Terror: Thriller (German Edition)
über den Kopf.
Einen Moment lang blieb Cesare an der Mauer stehen und starrte in den Nebel. Dann setzte er die Uniformmütze wieder auf und ging zum Haus zurück. Er verschwand aus Fabrizios Blickfeld. Ein paar Minuten wartete Fabrizio noch ab. Gerade als er sich von der Mauer lösen wollte, hörte er Cesares Stimme. Er musste unten im Haus sein, wahrscheinlich stand die Terrassentür noch offen. Und wahrscheinlich sprach er wieder mit Delta 2. Bestimmt meldete er gherade, dass sein Kollege verschwunden war. Leider konnte er nicht verstehen, was Cesare sagte.
Fabrizio zog sich die Kapuze der Jacke tief ins Gesicht und rannte los. So schnell und so geräuschlos er konnte, hastete er die Straße hinauf zum Kirchplatz. Auf dem Weg vom Schuppen unten an der Straße hinauf nach Lenzari hatte er Zeit genug gehabt, sich zu überlegen, wie er vorgehen würde.
Er überquerte den Kirchplatz. Von hier unten war Elisa Noès toter Körper nichts als ein Schatten, aber die grauenhaften Bilder aus dem Zimmer da oben hatten sich in Fabrizios Hirn gebrannt. Das Blut, an der Wand und auf dem Boden, das schwarze Tape … Er musste herausfinden, was hier passiert war. Fabrizio warf einen Blick über die Schulter. Noch war kein Cesare zu sehen. Also hastete er weiter, ein paar Meter den Weg hoch, der zwischen Elisa Noès Haus und der Kirche hinaufführte zur Kapelle im Oberdorf. Er erreichte die Garage, in der Elisa Noè ihr Feuerholz aufbewahrte, und ging hinter einem verrosteten Bettgestell in Deckung. Dieser Ort war ideal. Egal ob man hinunter nach Vessalico oder hinauf ins Oberdorf wollte – man musste an Elisa Noès Haus vorbei. Mit einer Ausnahme: Man kam durch den Garten der Deutschen oder über den schmalen Gang an ihrem Haus vorbei zur Straße hinunter nach Vessalico. Selbst diesen Teil der Straße würde man unter normalen Umständen von der Garage aus sehen können, allerdings nicht bei diesem Nebel. Aber Fabrizio glaubte nicht, dass Cesare sich ohne Auto auf den Weg ins Tal machen würde. Fabrizio versuchte sich noch einmal das mysteriöse Gespräch in Erinnerung zu rufen, das er im Haus der Deutschen mitgehört hatte. Ganz ohne Zweifel hatte Cesare Anweisungen von Delta 2 bekommen. »Wir nehmen sie in Empfang«, hatte Cesare geantwortet. Und dass er »ihn« ausschalten wolle. Wer auch immer »sie« und dieser »er« waren, den es auszuschalten galt – Fabrizio war überzeugt, dass Cesare hier oben noch etwas zu erledigen hatte.
Ich werde jeden deiner Schritte überwachen .
Zwei Stockwerke über ihm hing Elisa Noè mit auseinandergerissenen Beinen wie ein Hampelmann an einer Leiter. In einem Meer von Blut. Plötzlich spürte Fabrizio eine ungeheure Wut in sich aufsteigen. Du wirst mich zur Lösung dieses Rätsels führen. Ob du willst oder nicht.
Genua, Donnerstag, 20. Mai 2010, 11:50 Uhr
»Schaut mal«, rief Anna begeistert, »der Sägefisch sieht aus, als würde er lächeln.«
Sie hatte recht, fand Marc, der Sägefisch lächelte. »Obwohl der doch keinen Grund zum Lachen hat, eingesperrt, wie er ist.«
Conny rammte ihm den Ellbogen in die Rippen und blitzte ihn böse an.
»Ist doch wahr«, brummte er. Er mochte nun mal keine Aquarien. Er mochte auch keine Zoos. Er wollte keine eingesperrten Tiere sehen. Aber nachdem Anna lange genug gequengelt und Conny ihm zu verstehen gegeben hatte, dass es eine Schande sei, sich monatelang in der Nähe des zweitgrößten Aquariums Europas aufzuhalten, ohne es je besucht zu haben, hatte er sich breitschlagen lassen. Einen Ausflug nach Genua wollten sie sowieso machen. Was soll’s, dachte er, dann schau ich mir eben ein paar Fische an.
»Was sind eure Lieblingstiere?«, wollte Anna wissen. »Meine sind die Robben … nein die Delfine.«
»Der Mandarinfisch«, sagte Conny, »den fand ich toll.«
»Ich auch … und die Clownsfische.« Anna wandte sich an Marc. »Und du Papa?«
»Die Quallen.«
»Selber Qualle«, sagte Conny. Sie gingen weiter zu den Haien.
Selbst Marc musste zugeben, dass dies ein außergewöhnlich schönes Aquarium war. Es war 1992 vom Genueser Stararchitekten Renzo Piano in den Porto Antico gebaut worden und war zu dieser Zeit das größte Aquarium Europas. Das hatte er im Reiseführer gelesen. Das Gebäude sah aus wie ein großes Schiff, das im Altstadthafen vor Anker lag. Als sie das Aquarium gegen 14 Uhr verließen, reichte die Schlange vor der Kasse bis zur Sopraelevata Aldo Moro, der Hochstraße, die die Genueser Altstadt vom Hafen trennte.
In
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