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Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Titel: Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Wolf
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Eltern haben uns das Grundstück seinerzeit zur Hochzeit geschenkt“, erklärte Dorothea Sigfeld eifrig. „Ich könnte nirgendwo anders leben in Berlin. Dieser Tumult in der Innenstadt oder gar das Chaos in anderen Bezirken …“ Sie verdrehte die Augen, so dass Tessy einen Moment um den grünen Anstrich fürchtete. „Kreuzberg, Prenzlauer Berg und wie sie alle heißen. Nein, das sind keine Orte für mich.“ Sie stellte ihre Teetasse ab. „Wo wohnen Sie denn?“
    „Zur Zeit hüte ich das Häuschen und die Katzen meines Onkels in Marienfelde“, gab Tessy zurück.
    „Verstehe.“
    Das bezweifelte Tessy ganz entschieden. Auch das schien kein Bezirk zu sein, in dem die Dame Dorothea Sigfeld sich vorstellen könnte, heimisch zu werden.
    „Hatte Ihr Mann schon länger Pläne, nach der Pensionierung Deutschland endgültig zu verlassen?“
    Die Witwe nickte betrübt. „Ach, die Idee ist bestimmt schon zwanzig Jahre alt. Wir haben häufig Urlaub auf Mallorca gemacht. Zu häufig, wenn Sie mich fragen, und er sprach immer davon, auf der Insel leben zu wollen. Um ehrlich zu sein, habe ich das nicht allzu ernst genommen. Männer haben so manche Träume … Aber als Moritz dann im letzten Sommer in Rente ging, fing er tatsächlich gleich mit den Vorbereitungen für die Umsiedlung an. Ich ziehe ja Sylt vor oder schätze Kurzreisen in die Karibik – allerdings fühlt Leopold sich dort nicht so wohl.“
    „Verstehe.“ Das entsprach auch nur bedingt der Wahrheit. „Können Sie sich denn daran erinnern, dass Ihr Mann mal etwas über Patrick Riemer erzählte?“
    Sie nickte erneut. „Wir haben noch zusammen gelebt, als Riemer bei BORMAN anfing. Die beiden haben sich gut verstanden und viel für die Firma getan. Bis später dann diese … Wildner?“
    „Sie meinen Maren Wildorn.“
    „Richtig!“ Sigfeld klatschte kurz in die Hände. „Genau. Bis die in der hiesigen Niederlassung anfing.“
    „Gab es Ärger, und können Sie sich an Einzelheiten erinnern?“
    Frau Sigfeld drückte Leopold einen Keks ins breite Knautschmaul und dachte kurz nach. „Nein, Genaues weiß ich nicht – so intensiv haben wir auch nicht über seine Arbeit gesprochen. Aber mir ist in Erinnerung geblieben, dass es häufiger Konflikte gegeben hat und Moritz froh war, als er endlich aufhören konnte.“
    „Würden Sie sagen, dass Frau Wildorn ihren Mann rausgeekelt hat?“
    „Hm, es kann sein, dass dieser Unfrieden eine Rolle gespielt hat, aber festlegen würde ich mich da nicht – schließlich waren wir ja seit langem getrennt, als Moritz aufhörte. Jedenfalls freute er sich, endlich seine Pläne umsetzen zu können …“ Sie schwieg einen Moment. „Stellen Sie sich vor – er hat sich sogar da begraben lassen.“
    „Sind Sie zur Beerdigung auf Mallorca gewesen?“
    „Nein.“
    Verdammt, dachte Tessy. Das könnte ein ziemlich großer Fettnapf gewesen sein.
    „Mein Sohn ist rüber geflogen – für zwei Tage. Meine Tochter ist hochschwanger und wollte lieber kein Risiko eingehen. Und ich …“ Sie lächelte schief und betrachtete kurz ihre Fingernägel. „Vor zwei Monaten rief Moritz mich an und … bat um die Scheidung. Ich war entrüstet. Und die Scheidung ist natürlich auch bisher nicht durch. Ich war noch immer so wütend über seinen Scheidungswunsch ... dass ich spontan entschieden habe, nicht zu seiner Beerdigung rüber zu fliegen. Verstehen Sie? Inzwischen bereue ich das längst.“
    Tessy nickte eilig. „Entschuldigen Sie bitte – ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe treten. Das geht mich nun wirklich nichts an.“
    Sigfeld winkte ab. „Schon gut. Das konnten Sie ja nicht wissen.“
    „Wie sind Sie eigentlich über den Tod Ihres Mannes informiert worden?“ hakte Tessy nach.
    „Das Krankenhaus hat jemanden beauftragt, die Familie in Kenntnis zu setzen – eine Frau mit sehr guten Deutschkenntnissen, die, soweit ich das verstanden habe, einen Service für Touristen auf Mallorca betreibt und sich auch um Moritz’ Haus und diverse Angelegenheiten gekümmert hat. Vielleicht auch noch um einiges mehr.“ Sigfeld zog die schmalen Schultern hoch. „Ist ja auch egal. Jetzt sowieso.“
    „Erinnern Sie sich an den Namen?“
    „Natürlich: Anita Zaldura. Sie spricht wirklich ganz hervorragend Deutsch, und mein Sohn erzählte, dass sie sehr sympathisch und kompetent sei. Nun ja.“ Dorothea Sigfeld goss Tee nach und kraulte dann Leopolds Ohren. Der fing an zu hecheln und sah plötzlich aus wie ein Breitmaulfrosch. „Wie auch

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