Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
später saß sie im Wagen. Sie stützte den Kopf
aufs Lenkrad und atmete mehrmals tief ein und aus. Dann griff sie ihr Handy.
Der verdeckte Ermittler, der den Anwalt im Auge behalten sollte, hieß Mick
Geiger – ein junger, stets nachlässig gekleideter und Kaugummi kauender Typ,
der an der Uni genauso wenig auffiel wie auf irgendeiner Demo oder in einem
Club. Er nahm nach dem ersten Klingeln ab. "Ja?"
"Macht es große Mühe, das Handy des Anwalts anzuzapfen?",
fragte Carola ohne Umschweife. Das war eine rein rhetorische Frage.
"Nö."
"Und wie lange dauert es?"
"Wenn ich meinen Kumpel aus der Internen dransetze –
ein paar Minuten, um die Aktion vorzubereiten, na sagen wir, eine halbe Stunde",
schätzte Mick.
"Tun Sie es."
"Genehmigung gibt’s wohl nicht, oder?"
"Die sind gerade aus", erklärte Carola. "Außerdem
muss es schnell gehen. Wenn’s Ärger gibt, halte ich meinen Kopf hin, darauf
dürfen Sie sich verlassen."
"Alles klar. Ich melde mich."
"Danke, Mick."
"Keine Ursache."
Carola legte auf und wollte gerade losfahren, als ihr Handy
klingelte: Heiko Schneider. Er war so aufgeregt, dass er drei Anläufe brauchte,
um sich verständlich zu machen. "Treffer – der Pizza-Mann hat jemanden
identifiziert", meinte er schließlich.
"Okay, wir treffen uns in der PI", sagte Carola.
Achtes Kapitel
Sie hatte das Glas mit ihren tauben, zusammengeschnürten
Fingern umfasst und auf den Fußboden geschlagen. Sie war so schwach, dass es
erst beim vierten Versuch in mehrere Teile zersprang. Tessy zitterte vor
Anstrengung und streckte sich aus. Sie befühlte die einzelnen Glasstücke und
steckte sich schließlich eines davon in den Mund, wobei sie es so behutsam wie
möglich über die untere Zahnleiste schob. Die Gefahr, sich zu verletzen, war
groß. Die Gefahr, demnächst zu sterben, noch größer.
Sie packte die restlichen Scherben beiseite und bemühte
sich, an nichts zu denken. Sie wusste, dass sie nur eine einzige Chance hatte,
und die wurde nicht besser, je verkrampfter sie darauf herumdachte. Er würde
wieder kommen. Er würde sie schlagen und erneut vergewaltigen. Zum letzten Mal,
so oder so.
Die Tür knarzte leise. Kurz danach schoss das gleißende
Licht in ihre Augen. Sie hätte gerne gewusst, wie spät es war, wie viel Zeit
vergangen war, seit er sie niedergeschlagen hatte. Oder auch seit sie den Entschluss
gefasst hatte, sich zu wehren, um ihr Leben zu kämpfen. War es noch Nacht? Oder
war der nächste Tag bereits angebrochen? War es möglich, dass er sich bereits
seinem Ende zuneigte. Sie konnte es nicht ausschließen. Sie hatte das Gefühl
für ihren malträtierten Körper fast vollständig verloren. Was spielte das
Zeitgefühl noch für eine Rolle?
Er trat näher und setzte sich auf den Stuhl. Er sah
erfrischt aus und zufrieden – als hätte er geduscht und gut gegessen, sich eine
Weile entspannt, vielleicht eine geraucht. Aber er roch nicht nach Rauch. "Weißt
du, wer HGB ist?"
War das noch wichtig? Sie schüttelte den Kopf.
"Hugo Georg Brandner." Er lächelte fröhlich. "Klingelt
es jetzt bei dir?"
Und ob. Ja, das passte. Es war ein fataler Fehler gewesen,
sich darauf zu verlassen, dass Brandner den Köder nur einmal bereitwillig
schlucken musste, um dann nie wieder über ihre Rolle bei der ganzen Geschichte
nachzudenken. Immerhin hatte er sie als Detektivin engagiert und war davon
ausgegangen, dass sie nicht gegen ihn agieren würde. Doch als Tessy mitbekommen
hatte, worum es ging – nämlich um Mord –, hatte sie mit einer geschickten Finte
die Seiten gewechselt und ihn ans Messer geliefert. Offensichtlich war sie
nicht geschickt genug gewesen.
"Die Frage, ob du mit falschen Karten gespielt hast,
hat ihm einfach keine Ruhe gelassen, verstehst du? Er hat ja im Moment genügend
Zeit, um über die verschiedensten Planspiele nachzudenken. Ich konnte ihm
bestätigen, dass du ihn verarscht hast, nachdem ich mir deinen PC mal genauer
angeguckt hatte. Einen Mann wie Hugo zu verarschen …" Er schüttelte den
Kopf und schnalzte mit der Zunge. "Das war ein Fehler, einer, den du nicht
wieder gut machen kannst. Ich hoffe, du siehst das ein. Wenn nicht …" Er
hob die Hände und grinste.
Ja, es machte alles keinen Unterschied mehr. Sie blickte zu
ihm hoch. "Wirst du mich töten?" Sie sprach langsam, ein wenig
undeutlich, aber die Glasscherbe blieb, wo sie war.
"Selbstverständlich. Aber vorher werden wir noch ein
bisschen Spaß haben, nicht wahr?"
Er stand plötzlich auf und schob den Stuhl
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