Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars
Hintergründe zu seinem Tod.“ In knappen Sätzen erörterte sie ihre Tätigkeit als Privatermittlerin, während Doschmann seine Fassung zurück gewann.
„Ach so“, kommentierte er. „Die Polizei hat den Fall also abgeschlossen?“
„Genau – solange keine neuen Indizien auftauchen.“
„Und nach denen suchen Sie?“
„So könnte man es formulieren. Mir ist es also herzlich egal, ob und wo Sie herumhacken“, schob sie hinterher. „Ich bin lediglich an Ihrer Verbindung zu Patrick interessiert.“
„Ich hacke nicht herum“, betonte Doschmann und hob das Kinn. „Diese Zeiten sind längst vorbei.“
Tessy hob die Hände. „Wie gesagt – das ist mir völlig wurscht. Was wollte Patrick von Ihnen?“
Doschmann stützte die Hände auf den Tresen. „Na schön – wie heißt es immer so nett: Wenn es der Wahrheitsfindung dient. Also – Patrick brauchte Hilfe beim Knacken eines Passworts.“
„Hat er genauer gesagt, worum es dabei ging?“
„Nein. Er wollte lediglich ein paar allgemeine Infos. Die habe ich ihm gegeben, fertig. Ich habe dann noch mal bei ihm angerufen, weil mir noch was eingefallen war, aber … Später habe ich dann mitbekommen, dass Patrick zu dem Zeitpunkt schon tot war.“
„Verstehe.“
Doschmann trommelte mit den Fingern auf dem Tresen. „Noch was?“
„Ja – irgendeine Andeutung muss Patrick gemacht haben.“
„Muss er?“
Tessy zwang sich, ihr freundliches Lächeln beizubehalten. „Herr Doschmann, eine Hand wäscht die andere, nicht wahr? Schicken Sie mich unverrichteter Dinge wieder nach Hause, kann ich Ihren wunderbaren Künstlernamen unmöglich aus meinem Gedächtnis löschen. Wir verstehen uns?“
Doschmann schluckte heftig.
„Na schön, er hatte Dateien auf einem Stick, an die er nicht ran kam“, sagte er nach einem Moment des Zögerns leise.
„Wo wem hatte er den?“
Er schüttelte den Kopf. „Patrick wollte nichts sagen – er tat sehr geheimnisvoll, verstehen Sie? Der Stick war passwortgeschützt. Patrick war in Computerdingen nicht gerade ein ausgebuffter Profi, aber immer noch vergleichsweise pfiffig. Das eine oder andere hat er selbst ausprobiert, dann habe ich ihm noch ein paar Tipps gegeben … Ich weiß ja nicht mal, ob er Erfolg damit hatte.“
„Könnten Sie sich vorstellen, dass sein Tod mit dieser Geschichte zusammenhängt?“
Doschmanns Adamsapfel stand kurz vor dem Durchbruch. „Um Gotteswillen … Nein, ich denke …“
„Sie sagten, dass er geheimnisvoll tat.“
„Ja, aber doch nicht so …“
„Das kann man nicht wissen, oder?“
„Natürlich nicht, aber … ich weiß nicht, warum es bei der Sache ging.“ Doschmann wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
„Sagt Ihnen der Name Moritz Sigfeld etwas?“
Hickhack hielt inne. „Ja, das war ein Kollege von Patrick. Dem habe ich einen Laptop zusammengeschraubt, bevor er nach Mallorca abgedüst ist.“
„Ach?“
„Ja, der Mann wusste, was er wollte.“
„Scheint so – vor allen Dingen, was die Vergangenheitsform anbetrifft.“
„Wie meinen Sie das denn nun wieder?“
Tessy atmete tief aus. „Sigfeld ist auch tot.“
„Ach du Scheiße!“
„So könnte man formulieren. Haben Sie immer noch keine Ahnung, ob da ein Zusammenhang mit Ihrem Engagement möglich ist?“
„Scheiße: nein!“
Tessy hob die Hände. „Regen Sie sich ab! Eine Frage noch: Wenn eine Festplatte mit einem professionellen Datenlöschprogramm bearbeitet wurde, kann man dann trotzdem …“
„Keine Chance. Die Dinger machen ihren Job hundertprozentig.“
„Schade. Noch was: Falls ich Ihnen den Laptop von Sigfeld vorbeibrächte – würden Sie da mal ganz unverbindlich einen Blick drauf werfen?“
„Muss das sein?“
„Nö, natürlich nicht.“ Tessy lächelte. „Was muss schon sein?“
Doschmann verdrehte die Augen. „Ja, verdammt noch mal – wenn Sie mich dann in Ruhe lassen …“
„Abgemacht.“ Tessy zückte ihr Portemonnaie. „Ganz reizend von Ihnen. Was bekommen Sie?“
Eine gute Viertelstunde später saß Tessy im Wagen und verstaute ihre Einkäufe. Neben der Festplatte und einem Headset hatte sie noch Pide, Salat, Oliven und Schafskäse beim Türken erstanden und freute sich auf ein sommerlich deftiges Mittagsmenü.
Zuhause angekommen, griff sie zunächst zum Telefon, um die Servicefrau auf Mallorca anzurufen. Anita Zaldura sei nicht im Büro, hieß es, und man wisse auch nicht, wann sie käme. Toll, dachte Tessy. Kann es sein, dass du mir aus
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