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Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Titel: Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Wolf
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zweimaligem Klingeln meldete sich eine hohe Frauenstimme: „Dorothea Sigfeld. Was kann ich für Sie tun?“
    Was für ein Einstieg. Tessy lächelte. „Ich hoffe sehr, dass Sie etwas für mich tun können. Meine Name ist Tessy Ritter. Ich bin befreundet mit Familie Patrick Riemer. Sagt Ihnen der Name vielleicht etwas?“
    „Patrick Riemer?“
    „Ja – er und Moritz Sigfeld – Ihr Mann nehme ich an – waren Kollegen in der Unternehmensberatung BORMAN und miteinander befreundet.“
    „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Riemer tot ist“, bemerkte Dorothea Sigfeld. „Mein Namensgedächtnis ist ziemlich gut, und ich habe noch gehofft, dass es sich um einen anderen Riemer handelt.“ Sie unterbrach für eine kurze Pause: „Mein Mann ist auch tot – seit über zwei Wochen.“
    „Ich weiß“, sagte Tessy. „Das ist irgendwie merkwürdig, finde ich.“ Es knisterte in der Leitung. „Es tut mir sehr leid. Ich kannte Ihren Mann zwar nicht, aber …“
    „Schon gut – wir lebten seit einigen Jahren getrennt“, unterbrach die Frau sie resolut. „Und seitdem er auf Mallorca war, hatten wir nur noch wenig Kontakt. Aber natürlich tut es trotzdem weh. Fast dreißig Jahre Ehe. Zwei Kinder. Wohlgeratene Kinder übrigens. Ja, das kann man sagen. Sein Tod kam überraschend, auch wenn Moritz es ein bisschen mit dem Herzen hatte. Wer sagten Sie gleich, sind Sie?“
    „Mein Name ist Tessy Ritter. Ich bin nicht nur mit Kerstin Riemer befreundet, sondern ermittle auch privat die näheren Umstände von Patricks Tod.“
    „Jetzt erinnere ich mich: Er soll sich umgebracht haben.“
    „Das ist genau der Punkt. Es bestehen nämlich erhebliche Zweifel an einem Suizid – zumindest im Familien- und Freundeskreis. Nun versuche ich zu rekapitulieren, was in Patrick vorgegangen sein könnte, was ihn in den letzten Tagen beschäftigt hat“, erläuterte Tessy. „Unter Umständen spielt der Tod Ihres Mannes eine Rolle, was Patricks Gemütszustand angeht.“
    „Aha.“
    „Wären Sie bereit, ein persönliches Gespräch mit mir zu führen?“
    „Ja, schon, warum nicht? Ich frage mich nur, wie ich Ihnen helfen kann. Ich kannte Herrn Riemer doch gar nicht näher, und Moritz …“
    „Wissen Sie, es sind manchmal Kleinigkeiten und scheinbar nebensächliche Hinweise, die zu einer Spur führen. Um auf diese Details zu stoßen, muss ich viele Gespräche führen. Sie täten jedenfalls mir und der Familie Riemer einen großen Gefallen.“
    „Wenn das so ist.“
    „Danke, Frau Sigfeld. Wann hätten Sie Zeit? Vielleicht in einer Stunde?“

    Obwohl sie über Tessys Vorstoß überrascht war, hatte Dorothea Sigfeld nichts gegen ihren spontanen Besuch einzuwenden. Sie wohnte in einem kleinen edlen Haus in der Nähe des Schlachtensees und begrüßte Tessy an der Gartenpforte – mit einem Mops auf dem Arm. Der breitnasige Hund passte überhaupt nicht zu der zierlichen Frau in Seidenbluse, weitem Rock und Pumps.
    „Das ist Leopold“, sagte sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme und ließ Tessy eintreten.
    Leopold machte ein vorwurfsvolles Gesicht und schnaufte – er schien die Einschätzung der Besucherin zu ahnen.
    „Bleiben wir im Garten? Es ist noch angenehm warm.“
    „Gerne.“
    Das Grundstück mutete wie ein Märchengarten an. Dichtgewachsene Büsche, Sträucher und Rosenranken umrahmten ein Haus im Fachwerkstil; auf dem dicht gewachsenen Rasen thronte ein Pavillon, in dem Dorothea Sigfeld Tee bereit gestellt hatte. Zitronengrastee. Dazu gab es englisches Gebäck. Was sonst.
    „Der löscht hervorragend den Durst“, erklärte Frau Sigfeld und schenkte Tessy ungefragt eine Tasse ein. „Und die Orangenkekse müssen Sie probieren.“
    Sie hatte ihr höchstwahrscheinlich blond gefärbtes Haar zu einer kunstvollen Rolle hochgesteckt, die Tessy an amerikanische Schauspielerinnen aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erinnerte. Der dicke grüne Lidschatten und die lackierten Fingernägel passten ebenfalls gut in dieses Bild. Schnell wurde deutlich, dass Frau Sigfeld die Gelegenheit zum Plaudern ausgiebig zu nutzen beabsichtigte. Tessy war im Handumdrehen und en detail in die Feinheiten des Pavillonbaus und Rosenzüchtens eingeweiht und wusste bald Wesentliches zu Leopolds Stammbaum. Für Minuten war sie wie erschlagen von der Fülle der auf sie einströmenden Informationen.
    „Früher haben Sie hier zusammengelebt – Sie und Ihr Mann?“, versuchte sie schließlich, dem Gespräch eine Wendung zu geben.
    „Ja. Meine

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