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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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verschlagen.
    Sie greift nach seiner Kreditkarte, hackt die Steinchen klein. Mit einer schnellen Bewegung schiebt sie eine große Line zurecht. Legt die Karte beiseite. Hebt den Blick. »Wo ist der Schein?«, herrscht sie ihn unfreundlich an.
    Seine Hand greift über den Tisch, er will den Spiegel zu sich ziehen. Den gerollten Schein hält er griffbereit in der Hand.
    Sie kann schnell zupacken, hält den Spiegel. »Warte.« Sie schluckt schwer. Nur noch das Koks wegmachen, dann schlafen gehen. Sie greift zur Kreditkarte. Hackt wieder, zieht noch eine Line. Sie sieht ihn hasserfüllt an und hält ihm fordernd die Hand hin. Er kapiert. Hält ihr den Schein hin.
    »Hier, Süße.«
    »Nix, Süße.« Sie krallt sich den Schein. »Ich bin nicht deine Süße.«
    »Beruhige dich, komm runter.«
    Durch den gerollten Schein zieht sie das Kokain hoch. Es ballert in ihren Kopf. Jetzt noch das nächste Nasenloch. Ihr Herz fängt an zu pochen, und ihr ist schlecht. Er muss weg.
    Sie sieht ihn an und sagt: »Du musst jetzt gehen.«
    »Jetzt gehen? Aber hier liegt doch noch der ganze Tisch voll.«
    Sie sieht ihn durch verschleierte Augen an. »Ich muss jetzt alleine sein.« Sein Blick trifft sie hart, und sie senkt ihren Kopf.
    Er steht auf, kommt um den Tisch rum, seine Hände fassen ihren Nacken und massieren ihre Schultern. Sie versucht sie wegzuschubsen, halbe Kraft.
    Er sieht sie befremdet an. »Lass uns doch den Wein noch austrinken und das restliche Kokain wegmachen.«
    »Nein, ich muss jetzt allein sein.« Versteht der Idiot sie nicht? Sie will raus aus dieser unangenehmen Situation, kann der Typ sich nicht sofort in Luft auflösen?
    »Ich soll jetzt gehen?«
    »Ja, jetzt.« Und wie er dasteht, überkommt sie Ekel. Seine hellen Beine mit den dunklen Haaren. Seine Schultern hängen schlapp herab. Was macht dieser Typ hier? Er sieht sich in Zeitlupentempo um.
    »Deine Hose ist im Schlafzimmer.« Sie schnappt sich eine Zigarette. Der Typ setzt sich wieder und nimmt sich auch eine Kippe, greift sich sein Glas. Ungehalten steht sie auf, um seine Klamotten zu holen. Das Bett im Schlafzimmer ist zerwühlt. Frische Luft weht herein. Kinderlachen dringt unwirklich in den Raum. Schnell schließt sie das Fenster. Sie greift nach der Hose, dem Hemd und den Schuhen. Geht ins Wohnzimmer, wirft ihm die Sachen in den Schoß und bleibt wartend vor ihm stehen. Er nimmt sein Hemd und zieht es sich langsam über. Zu langsam. Er fängt wieder an zu reden, sie kann es nicht ertragen und geht ins Badezimmer, setzt sich auf den geschlossenen Klodeckel und zählt langsam bis hundert. Weder der Alkohol noch das Kokain wirken. Sie kann nicht mehr. Das Rauschen in ihren Ohren wird lauter. Das künstliche Licht in ihrem fensterlosen Bad wird greller. Ihr Herz klopft heftig, und ihr ganzer Oberkörper schwankt im Rhythmus mit. Als sie das Schließen der Wohnungstür hört, steht sie erschöpft auf und sieht nach, ob er auch wirklich weg ist.
    Sie bemerkt sofort, dass er das Kokain zusammengekratzt haben muss, der Haufen ist verschwunden. Sie lässt sich auf den Stuhl sinken. Was für ein geiziger Freak. Neben dem Spiegel, der noch mit weißen Pulver­resten bedeckt ist, liegt seine Visitenkarte. Er hat ihr eine Nachricht raufgekritzelt: Ruf mich an. Ungläubig schüttelt sie den Kopf. Mit der Karte versucht sie, die Reste zusammenzukratzen, eine kleine Line geht noch. Sie rollt die Pappe zusammen und zieht das restliche Kokain. Der Geschmack erinnert sie an die Wirklichkeit. Achtlos wirft sie die Visitenkarte weg und beobachtet, wie sie sich langsam wieder entrollt und sein Name sie verzerrt anstarrt. Sie schließt die Augen, lässt ihren Kopf in den Nacken sinken. Nick. Wenn Nick sie bloß wieder anrufen würde. Sie würde gerne weinen, aber schon der Gedanke kostet zu viel Kraft. Sie greift lieber wieder nach ihrem Weinglas und nimmt sich eine Kippe, die Schachtel hat er glücklicherweise dagelassen. Sie wankt ins Schlafzimmer, will nicht auf die Uhr schauen, tut es trotzdem, schon drei Uhr nachmittags. Scheiße. Die Sonne scheint hell. Sie sucht nach der Schlafbrille in ihrem Nachttischschrank. Sofort herrscht Dunkelheit, und ihre Gedanken fangen wie wild an zu rasen. Bilder, Gesichter, Fratzen erscheinen. Sie wirft sich auf die Seite. Stimmen in ihrem Kopf. Die Schlechtigkeit ihres Daseins. Der Typ in Boxershorts über ihr, wie er versucht, seinen schlaffen Schwanz in sie reinzupressen. Ihre ermunternden Worte. Sie kneift die Augen hinter ihrer

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