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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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das rechts davon abging. Fabrizio presste sich die Hände auf die Ohren, so laut waren die Glocken hier. Der Glockenturm musste genau gegenüber liegen.
    Die Zimmertür stand offen. Sie sahen Elisa auf der anderen Seite stehen. Im Gegenlicht. Vor dem geöffneten Fenster. Elisas Körper war mit schwarzem Tape an einer hölzernen Trittleiter befestigt worden, sodass er nicht umfallen konnte. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Der Fußboden des Zimmers war voller Blut. Auch die Wände waren mit Blut beschmiert. »So viel Blut!«, schoss es Fabrizio durch den Kopf.

Rezzo, Montag, 8. Februar 2010, 15:20 Uhr

    Das Gesicht fehlte. Dafür hatten sich an anderen Körperstellen, an den Knien und im Lendenbereich, Fratzen herausgebildet. In ihren Mäulern steckten menschliche Körper. An den Knöcheln war er gefesselt. Seine Füße waren Klauen. Sie hatten vier Zehen. Unter jeder der beiden Klauen lag ein Mensch. Die Menschen bäumten sich auf und strampelten, aber die spitzen Nägel der Klauen bohrten sich in ihr Fleisch. Die Körper bluteten und wurden zermalmt. Das Blut und die Flammen der Feuer, die überall loderten, sahen gleich aus: rote Fäden.
    Das »Inferno« stammte von einem unbekannten Künstler des 15. Jahrhunderts. Es war im Gegensatz zu dem Bildzyklus aus dem Leben Jesu, der sich auf der rechten Wand der Wallfahrtskirche von Rezzo anschloss, nicht renoviert. Die Farben waren blass, der Putz war zum Teil abgeblättert. Dies war auch der Grund dafür, dass der Satan keinen Kopf hatte. Aber auch verblasst und kopflos: Dies war eine der eindrücklichsten Höllendarstellungen, die Marc kannte.
    Er sah sich um: Der ausgetretene Steinboden, die schlichte Holzdecke. Zwei Säulenreihen gliederten das Kirchenschiff. Durch die hoch oben liegenden Fenster fielen Sonnenstrahlen ein. Sie strahlten die verzierten Kapitelle der Säulen an wie Scheinwerfer. Zweihundert Watt ARRI Daylight etwa, schätzte Marc.
    Die letzten Tage hatte das ligurische Wetter alles aufgefahren, was ihm an Spielarten zur Verfügung stand. Am Donnerstag noch hatte Lenzari unter einer dicken Schneedecke gelegen. Sie hatten im Keller einen Schlitten entdeckt, was sie zunächst verwundert hatte, aber klar: Sie befanden sich am Fuß der ligurischen Alpen. Schnee war hier nichts Außergewöhnliches. Das nächste Skigebiet im Piemont war nur eine Dreiviertelstunde entfernt. Sie hatten Anna und den Schlitten eingepackt und waren nach Colle di Nava gefahren. Den ganzen Tag hatten sie damit zugebracht, Iglus zu bauen und Schlitten zu fahren. Am Freitag hatte Nick angerufen und Marc den Termin für das Treffen mit den Nivea-Leuten durchgegeben. Es sollte am 18. Februar stattfinden, um 10 Uhr im Konferenzraum in der Gormannstraße. Marc hatte gleich in seinem Kalender nachgesehen. Der 18. Februar war ein Donnerstag. Wenn er Mittwoch nach Berlin flöge und Samstag zurück nach Nizza, sollte er genug Zeit haben, um noch ein oder zwei weitere Termine unterzukriegen. Auch wenn er mittlerweile gut im Geschäft war und sich nicht um Aufträge sorgen musste – wenn er schon in Berlin war, wäre es sicher gut, sich hier und da mal wieder blicken zu lassen. Die Werbebranche war schnelllebig, und alles lief ausschließlich über persönliche Kontakte.
    Am Wochenende begann es zu gießen, und zwar so, also würde jemand die berühmten Wassereimer über Ligurien ausschütten. Kaum hatte man einen Fuß vor die Tür gesetzt, war man auch schon klatschnass.
    Jetzt, am Montag, strahlte die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel. Es war schlagartig mindestens zehn Grad wärmer geworden. Aber hier, in der Kirche von Rezzo, war es kühl. Marc riss sich von der Höllendarstellung los und ging nach draußen, wo Conny und Anna bereits auf ihn warteten. Die Kirche lag auf einem Plateau hoch über dem Tal. Pinien standen in loser Formation um sie herum. Ihre Nadeln bedeckten den weichen Waldboden. Ein paar Ziegen meckerten. Das Gemeckere kam von der anderen Seite der Kirche.
    »Ich will zu den Ziegen!«, rief Anna und rannte voraus. Conny umfasste Marcs Hand und lächelte ihn an. Mehr als eine Woche war seit ihrer Ankunft verstrichen. Marc und Conny hatten sich noch einmal zusammengesetzt und bei einer Flasche Wein beraten, was sie machen sollten. Hierbleiben oder zurück nach Berlin fahren? Es war ein Abwägen: Anna ging es hier so viel besser als im winterlichen Berlin. Schon nach einer Woche wirkte sie gesundheitlich viel stabiler. Aber natürlich verfolgte Marc und

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