Terror: Thriller (German Edition)
Sicherheits-, Ausbildungs-, Beratungs- und Dienstleistungsnetzwerk für alle Fragen der zivilen und militärischen Sicherheit. Mit seinen Sicherheitsexperten aus polizeilichen, militärischen und privaten Sonder- und Spezialeinheiten arbeitet Telos Security Services zuverlässig und diskret für Kunden mit höchsten Sicherheitsbedürfnissen.«
»Was hat das zu bedeuten?« Marcs Stimme klang gepresst.
»Das Eintreten für den Schutz der Freiheit und Menschenrechte auf der Grundlage geltenden Rechts unterscheidet die modernen Sicherheitsexperten von Telos Security Services von einfachen Söldnern.«
»Klaus!«
»Ja?«
»Nichts … vergiss es.«
Für einen Moment herrschte Schweigen. Aus weiter Entfernung drang das Jaulen eines Martinshorns zu Marc. Er konnte das, was Klaus ihm eben vorgelesen hatte, nicht einordnen. Das war ein unangenehmes Gefühl. Es war keine Angst, was er verspürte, aber die ganze Sache war ihm plötzlich unheimlich. Doch davon sagte er Klaus nichts. Er versuchte seine Stimme neutral klingen zu lassen, als er ihn nach den Männern auf dem Video fragte.
»Ich hab das Videostill von den Männern an verschiedene Kollegen weitergereicht, die sich mit dem Thema auskennen.«
»Welchem Thema?«
»Sicherheitspolitik, Militärkram, so was alles. Wir müssen abwarten, ob sich da was ergibt.«
Marc versuchte nachzudenken, aber es gelang ihm nicht besonders gut.
»Was ist da bloß los bei euch?« Klaus klang ehrlich besorgt.
Genua, Freitag, 20. Juli 2001
Genua brennt. Schwarze Rauchwolken stehen über dem Hafenviertel und versperren den Blick aufs Meer. Hubschraubergeknatter ist über ihr, es müssen mehrere Hubschrauber sein, aber Carla kann sie nicht sehen. Eine undurchdringliche Dunstglocke aus Ruß und Staub liegt über der Stadt. Es riecht nach Feuer. Daniele, Giulia und sie waren am Donnerstag von Padua aus losgefahren, um auf dem G8-Gipfel friedlich für eine gerechtere Welt zu demonstrieren, und waren im Bürgerkrieg gelandet, so kommt es Carla jedenfalls vor. Sie kennt sich in Genua nicht aus, hat keine Ahnung, wo sie ist. Ihre Freunde hat sie verloren und versucht sich jetzt mit etwa zehn anderen Demonstranten zum Strand durchzuschlagen. Nur raus aus der Stadt, wo hinter jeder Häuserecke Polizeitrupps lauern können. Als sie auf eine größere Gruppe Demonstranten treffen, glaubt Carla, es geschafft zu haben, doch dann hört sie die aufgeregten Stimmen, die Rufe, es wird viel Englisch gesprochen, »This way!« hört sie immer wieder und »Go back!«, und dann realisiert sie, dass sie eingekesselt worden sind. Sie kann bereits die ersten Helme sehen. Die Polizisten rennen auf sie zu. Sie halten die Gummiknüppel hoch über ihren Köpfen, bereit, auf alles einzuschlagen, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie muss mit ihnen reden, denkt sie, muss versuchen, ihnen klarzumachen, dass sie Carla Vazzoler aus Padua ist, dass ihre Eltern Lehrer sind und sie hier ist, weil sie gegen Gewalt, für Frieden und Gerechtigkeit ist … und dann sieht sie die Gesichter der Polizisten, die auf sie zustürmen, und versteht, dass diese Männer sich im Krieg befinden – es sind keine Gesichter, es sind hassverzerrte Fratzen. Nach dem ersten Schlag geht sie zu Boden. Sie verliert das Bewusstsein und kommt erst wieder zu sich, als sie von zwei Beamten in einen Jeep gezerrt wird. Sie muss während ihrer kurzen Ohmacht noch viele Schläge abbekommen haben, denn sie kann sich kaum rühren. Irgendwas ist mit ihrem Brustkorb nicht in Ordnung. Das Atmen fällt ihr schwer. Ihr Mund ist voller Blut, die Oberlippe aufgeplatzt. Neben ihr auf der Rückbank des Jeeps sitzen noch zwei andere Demonstranten. Der Mann neben ihr hat schütteres Haar. Sie kann sein Gesicht nicht sehen. Er hat sich nach vorne gebeugt, die Stirn auf die Arme gelegt. Carla hört, dass er leise wimmert. Scharfer Uringeruch geht von ihm aus. Carla sieht, dass seine Hose nass ist. Neben dem Mann sitzt ein Mädchen mit blonden Dreadlocks. Sie hat die Augen geschlossen. Ihr Gesicht ist blutverschmiert. Sie werden durchgerüttelt. Der Carabiniere am Steuer fährt mit hoher Geschwindigkeit. Carla merkt, wie ihr Magen revoltiert. Ihr wird übel. Sie fragt die Carabinieri, wo sie hingebracht werden, aber sie wird nur angebrüllt: »Maul halten!«
Sie fahren aus dem Zentrum hinaus in westlicher Richtung. Die Fahrt dauert ewig, es kommt ihr zumindest so vor. Schließlich bremst der Fahrer. Sie halten vor einer Kaserne. Es ist die Kaserne von Bolzaneto.
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