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Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Titel: Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Wolf
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dem Weg gehst oder dich verleugnen lässt? Sie füllte ihr Pide mit Schafskäse und Salat und wählte Dorothea Sigfelds Nummer. Auch dort war niemand zu erreichen. Schließlich ging Tessy durch das kleine Wohnzimmer in Richtung Garten.
    Ein Blumentopf war auf den Boden gefallen. Sie wollte gerade über die Katzen schimpfen, als sie die kaputte Fensterscheibe entdeckte. Nun sah sie auch, dass der Fußboden mit Scherben übersät war. Ein dumpfes Gefühl kroch durch ihren Bauch.

Kapitel 14
    Die aufgetakelte Alte ging zum dritten Mal durch den Garten – diesmal mit einem Mops im Arm und dem Telefon am Ohr. Wenig später verließ sie das Haus – noch aufgetakelter als zuvor. Tokio Blue schlenderte ein paar Schritte die Straße hinunter und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Sigfeld in ein Taxi stieg. Perfekt, dachte er.
    Nach den ersten Berichten über die Aktivitäten der Detektivin hatte Tim ihm gesagt, dass er einen Gang zulegen sollte. Einen Gang zulegen bedeutete: nicht nur unbemerkt beobachten und folgen, sondern Signale setzen oder auch mal eine Wohnung durchsuchen und mit Absicht eine Spur hinterlassen, die als Warnzeichen verstanden werden konnte. Natürlich ohne erwischt zu werden. 
    Tokio Blue war gespannt, wie sie sich verhalten würde, wenn sie erst einmal begriff, dass ihr jemand auf den Fersen war. Er leckte sich über die Lippen und sah dem Taxi nach. Es störte ihn herzlich wenig, dass die Ritter Kontakt zur Polizei pflegte – innigen Kontakt, wenn er es richtig mitbekommen hatte. Der Typ war ewig bei ihr zu Hause gewesen, nachdem sie im Park Händchen gehalten hatten. Natürlich hatte er sie gefickt. Wenn nicht, war er ein Trottel oder schwul.
    Bei der Sigfeld ging es um etwas anderes – hier hatte er schlicht und ergreifend ins Haus einzusteigen, Beute zu machen und wieder zu verschwinden. Wirklich kein schwieriger Job, auch wenn bei einem Haus in dieser Gegend, noch dazu von einer älteren allein stehenden Frau bewohnt, eine Alarmanlage mehr als wahrscheinlich war. 
    Tokio Blue ging von einem Modell aus, bei dem der Alarm ausgelöst wurde, wenn sich jemand an Türen oder Fenstern im Erdgeschoss zu schaffen machte. Da er vorhatte, übers Dach einzusteigen, kratzte ihn das nicht. Bei dem warmen Wetter war sicherlich irgendein Fenster gekippt, und er konnte die Scharniere aushebeln. Falls es doch nötig sein sollte, eine Scheibe einzuschlagen, war das auch kein Problem. Da es in diesem Fall wichtig war, keine Einbruchsspuren zu hinterlassen, könnte er einen abgebrochenen Ast als Tarnung für die kaputte Scheibe auf den Fußboden legen. Die Leute waren schnell bereit, Zusammenhänge herzustellen, die man ihnen anbot. Entscheidend war, dass er unbemerkt aufs Grundstück schlüpfte und nicht ausgerechnet jemand einen Blick in den Garten warf, während er gerade an der Regenrinne hochkletterte.
    Zehn Minuten später war Tokio Blue durch die angelehnte Balkontür ins Haus geschlüpft. Die Räume waren übersichtlich und ordentlich wie in einem Möbelhaus. Dennoch brauchte er eine ganze Weile, bis er endlich im Keller auf die Kartons stieß und den PC fand, auf den Tim scharf war. Er stopfte ihn in seinen Rucksack und verließ das Haus auf dem gleichen Weg, wie er es betreten hatte, wählte jedoch beim Verlassen des Grundstücks diesmal den offiziellen Weg. 
    Ein alter, stark gebückt und im Schatten der Gartenhecke dahin schleichender Mann, der schwer an zwei Einkaufstüten schleppte und den Tokio Blue erst bemerkte, als er die Gartenpforte hinter sich schloss und sich umdrehte, sah ihn irritiert an. Der versucht mich einzuordnen, dachte Tokio und wandte sich rasch, aber keinesfalls hastig zum Gehen. Was soll’s? – ein tattriger Alter – niemand wird ihn fragen, und selbst wenn ... Tokio Blue zuckte mit den Achseln und lächelte. Solche Typen quatschten eine Menge, wenn der Tag lang war.

Kapitel 15
    Nichts fehlte oder war zerstört, und niemand hatte sich an ihrem Laptop zu schaffen gemacht. Nur die Scheibe war eingeschlagen beziehungsweise mit einem Stein eingeworfen worden. Das kam vor, selbst in den friedlichsten Gegenden. Vielleicht hatte sich ein Nachbar über die Kater ereifert, weil die in seine Blumenbeete gekackt hatten. Solche Leute sollte es geben. Tessy hatte mehr als leise Zweifel an ihrer Theorie, keine Frage, nur: Sie konnte nichts tun. Keine Spuren, keine Indizien, keine Beweise. 
    Tessy schloss die externe Festplatte an und führte ein Vollbackup durch. Dann beschloss

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