrund der See, alles ist in strahlendes Sonnenlicht getaucht – Cut. Marc hatte von seiner Seite alles dafür getan, um dem bleigrauen Himmel über Brandenburg so viel Licht abzutrotzen wie möglich, aber die Jungs in der Postproduktion hatten abgewinkt. Selbst sie würden es nicht schaffen, das nach einem Sommertag aussehen zu lassen. Also Nachdreh.
»Scheiße!«, schimpfte Nick, »es ist fast Juni! Ich dreh nur noch an der Côte d’Azur.«
Er verließ türeknallend den Raum.
»Produzent ist ein Scheißjob, was?« Cutter Christof steckte sich einen Butterkeks in den Mund.
»Nochmal Superwuschel?«, fragte er. Marc nickte. Sie gingen alle Takes noch mal durch, in denen das Model sich den Bademantel überzog. Plötzlich vibrierte Marcs Handy. Er hatte es auf lautlos gestellt. Es war Hans Kersting. Marc nickte Christof entschuldigend zu und ging schnell nach draußen. Dort nahm er das Gespräch an. Kersting erzählte ihm, dass sich ein Mann bei ihm gemeldet habe, der sich mit ihm treffen wolle. Er habe seinen Namen nicht genannt und darauf bestanden, sich mit Kersting allein zu treffen. Er wollte niemanden sonst dabei haben. Kersting hatte aber darauf bestanden, dass Marc auch dabei sein sollte, und der Mann hatte sich schließlich darauf eingelassen.
»Wann soll das Treffen stattfinden?« Marc war elektrisiert.
»Mittwochabend, 20 Uhr bei mir zu Hause«, sagte Kersting.
Marc war erleichtert. Das passte. Am Donnerstag ging sein Flug zurück nach Nizza.
»Hat er sonst noch was gesagt?«
»Er sagte, wir dürften das Gespräch nicht aufzeichnen. Keine Audio-, keine Videoaufnahmen. Nichts. Ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben.«
Marc spürte, wie er sauer wurde. Er hatte die Schnauze voll von irgendwelchen Typen, die die Regeln diktierten. So kamen sie keinesfalls weiter. Und so würde er auch nie die Beweise in die Hand bekommen, die er brauchte, um dem Marokkaner zu helfen. Ohne Beweise geht diese Geschichte ewig so weiter, dachte er.
Ich will aber, dass sie aufhört. So schnell wie möglich.
»Marc? Sind Sie noch dran?«
»Ja«, beeilte Marc sich zu sagen. Er würde die
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