Terror: Thriller (German Edition)
du Qualle«, antwortete Anna, sprang von seinem Schoß und eilte an Conny vorbei aus dem Raum. Conny hatte die Telefonnummer auf dem Tisch entdeckt.
»Hast du schon angerufen?«, fragte sie.
»Ja. Ein italienisches Restaurant in der Bleibtreustraße.«
»Was soll das denn?« Conny verzog das Gesicht.
»Wenn ich das wüsste«, sagte Marc.
Conny blieb noch einen Moment unschlüssig im Türrahmen stehen. Aus dem Badezimmer rief Anna nach ihr. Conny bedeutete ihm mit einer Geste, dass sie später reden würden. Dann wandte sie sich um und zog die Tür hinter sich zu. Ja, dachte Marc, wir reden später. Aber nur noch über uns, nicht mehr über diese mysteriöse Geschichte.
Marc griff erneut zum Telefon und rief Klaus an. Er erzählte ihm, was heute passiert war, und bat ihn, soviel Informationen wie möglich über das Restaurant Il Pellegrino zusammenzutragen. Sie verabredeten sich für Samstag. Er legte auf und hob den Hörer gleich wieder ab, um Hans Kersting anzurufen.
Nachdem Anna eingeschlafen war, setzten sich Marc und Conny mit einer Flasche Wein auf die Dachterrasse und redeten. Der Graben zwischen ihnen schloss sich, bis kaum mehr als eine hauchdünne Narbe übrig blieb. Die Luft war angenehm warm, und alle Sterne dieses Universums schienen sich am Himmel über ihnen zusammengerottet zu haben.
Pieve di Teco, Freitag, 21. Mai 2010, 9:15 Uhr
Marc parkte den Wagen auf dem Parkplatz hinter der Stadtmauer. Ein paar Kinder tobten über die Rasenfläche vor der Grundschule. Früh am Morgen hatte es geregnet. Jetzt riss der Himmel auf. Marc sprang über zwei Pfützen, die sich in den Schlaglöchern der Straße gesammelt hatten, und ging durch das Tor in der Stadtmauer. Das Kopfsteinpflaster war rutschig. Er ging an der Kirche vorbei zu den Arkaden. Die Geschäfte hatten bereits geöffnet, aber es waren noch kaum Passanten unterwegs. Pieve wirkte friedlich und verschlafen. Der Zeitungsladen lag auf der linken Seite des Corso Mario Ponzoni, ziemlich genau in der Mitte des Arkadengangs. Als er das Geschäft betrat, waren zwei Kundinnen gerade dabei, ihre Lottoscheine auszufüllen. Sie unterhielten sich lautstark mit der Besitzerin des Ladens, einer Mittfünzigerin mit dunkelrot gefärbten Haaren und einer Brille, die ihr, von einer Goldkette gehalten, über der Brust baumelte. »Buon giorno!«, rief Marc grüßend in den Raum. Die Damen grüßten zurück und nickten ihm freundlich zu. Marc trat ans Zeitungsregal und überlegte kurz, dann schnappte er sich eine Repubblica, von der er wusste, dass sie eine Regionalausgabe hatte, und ein Exemplar des Secolo XIX , der Zeitung für Ligurien.
Die Dame hinter dem Verkaufstresen setzte ihre Brille auf und gab umständlich den Preis in die Kasse ein, während sie sich weiter mit den beiden Lottospielerinnen unterhielt.
Marc versuchte sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Eine Plauderei über das Wetter blockte er allerdings ab. Die Zeitungen kosteten 2 Euro. Er legte das Geld auf den Tresen und verließ den Laden.
Es war halb zehn, als er das Café Da Maria auf der gegenüberliegenden Straßenseite betrat. Nur ein Tisch war besetzt: Zwei Männer um die siebzig saßen in der Nähe des Tresens und unterhielten sich mit dem Wirt. Marc grüßte und setzte sich ans Fenster. Er bestellte einen Capuccino und ein Cornetto. Dann nahm er sich die Repubblica vor. Mehrere Seiten Euro-Krise, klar. Wo war der Regionalteil? Er blätterte hastig weiter und stieß auf die Ankündigung einer 3-D-Rekonstruktion des Bombenanschlags auf die Piazza della Loggia in Brescia, bei dem am 28. Mai 1974 acht Menschen getötet und über hundert verletzt worden waren. Nächsten Freitag war der Jahrestag des schrecklichen Ereignisses. Aber eine 3-D-Rekonstruktion war schon eine merkwürdige Art des Gedenkens, fand Marc. Er blätterte weiter. Eine Hausfrau aus Savona mit zwei kleinen Kindern wurde vermisst. Ein Kampfhund hatte eine Rentnerin fast totgebissen – und da war sie, die Meldung, die er gesucht hatte: Aus bisher ungeklärter Ursache hatte ein Verkehrsteilnehmer die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Er hatte auf der Via Aurelia, in der Nähe von Imperia, die Leitplanke durchbrochen und war zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Der Fahrer konnte nur noch tot geborgen werden. Wegen der Bergungsarbeiten war es zu Verkehrsbehinderungen gekommen. Das war alles.
»Lassen Sie es sich schmecken«, sagte der Wirt und stellte Capuccino und Cornetto vor Marc auf den Tisch.
Marc lehnte
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