Tessa
die Flasche, während sie seine kräftigen Arme beobachtet, losgelöst von seinem Körper scheinen sie die Arbeit zu verrichten. Er sieht zu ihr herüber. »Alles klar?« Und zwinkert ihr dabei leicht zu. Oder hat sie sich das nur eingebildet? Tessa nickt stumm und zieht ihren Mantel aus, den sie trotz seines dreckigen Aussehens ordentlich über dem Küchenstuhl ablegt. Aus dem Hängeschrank greift er ein schönes Weinglas, gießt ihr ein. Sie nimmt es dankbar an und trinkt sofort einen Schluck. Das Glas ist fein, und sie hat Angst, es zu zerbrechen. Als sie aufblickt, sieht sie, dass Jens, angelehnt an der Küchenzeile, sie beobachtet.
»Du nicht? Trinkst du kein Glas Wein mit mir?«, fragt sie ihn.
Er zögert, dann gießt auch er sich ein Glas voll. Ihr Blick wandert in der großen Küche umher und bleibt bei den Stühlen hängen. Sie überlegt, mag sich aber nicht setzen. Alles ist so weiß und rein. Sie sieht ihn wieder an. Kurz. Das Glas berührt ihren Mund. Sie verlässt die Küche. Wieder verfolgt sie das laute Krachen ihrer Absätze auf dem Parkett. Sie schlüpft schnell aus den Schuhen, um geräuschlos das Wohnzimmer zu betreten. Der Fernseher läuft ohne Ton. Es sind kaum Möbel im Raum, zwei großformatige Fotografien hängen an der Wand, ein Teppich, eine Couch. Ein einzelner Ledersessel steht traurig in der Mitte des Raumes. Kein Staub. Sie wählt die Couch, setzt sich, zieht die Beine an, will es sich bequem machen, doch das harte Leder verbietet alles andere als eine gerade Haltung. Sie stellt die Füße wieder auf den Boden. Jens steht im Türrahmen und betrachtet sie, bevor er sich zu ihr setzt. Tessa trinkt aus ihrem Glas und starrt ihn schweigend an. Die Stille wird lauter. Ihr Herz fängt an, heftiger zu schlagen. Dann beugt er sich zu ihr hinüber. Streichelt ihr eine Ponysträhne aus dem Gesicht und nimmt ihr das Weinglas aus der Hand. Das leise klirrende Geräusch, als er das Weinglas auf dem Glastisch abstellt. Er beugt sich zu ihr und küsst sie.
Tessa schließt die Augen. Lässt sich küssen. Spürt seine Hände ihren Körper umfassen. Für den Moment hört ihr Kopf auf zu denken. Keine Gedanken. Ruhe. Seine Lippen sind fest. Der Geschmack von warmem Wasser. Sie taucht ein. Und lässt sich fallen. Das Glas Wein taucht vor ihren geschlossenen Augen auf, und sie legt die Hand auf seine Brust und schiebt ihn sanft von sich. Langsam entfernt sich sein Gesicht von ihrem, sie beugt sich zum Tisch, nimmt den Wein. Trinkt. Jens kommt wieder näher, und er nimmt ihr das Glas aus der Hand. Und einen kurzen Augenblick überlegt sie zu protestieren, aber da liegt sie schon wieder in seinen Armen, und das Gefühl, von ihm gehalten zu werden, lässt sie vergessen. Sie schließt die Lider. Dunkelheit um sie herum, ein angenehmer Schwindel. Sie spürt seine Hände an ihrem Rücken. Das Geräusch des Reißverschlusses. Ein kalter Lufthauch. Gänsehaut. Er zieht ihr das Kleid über den Kopf. Eine Haarsträhne bleibt im Reißverschluss hängen. Ein ziehender, weit entfernter Schmerz. Sie lässt sich auf die Couch fallen. Fast nackt, bis auf die Strumpfhose, liegt sie da. Kurz öffnet sie die Augen, um in sein Gesicht zu sehen. Seine Augen liegen auf ihrem Körper, und sie spürt seine warmen Hände auf der Haut. Sie schließt die Augen wieder und lässt den Kopf zur Seite fallen. Sie spürt seinen schweren Körper auf sich liegen. Fest umarmt sie ihn, drückt sich an ihn. Seine Lippen liegen wieder auf ihrem Mund. Sie umgreift seinen Rücken. Seine Haut ist fest. Warm und fremd. Haut auf Haut. Er hebt ihren Po und zieht ihr die Strumpfhose aus. Dann richtet er sich auf und macht sich an seiner Hose zu schaffen. Sie nutzt den Moment, um nach ihrem Glas zu greifen und schnell ein paar weitere Schlucke zu trinken. Wieder nimmt er ihr das Glas aus der Hand. Stellt es auf dem Boden ab. Sie schaut ihn an, schließt die Augen und spürt, wie er in sie eindringt.
Sein schwerer Kopf liegt auf Tessas Oberkörper. Ihre Oberschenkel zittern, und sie atmet schwer. Mit der Hand tastet sie nach dem Weinglas. Ein Fingernagel klirrt gegen das Glas. Das angenehme Geräusch des Findens. Sie muss ihre Hand verbiegen, um das Glas zu heben. Sie trinkt den letzten Schluck. Vorsichtig zwängt sie sich unter Jens hervor, um sich die Weinflasche zu holen. Sie ist nackt und spürt seinen Blick im Rücken. Ihr ist schwindlig.
Mit der Flasche in der Hand bleibt sie im Türrahmen stehen und beobachtet Jens, wie er in der Ecke des
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