Terror: Thriller (German Edition)
Sie das beruhigt.«
»Ja«, sagte Marc, »das würde mir sehr helfen, vielen Dank.«
Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Am Fenster stand ein zweiter Schreibtisch, dem ersten genau gegenüber. Er war penibel aufgeräumt. Vier Motorradmodelle standen in regelmäßigen Abständen nebeneinander an der oberen Tischkante. Alles Moto Guzzis.
»Nehmen Sie doch Platz.« Der Carabiniere zeigte auf einen der beiden Besucherstühle vor seinem Schreibtisch. Sie hatten beide grüne, abgewetzte Stoffbezüge. Der Carabiniere griff nach dem Telefonhörer und drückte eine Taste. Während Marc sich setzte, erhaschte er einen Blick auf das Foto, das in einem Rahmen auf dem Schreibtisch des Carabiniere stand. Es zeigte ein kleines, lachendes Mädchen. Marc durchzuckte es wie ein Blitz: Dieses Foto kannte er. Er musste nur kurz überlegen, dann wusste er, wo er es gesehen hatte: An der Steinmauer in Laigueglia, beim Zebrastreifen, der über die Via Aurelia führte. Das in Plastikfolie gepackte Foto, auf das jemand mit Filzstift das Wort »Perché?« – Warum? geschrieben hatte.
Der Carabiniere legte den Hörer auf. Marc hätte ihn gerne gefragt, was mit dem Mädchen auf dem Foto geschehen war. Aber er tat es nicht. Der Carabiniere wandte sich an Marc:
»Also.« Er sprach gedehnt. »Der Wagen war ein weißer Opel Corsa.«
Er war es, dachte Marc, es war der Söldner.
»Aber ein Handy«, fuhr der Carabiniere fort, »ist am Unfallort nicht gefunden worden.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich habe extra bei den Kollegen nachgefragt. Vielleicht haben Sie doch einen anderen Wagen beobachtet.«
Es war der Söldner. Sie haben ihn umgebracht und sein Handy an sich genommen.
»Beruhigt Sie das ein wenig?« Der Carabiniere lächelte ihm freundlich zu.
Sie haben ihn umgebracht. Warum wird sein Tod als Verkehrsunfall ausgegeben? Wie ist das möglich?
»Wie hieß der Mann?«, fragte Marc.
»Tut mir leid, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.« Das Misstrauen war dem Carabiniere jetzt deutlich anzumerken. Marc bedankte sich schnell für die Mühe, die der Mann sich gemacht hatte. Er verabschiedete sich von ihm und verließ die Wache.
Als er nach Hause kam, waren Conny und Anna im Garten. Sie gossen die Blumen. Er legte Conny die Zeitungsmeldung vor und berichtete von seinem Besuch auf der Carabinieri-Wache.
»Ich habe mich getäuscht«, sagte er, »es war ein Unfall. Ganz ohne Zweifel … wahrscheinlich fange ich schon langsam an zu spinnen.« Er versuchte zu lachen, aber es wurde eher eine Grimasse.
Connys Blick verriet ihm, dass sie ihm nicht glaubte. Aber sie sagte: »Dann ist ja gut.«
Dabei beließen sie es.
»Ich schlage vor, ich packe, und dann gehen wir nach Laigueglia Fisch essen. Was meint ihr?«
»Super!«, rief Anna und goss eine weitere Kanne Wasser über den Oleander.
Lenzari, Freitag, 4. Juni 2010, 19:53 Uhr
Fabrizio kauerte hinter dem Bettgestell und starrte in den Nebel. Seine Knie schmerzten. Der Betonboden war hart. Er hatte die Pistole aus dem Hosenbund genommen und neben sich auf den Boden gelegt. Seine Beretta 92 FS . Er nahm sie in die Hand, überprüfte – zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten – das Magazin. Fünfzehn Neun-Millimeter-Patronen. Es war noch immer voll. Logisch. Was hatte er erwartet? Er legte die Waffe zurück auf den Boden.
Was macht Cesare bloß so lange?
Er spähte nach links. Da unten, keine zwanzig Meter von ihm entfernt, musste Antonio liegen. Für einen Moment meinte Fabrizio die Blutlache zu erkennen, die sich unterhalb von Antonios Leiche ausgebreitet hatte. Das konnte aber auch täuschen.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er griff nach der Beretta. Es schien von der anderen Seite der Kirche herzukommen. Da führte ein Trampelpfad in die Schlucht hinunter und versandete irgendwo im Wald. Fabrizio lauschte. Jetzt war nichts mehr zu hören. Aber die Anspannung blieb. Er behielt die Waffe in der Hand.
Denk nach! Du musst wissen, womit du es zu tun hast, wenn du eine Chance haben willst .
Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke wie ein Schmerz:
War es möglich, dass Cesare von Anfang an gewusst hatte, was hier oben passiert war? Er musste an den schwarzen A6 mit dem deutschen Kennzeichen denken. Den hätten sie eigentlich verfolgen und anhalten müssen, so offensichtlich wie der den Verkehr gefährdet hatte. Aber Cesare hatte ihm befohlen, weiterzufahren. Und obwohl sie vor ein paar Tagen bereits alles mit den Deutschen geklärt hatten und sie keinerlei neue
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