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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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klingen.
    Tessy stieg aus und schlenderte um das Geschäft herum zum Nebeneingang. Die Tür öffnete sich einen Spalt, kaum dass sie davor stand, und Charlotte ließ sie herein, um hinter ihr sofort wieder umzuschließen. Sie war blass.
    „Lass uns in der Werkstatt anfangen“, sagte Tessy nach einer knappen Begrüßung betont sachlich.
    Charlotte nickte und ging voran durch einen langen Flur. Eine Treppe führte nach oben. Es war still im Haus. Einige Uhren tickten, Holz knarrte.
    „Hier geht es zu den Büros und ins Geschäft.“ Charlotte wies auf eine breite Mahagonitür. „Geradeaus ist die Tischlerei. Sie verfügt über eine weitere Tür zum Hinterhof.“
    Sie atmete tief durch und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er hakte ein wenig, doch dann gab es ein leises Ächzen, und Charlotte konnte ihn drehen. Sie schob die Tür auf und betrat den Raum. Tessy folgte ihr.
    Die Rollläden waren heruntergezogen. Charlotte schaltete das Licht ein. Es roch nach Leim und Farbe. Möbelstücke standen herum, teilweise auseinandergebaut, teilweise abgeschliffen. Auf einer Werkbank lagen Feilen, Schraubenzieher und unterschiedlich große Sägen und Hobel neben einzelnen Holzteilen und ausgebauten Schubladen.
    Tessy schritt langsam durch den Raum, tastete die Wände ab und nahm den Fußboden in Augenschein, während Charlotte an die Werkbank trat, um die Möbel zu begutachten, mit denen der Tischler gerade beschäftigt war. Wie es aussah, bekamen die Stücke allesamt vollständig aufgearbeitete Rückwände und Böden.
    Tessy stellte sich neben Charlotte an die Werkbank. Das alte Holz war säuberlich aufgearbeitet worden. Tessy strich über eine Schublade und stutzte. Offensichtlich war der Boden so morsch, dass Holger sich entschlossen hatte, zusätzlich ein neues Holzelement einzusetzen. Allerdings war es so eingepasst worden, dass ein gut zwei Zentimeter breiter Schlitz zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Boden frei blieb. Sie wandte sich zu einem Sekretär um. Hier war eine zusätzliche Zwischenwand einzogen worden, und wieder blieb ein Hohlraum offen. Tessy zog eine Augenbraue hoch und pfiff durch die Zähne.
    „Dreimal darfst du raten, wofür hier Platz gelassen wurde“, bemerkte sie.
    Charlotte nickte. „Einmal reicht.“
    Auf der Werkbank lagen zwei schmale Leisten. Tessy nahm eine davon und hielt sie an eine Seite des Hohlraums. Sie passte. Sorgfältig verleimt und übergestrichen würde die Manipulation am Möbelstück nicht zu erkennen sein.
    An der hinteren Wand des Raumes stand ein großer, wuchtiger Schrank. Er war zerkratzt und unansehnlich und diente wahrscheinlich als Werkzeugschrank. Tessy ging näher und bemerkte ein großes Schloss. Sie sah Charlotte an.
    „Probier doch mal aus, ob dein Schlüssel hier auch passt“, meinte Tessy.
    Das tat er. Charlotte schob die quietschende Tür auf und sah Tessy ziemlich verdutzt an.
    „Putzlappen, Besen und Farbeimer“, sagte sie. „Warum der abgeschlossen ist, kann ich nicht nachvollziehen.“ Sie schüttelte den Kopf.
    Tessy beugte sich vor und tastete die Wände ab. Nichts. Eine Holzplatte bedeckte den Boden. Sie war schwer, ließ sich aber bewegen. Tessy hielt kurz inne. Dann hob sie die Platte an und stellte sie auf. Darunter befand sich ein Stück Teppich, unter dem eine Bodenluke verborgen war.
    „Ich werd’ verrückt“, flüsterte Charlotte.
    Tessys Puls hatte sich deutlich beschleunigt. Auch die Luke war verschlossen, und wieder passte der Schlüssel. Eine schmale Holztreppe führte in die Tiefe.
    „Jetzt wird es richtig interessant“, bemerkte Tessy.
    „Das kannst du laut sagen.“
    „Gibt’s da auch Licht?“
    Charlotte tastete an der Wand entlang und entdeckte einen Schalter. Licht flackerte auf. Tessy lächelte. „Na komm.“
    Dann fiel ihr Paula ein, die bestimmt wie auf heißen Kohlen saß. Sie nahm ihr Handy aus der Hosentasche und verschickte ein beruhigendes Alles ok, Luft rein, sehen uns in Ruhe u. sorgfältig um sowohl an sie als auch an Dirk, bevor sie mit Charlotte die Treppenstufen hinunter stieg. Die Holzdielen knarrten verdammt laut. Tessy kicherte nervös. Nur keine Panik! Im gleichen Moment ging das Licht aus, und ein dunkler Schatten war über ihnen. Tessy hörte Charlotte aufschreien, ihr selbst blieb der Schrei im Hals stecken. Den Schlag spürte sie kaum noch. Dann war nur noch Dunkelheit.

14
     
    Was für ein friedlicher und schöner Tag, dachte Paula, während sie Philipps Laden im Auge behielt. Sie saß im

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