Terror: Thriller (German Edition)
schienen Bekanntmachungen daraufgeklebt zu sein. Alle waren schwarz-weiß und alle irgendwie gleich. Marc ging auf das Schild zu, um es sich genauer anzusehen. Es waren Todesanzeigen.
Conny schloss die Haustür auf und machte Licht in der Diele. Terrakottafliesen auf dem Boden, links an der Wand eine schöne alte Holztruhe, darüber ein großer Spiegel in goldenem Rahmen. Die Wände waren weiß getüncht. Geradeaus eine antike Tür. Wer über 1,80 groß war, würde den Kopf einziehen müssen. Links davon führte eine Treppe hinauf in den ersten Stock.
Conny ging die Treppe voran nach oben. Marc folgte ihr, die schlafende Anna im Arm. Von der Treppe trat man durch eine verglaste Tür in eine Art Salon, ein Durchgangszimmer, an dessen Ende sich zwei Türen befanden. Links lag ein kleines Zimmer, rechts ein großes mit Bad. Das kleine würde Annas Zimmer werden. Conny ging hinein und klappte in aller Eile das Schlafsofa auf.
»Ich such mal Bettzeug«, flüsterte sie und ging nach draußen. Marc legte Anna auf die Matratze und setzte sich neben sie. Es roch leicht modrig. Und es war eiskalt. Marc saß im Dunkeln. Sie hatten extra kein Licht gemacht, um Anna nicht zu wecken. Aber vom Salon her und durch die Ritzen der Fensterläden drang Licht ins Zimmer. Direkt vor dem Fenster musste eine Straßenlaterne sein.
Nachdem sie Anna ins Bett gebracht hatten, ging Marc wieder hinaus, um das Auto auszuladen. Er hatte das Gefühl, dass es draußen wärmer war als drinnen. Obwohl er müde war, beschloss er, nicht direkt zum Auto zu gehen, sondern eine Runde zu machen. Nach der langen Fahrt hatte er das Bedürfnis, ein paar Schritte zu gehen. Er ging vom Haus aus nach links. Eine einzige Laterne erleuchtete diesen Abschnitt. Sie hing, aufgespannt an ihrer Leitung, wie gekreuzigt mitten über der Straße und schaukelte leicht im Wind. Wieder schrie das Käuzchen. Marc fröstelte und zog den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Kragen zu. Plötzlich hörte er eine Stimme. Es war eine Frauenstimme, und was sie sprach, war nicht Italienisch, soviel war sicher. Er blieb stehen, die Hände in den Jackentaschen vergraben, und lauschte. Die Stimme kam aus einem Haus auf der rechten Straßenseite. Marc tippte auf Arabisch. Er ging auf das Haus zu. Es war verrammelt. Kein Licht war zu sehen. Der Putz blätterte an mehreren Stellen ab, manche waren notdürftig ausgebessert. Quer über die Fassade waren Leitungen verlegt. Das Haus hatte zwei Eingangstüren. Eine, die linke, wirkte wie die Tür zu einem Stall, der obere Teil der Tür bestand aus einem engmaschigen Drahtgitter. Darunter war mit verbliche ner weißer Farbe eine große 1 gemalt worden. War das die Hausnummer? Unwahrscheinlich – stand das Haus doch mitten in einer Reihe anderer Häuser. An keiner der beiden Türen war eine Klingel, geschweige denn ein Name zu sehen. Nichts sprach dafür, dass dieses Haus bewohnt war. Und doch: Die arabische Stimme kam ganz eindeutig aus seinem Inneren. Aus einem Fernseher, wie Marc nun klar wurde.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall über ihm. Marc fuhr herum. Im zweiten Stock des gegenüberliegenden Hauses war ein Fenster aufgestoßen worden. Marc konnte niemanden sehen, aber umso besser konnte er die Stimme hören. Die Stimme eines Mannes, der außer sich war vor Wut. »Adesso basta!« – Jetzt reicht’s! Das konnte Marc verstehen.
»Ich will schlafen!« Dann eine Reihe wüster Beschimpfungen, denen Marc nur teilweise folgen konnte, und am Schluss eine handfeste Drohung: »Wenn du keine Ruhe gibst, bringe ich dich um.« Das Fenster wurde geschlossen, das Licht gelöscht. Wenige Augenblicke später erstarb die Fernsehstimme. Das verrammelte Haus lag nun in völliger Stille da. Marc fiel es schwer zu glauben, dass hinter dieser Fassade wirklich jemand lebte. Er wandte sich ab und ging weiter. Nach kurzer Zeit ging die Straße in einen Feldweg über, der zunächst in den Olivenhain und dann in den Wald zu führen schien. Also drehte er um.
Kurz nach elf war das Auto ausgeladen. Conny hatte in der Zwischenzeit festgestellt, dass es ins Haus hineingeregnet hatte. Die Matratze des Bettes im großen Zimmer war klitschnass. An der Wand über dem Bett waren die Spuren des Wassers noch deutlich zu sehen. Ein regelrechter Sturzbach musste hier niedergegangen sein. Conny hatte deshalb im obersten Stockwerk, das aus einem einzigen Zimmer und einer riesigen Dachterrasse bestand, ein provisorisches Lager gebaut. Sie hatte zwei Elektroradiatoren
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