Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
bemerkenswert gelassen und sachlich
reagierte.
"Ich weiß, dass Sie danach fragen müssen",
erwiderte sie. "Sieht man ja in jedem Krimi. Ich war zum Essen bei meinen
Eltern und bin anschließend zu Kati gefahren. Das können Sie gerne überprüfen."
Als die Befragung wenig später beendet war, eilte Carola
zurück in ihr Büro und beauftragte zwei Kollegen, erneut alle Nachbarn von
Louise Herlitt zu befragen und auch in der näherer Umgebung die Fühler
auszustrecken. Im ersten Durchgang hatte zwar niemand etwas Auffälliges zu
berichten gewusst, aber der Mörder hatte das Haus gut beladen verlassen.
Irgendjemand hatte vielleicht doch einen zufälligen Blick auf ihn erhascht, als
er das Haus verließ oder verdächtige Geräusche gehört, an die er sich erst im
Nachhinein erinnerte.
Der kleinste Hinweis konnte sich als wichtig herausstellen,
das erlebte die Kommissarin nicht zum ersten Mal. Vor Jahren hatte sie mal
einen Mörder dingfest machen können, weil einer empörten Kioskbesitzerin
aufgefallen war, dass ein junger Mann, der bereits als Zeuge vernommen worden
war, in der Nähe des Tatorts an eine Hauswand gespuckt hatte. Einem engagierten
Kriminaltechniker war es daraufhin gelungen, DNA-Material sicherzustellen, das
mit Spuren vom Tatort übereinstimmte …
Carola entschied nach kurzem Überlegen, Christoph Steffen
anzurufen. Vielleicht gelang es ja doch, die Spur des Mail-Stalkers
zurückzuverfolgen. Ein Zusammenhang mit dem Verbrechen war zumindest nicht
auszuschließen.
Einen Moment lang dachte Tessy, dass sie sich verhört hatte.
Die Kommissarin hatte auf dem Handy angerufen, als sie gerade vom Parkplatz
ihres Lieblings-Discounters fahren wollte, der in dieser Woche Katzenfutter im
Angebot hatte.
"Es haben sich weitere Fragen ergeben. Ich muss dich
bitten, in die Dienstelle zu kommen", sagte sie nüchtern.
"Ich bin gerade unterwegs. Können wir das nicht am
Telefon klären?", gab Tessy zurück und ließ den Wagen langsam in die
Parklücke zurückrollen. Sie war völlig entnervt von der ganzen Sache – und
gleichzeitig zutiefst beunruhigt. Aber Letzteres schob sie vehement beiseite.
"Gut, wir können es versuchen", gab Carola nach
kurzem Zögern nach. "Fürs erste jedenfalls. Kann es sein, dass du im
Zusammenhang mit der Observierung von Louise Herlitt zu weit gegangen bist –
unter Umständen, um deinen Auftraggeber zu beeindrucken?"
"Zu weit?" Tessy strich sich eine Haarsträhne aus
dem Gesicht.
"Ja."
"Wie zu weit?"
"Indem du dir Zutritt zur Wohnung verschafft und dich dort
eingehend umgesehen hast, zum Beispiel."
Tessy blieb der Mund offenstehen. "Wer erzählt denn
eine solche Scheiße?", gab sie schließlich empört zurück. "Doch nicht
etwa dieser Milchbubi Christoph Steffen?"
"Beantworte einfach meine Frage."
"Natürlich habe ich das nicht getan!", sagte Tessy
energisch. "Warum sollte ich? So was mache ich nicht. Außerdem hat Steffen
die Sache abgeblasen, nachdem sich tagelang nichts getan hat – Ende, aus! Wie
kommt er dazu …"
"Du warst überrascht", fiel Carola ihr ins Wort.
"Ja, in der Tat, das war ich. Ich hatte angenommen,
dass ihn der Typ mehr interessiert, der die Nacht bei Louise verbracht hatte,
aber so kann man sich täuschen."
Plötzlich lief Tessy ein kalter Schauer den Rücken herunter.
Wenn dieser Idiot bei seiner Aussage blieb, hatte sie verdammt schlechte
Karten, zumal, apropos Karten, ihre Visitenkarte bei Louise gefunden wurde. Sie
hielt kurz die Luft an.
"Tessy?"
"Ja."
"Gut möglich, dass du noch heute erneut zur Vernehmung
kommen musst. Du darfst die Stadt nicht verlassen."
"Du wiederholst dich, Kommissarin." Damit
unterbrach Tessy die Verbindung. Sie starrte durch die Windschutzscheibe und
spürte, dass ihr Puls auf Hochtouren lief.
Was passierte hier gerade? Hatte sie ein paar dumme Sprüche
zuviel gemacht, die Steffen missverstanden hatte? Oder wollte der Knabe sich
bei der Polizei profilieren? Oder zog Carola die völlig falschen
Schlussfolgerungen? Immerhin kannten sie sich ja noch nicht so lange.
Vielleicht traute sie ihr eine Menge Tricksereien zu ... Gut, aber Mord oder
Totschlag?
Tessy atmete zweimal tief durch, startete den Motor und fuhr
langsam nach Hause. Sie wünschte, Hanter wäre hier. Aber der war in
Niedersachsen und hatte Besseres zu tun, als sich um die Schwierigkeiten zu
kümmern, in die Tessy immer wieder geriet. Scheint ein Lebensthema von mir zu
sein, dachte sie, während sie ihre Einkäufe ins Haus schleppte und
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