Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
Er hob die Hände. "In
diese lauschigen Hallen?"
"Sie haben einen großen Fehler gemacht, Brandner",
meinte Carola, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Brandner setzte ein erstauntes Gesicht auf. "Was genau
meinen Sie damit, Frau Stein?"
"Wollen wir nicht die Spielerei lassen und zum Punkt
kommen?"
"Ich halte sehr viel von Spielereien", erwiderte
Brandner leise. Seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. "Kommt
ganz darauf an, in welchem Bereich."
Carola wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihm mitten
ins Gesicht geschlagen. Sie beherrschte sich und versuchte, ihre Aufgewühltheit
hinter einer genervten Miene zu verstecken. "Ach, Brandner, nun lassen Sie
doch den Scheiß! Sie wissen doch genau, warum ich hier bin. Verraten Sie mir
das Versteck Ihres Kumpels, und ich werde mich beim Staatsanwalt für Sie
einsetzen."
Brandner legte den Kopf in den Nacken und lachte los. Er
wieherte vor Vergnügen. "Um Gottes willen, Frau Stein – wovon reden Sie?"
"Ganz einfach: Schowinsky hat einen großen Fehler
gemacht, mindestens einen, für den sie mit bezahlen werden", erklärte
Carola in lakonischem Tonfall.
Brandners Lachen ebbte ab. Er musterte sie. Bestimmt hatte
er nicht damit gerechnet, dass sie seinem Killer so schnell auf die Schliche
kommen würden. Das war noch kein Punktgewinn, aber immerhin ein kleiner
Fortschritt und damit ein Vorteil, den sie ausnutzen konnte, wenn sie gut war,
und Brandner sich verunsichern ließ. Sie betete, dass ihr das gelingen würde.
"Wer ist Schowinsky? Und was hab ich mit dem zu
schaffen?", hielt ihr der ehemalige Vermieter von Luxuslimousinen
entgegen.
Carola winkte ab. "Wir wissen, was Sie vorhaben oder
besser gesagt: vorhatten, aber das ganze Unterfangen ist derbe schief gegangen.
Und wenn Sie nicht für eine weitere Gewalttat mit Todesfolge zur Verantwortung
gezogen werden wollen, rate ich Ihnen dringend, mit uns zusammenzuarbeiten – so
unangenehm Ihnen das auch sein mag."
Brandner hob die Hände. "Rätsel über Rätsel. Was meinen
Sie bloß?" Aber sein Blick blieb wachsam, so sehr er sich auch bemühte,
ihn mit gespielter Ahnungslosigkeit zu verschleiern.
"Schowinsky war so dumm, Spuren zu hinterlassen",
erläuterte Carola und seufzte, als hätte sie einen besonders störrischen
Schüler vor sich, der seine Lektion auch im dritten Anlauf nicht lernen wollte.
"Er hat sich im Garten von Tessy Ritter einen runtergeholt. Schlaue
Aktion, aber wie schon häufiger angemerkt: Man hinterlässt immer irgendeine
Spur. Nun, davon war der Gute dann wohl so geschwächt, dass er die falsche Frau
entführt hat …"
Brandner starrte sie einen Moment mit gerunzelter Stirn an,
dann begann er wieder selbstgefällig zu grinsen. "Netter Versuch, mich zu
irritieren, Kommissarin, aber ich weiß immer noch nicht, was Sie in dem
Zusammenhang ausgerechnet von mir wollen."
"Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht: Tessy hat
eine Schwester, die ihr sehr ähnlich sieht und zurzeit in Berlin bei ihr zu
Besuch ist. Schowinsky war nicht nur mies vorbereitet, er hat sich auch
schlicht und ergreifend vertan. Man kann nicht ausschließen, dass er seinen
Irrtum sogar längst bemerkt hat, ohne dass ihn das jedoch großartig juckt –
mein Gott, auf dem Video sind bestimmte Charakteristika nicht so genau zu
erkennen, und eine tote Frau ist so gut wie die andere, nicht wahr? Und Sie
können das aus dem Knast ohnehin nicht überprüfen – also, was soll’s? Sein Geld
kriegt er so oder so, nicht wahr?"
Brandners Lächeln blieb, aber es war eiskalt und hatte
zweifellos seine Fröhlichkeit eingebüßt. "Selbst wenn ich wüsste, wovon
Sie da quatschen – was wollen Sie eigentlich von mir?", flüsterte er und
biss die Zähne aufeinander.
"Wie schon eingangs erwähnt – den Aufenthaltsort der
Frau. Denken Sie darüber nach, Brandner, aber denken Sie nicht zu lange.
Vielleicht kann die Frau noch gerettet werden. Wenn Sie Ihren Beitrag dazu
leisten, wird man das berücksichtigen."
"Sie sehen mich zu Tränen gerührt."
"Nur keine Mühe – das würde ich Ihnen ohnehin nicht
abkaufen." Carola stand auf und verließ den Vernehmungsraum ohne ein
weiteres Wort. Ihre Knie waren weich. Sie bezweifelte, dass Brandner ihr die Geschichte
abnehmen würde – sie war zu offensichtlich –, aber sie hoffte, dass ihre
Bemühungen ihn zumindest beunruhigen würden. So beunruhigen, dass er in Kürze
mit seinem Anwalt telefonieren würde, um sich zu vergewissern, dass die Sache
rund lief.
Zehn Minuten
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