Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
und schob den Gedanken beiseite. Seine Schritte verklangen in der
Dunkelheit.
Tessy wusste, dass sie keine realistische Möglichkeit hatte,
sich von den Handfesseln zu befreien – er hatte ihr die vergleichsweise
angenehmere Fesselung lediglich ermöglicht, damit sie trinken konnte. Sie
sollte nicht verdursten oder einen Kreislaufzusammenbruch erleiden, noch nicht.
Das Seil war dünn und so straff geknotet, dass es in die Haut einschnitt und
sie nur mit Mühe einzelne Finger bewegen konnte.
Der Versuch, das Wasserglas zu zerschlagen und mit einer
scharfen Kante die Fessel zu durchtrennen, wie man es immer mal wieder in
Krimis sah, wäre die reinste Energieverschwendung, noch dazu in ihrer
geschwächten körperlichen Verfassung. Höchstwahrscheinlich würde sie sich dabei
selbst verletzen, und außerdem: Was hatte sie davon? Sie war mit den Füßen an
die Wand gekettet, und die Fußfesseln sahen noch unüberwindbarer aus. Sie würde
eine Ewigkeit brauchen, um sich davon zu befreien. Aber sie hatte keine
Ewigkeit, sie hatte nur eine einzige Chance: Sie musste ihn überraschen und töten.
Siebtes Kapitel
Heiko hatte sich nicht abwimmeln lassen. Um acht Uhr morgens
war die Pizzeria noch nicht geöffnet, natürlich nicht – wer aß schon um diese
Zeit Pizza? Aber die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren. Ware wurde
angeliefert, und eine Putzfrau wieselte durch den kleinen Verkaufsraum, das
konnte Heiko gut erkennen, obwohl die Frontscheiben an der Straßenseite
ziemlich schmuddelig waren. Sie hatte kurz zu ihm herübergeschaut und energisch
den Kopf geschüttelt, um dann wieder in ihren Staubsauger in Betrieb zu nehmen.
Er klopfte zum dritten Mal. Die Putzfrau machte eine obszöne Geste, öffnete
aber schließlich doch die Tür. "Mensch, kannste nicht lesen? Wir haben
noch zu! Wat willste?"
"Ihnen auch einen guten Morgen", gab Heiko
unbeirrt zurück und ließ den typisch patzigen Umgangston, den viele Berliner
pflegten und im Gegensatz zu ihm häufig auch noch witzig fanden, an sich
abtropfen. Er stellte sich vor und zückte seinen Dienstausweis. "Ich
möchte den Chef sprechen."
Die Putzfrau starrte ihn verdattert an. Dann grinste sie. "Hat
sich jemand über die Vierjahreszeiten beschwert?"
"Ihre Pizzasorten interessieren mich nicht",
erwiderte Heiko mit ernstem Gesicht. "Ich ermittle in einer Mordsache."
Er hob das Kinn. Das klang verdammt nach Cop.
"Im Ernst?"
"Nö, in der Hauptstraße."
"Sehr witzig."
"Finde ich nicht. Also – wo ist der Chef?"
Die Putzfrau zuckte mit den Achseln. "Im Bett
wahrscheinlich. Soll ich ihn anrufen und …"
"Ja, bitte. Und machen Sie es dringend. Außerdem muss
ich wissen, wer am Sonntag ab mittags Dienst hatte, und den Mitarbeiter will
ich auch sprechen."
"Das war der Chef persönlich", gab die Putzfrau
vergleichsweise freundlich zurück.
"Umso besser. Haben Sie vielleicht einen Kaffee für
mich, während ich warte? Ich nehm auch einen Espresso."
Fünf Minuten später hatte ihm Luisa, die nicht nur putzte,
sondern auch in der Küche aushalf und am Telefon saß, einen Latte macchiato
serviert, und Heiko fühlte sich gut. Seine erste eigenständig durchgeführte
Ermittlung trug erste Früchte, und er war sicher, dass weitere folgen würden.
Heiko nutzte die Wartezeit, um in der KTU anzurufen. Ein
Kollege bestätigte seine Vermutung, dass in Herlitts Wohnung keine
Pizzaschachtel gefunden wurde.
Der Pizzaladen-Chef brauchte eine halbe Stunde. Der bullige
Endvierziger wirkte mit seiner Vollglatze, den grau-blauen Augen und dem
unverkennbar polnischen Akzent nicht mal ansatzweise südländisch. Er hieß Georg
Pablinski und fand es absolut nervig, aus dem Bett geklingelt worden zu sein,
weil ein junger Kripotyp Fragen hatte. Der Montagmorgen war eindeutig nicht
seine favorisierte Tageszeit, aber darauf mochte Heiko keine Rücksicht nehmen.
"Sie hatten gestern Dienst, Herr Pablinski?"
"So ist es."
"Können Sie sich an die Kunden erinnern, die um die
Mittagszeit bei Ihnen eine Pizza bestellt und abgeholt haben?"
Pablinski sah Heiko entgeistert an und schüttelte dann den
Kopf. "Mittags geht es hier zu wie in einem Bienenschwarm. Ich erinnere
mich doch nicht an …"
"Erfolgen alle Bestellungen zunächst telefonisch?",
fiel Heiko ihm ins Wort.
"Fast alle", antwortete Pablinski unwirsch. "Ab
und an hab ich auch Laufkundschaft, aber das ist die Ausnahme."
Heiko überlegte kurz. "Ein schnieker Typ mit ’ner Rolex",
meinte er dann.
Pablinski stutzte. "Hm."
Heiko hob
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