Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
zwei Stunden, in denen Carola wie ein
gefangenes Tier durch die langen Korridore getigert, literweise Kaffee
getrunken und in alten Akten gewühlt hatte, um sich abzulenken.
"Der Mann heißt Miron Schowinsky, und er ist vor gut
zehn Jahren straffällig geworden", referierte Köster, die immer noch ganz
frisch aussah. "Damals hat er einen Typen krankenhausreif geschlagen, weil
der an den Wagen seines damaligen Chefs gepinkelt hat."
"Wie bitte?"
"Ja, war allerdings ein ziemlich schickes und teures
Auto, eine Limousine."
Carola straffte ihren Rücken. "Eine Limousine?"
"Ein richtig edles Geschoss."
"Hieß der Chef zufälligerweise Hugo Brandner?"
Nun war Köster verblüfft und warf der Kommissarin einen
anerkennenden Blick zu. "Wow! Ja, allerdings, Hugo Georg Brandner."
Carola atmete tief aus. "Der sitzt in Tegel in U-Haft –
Tessy Ritter hat Anfang des Jahres erheblich dazu beigetragen, dass ihm der
Prozess gemacht wird. Der Mann ist ein gewissenloser Frauenmörder mit den besten
Kontakten ins schillernde Milieu."
Einen Moment herrschte Stille. "Ist die Verhandlung
zufälligerweise für Mai diesen Jahres angesetzt?", fragte schließlich Paul
Schulze.
Carola nickte. Ihr Herz wog plötzlich eine Tonne. Brandner
war ein Typ, der nichts vergaß und dem kein Racheplan zu aufwendig war, wenn es
darum ging, Leute fertig zu machen, die ihm ans Bein gepinkelt hatten. Obwohl
Tessy sich damals geschickt aus der Affäre gezogen und Brandner auf eine
falsche Fährte gelockt hatte, um einen wichtigen Zeugen und sich selbst zu
schützen, hatten ihn während der Untersuchungshaft offensichtlich Zweifel an
ihrer Geschichte beschlichen. Und mit seinen weitreichenden Kontakten war es
ihm nicht schwergefallen, die Zusammenhänge nachzuprüfen, Tessy unter Umständen
beschatten zu lassen und einen Folter- und Killerauftrag zu erteilen.
Carola fuhr sich durchs Haar. Sie war seinerzeit die
leitende Ermittlerin gewesen, und Brandners glühender Hass war ihr noch in
lebhafter Erinnerung. Man musste nicht allzu viel Fantasie aufwenden, um sich
vorzustellen, dass er ihr ein ähnliches Schicksal wünschte, wie es gerade Tessy
erleiden musste. Das zugeschickte Video sollte ihr einen Vorgeschmack liefern …
"Wühlt alles durch, was wir zu Schowinsky haben oder
finden können", sagte Carola. "Wir müssen herausfinden, wo er sich
aufhält." Das war nichts anderes als die berühmte Suche nach der Nadel im
Heuhaufen, so viel war ihr klar, aber aufgeben, ohne alles versucht zu haben,
kam nicht in Frage.
Sie ging in ihr Büro, um einige Anweisungen für die weitere
Ermittlung im Herlitt-Fall zu notieren. Heiko Schneider würde sich freuen, wenn
er gleich am nächsten Tag in Sachen Pizza-Mann loslegen durfte. Dann fuhr sie
nach Hause. Sie musste unbedingt zwei Stunden schlafen, sonst war sie in Kürze
zu gar nichts mehr zu gebrauchen.
* * *
Als er sie zum zweiten Mal mit noch größerer Brutalität
vergewaltigte, bekam sie zufällig mit, dass eine Minicamera auf einem der
Regale lief. Ein rotes Auge leuchtete kurz auf. Er filmte ihr Martyrium, wahrscheinlich
schon die ganze Nacht. Ein Psychopath. Sie war davon überzeugt, dass sie nie
wieder Lust würde empfinden können, aber das dürfte ihr geringstes Problem
sein. Er wird mich töten, dachte sie, ohne dass der Gedanke sie großartig
erschütterte, und darin lag die eigentliche Gefahr.
Der Schmerz, die stumme Niedertracht seines Bemühens, sie
leiden zu lassen, verbrannte alle Empfindungen, schließlich auch einen Teil des
Schmerzes, aber sie hatte nur eine Chance, wenn es ihr gelang, klar und wach zu
bleiben. Qual und Angst hatten ihr bereits derart zugesetzt, dass sie innerlich
abzustumpfen begann. Das wäre das Ende, davon war sie überzeugt.
Er stand auf und zog den Reißverschluss mit lässiger Geste
hoch. Sie drehte ihm das Gesicht zu. "Kann ich ein Glas Wasser haben?",
bat sie höflich.
Er antwortete nicht, aber er brachte ihr das Gewünschte
wenige Minuten später und löste ihre Handfesseln, die mit einer Eisenkette
verknüpft waren und zu einem massiven Stahlring in der Wand führten, um sie vor
ihrem Bauch zusammenzuknoten. Anschließend verband er die Eisenkette mit ihren
Fußfesseln, warf eine Decke über sie und schaltete das gleißende Licht aus.
Ihr Herz klopfte. Pause, dachte sie. Erneut eine
Verschnaufpause. Er muss sich stärken, ein bisschen ausruhen, etwas essen.
Vielleicht holt er Verstärkung oder sondiert sein bisheriges Filmmaterial. Sie
schluckte
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