Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
Gesichter wurden immer erstaunter, als Frank Stone ihnen in den nächsten Minuten klaren Wein einschenkte und unverblümt seinen Plan erklärte . . .
„Donnerwetter!" stieß Mike Lister begeistert hervor. „Nat, das ist eine Sache für uns beide. Die Lady wird kaum etwas davon merken, wenn wir sie aus ihrem Bau holen. Aeh — oder was meinst du?"
Der Gefragte antwortete jedoch nicht sogleich, sondern sah träge auf den Brandring an seiner Zigarre nieder. Als er wieder hochschaute, hatte sein Gesicht einen verkniffenen Ausdruck angenommen. Seine tiefliegenden Augen sahen stechend den Makler an.
„Vielleicht, Mike. Es kommt nur darauf an, wieviel der Mister für uns auszuspucken gedenkt?"
Obwohl diese Worte fast leise gesprochen wurden, hörten sie sich in den Ohren des Maklers wie Böllerschüsse an. Ärgerlich wischte er mit der Hand durch die Luft. Seine Halsadern schwollen dick an. „Mike, sage deinem Freund, daß wir beide bisher immer noch ganz gut klar gekommen sind. Wenn er mit uns arbeiten will, dann soll er gefälligst mit seinen Forderungen so lange warten, bis der Auftrag restlos durchgeführt worden ist!"
Ohne auf das zornige Geschnaufe des Dicken zu achten, entgegnete der mit Nat angeredete neue Mann in den Reihen der hier anwesenden Gangster mit ruhiger, fast flüsternder Stimme: „Zugegeben, Mister — daß Sie es bisher so gehandhabt haben. Aber wenn ich in das Geschäft einsteigen soll, möchte ich verdammt vorher wissen, für wieviel Harte ich Kopf und Kragen riskiere!"
Erneut wollte Frank Stone in die Luft gehen. Da traf ihn ein eisiger Blick des Neuen. Die in seinem Brustkorb aufgespeicherte Luft entwich wie die eines geplatzten Autoreifens.
,Der Mann ist nicht so dumm wie die anderen und außerdem mit Vorsicht zu genießen' — gestand der Makler sich ein und meinte beschwichtigend: „Well, dann will ich heute mal eine Ausnahme machen. Der Lohn für euch beträgt fünfhundert Pfund pro Nase! — Nun zufrieden, Nat?"
„All right, Mister! — Die Sache schaukeln Mike und ich allein. Wann wünschen Sie, sollen wir diese Miß aus ihrem Nest holen — und vor allen Dingen, wo soll sie hingebracht werden?"
Wenn das Gesicht des dicken Maklers auch immer noch vor Wut stark gerötet war, so gestand er sich dennoch ein, daß dieser Neue zwar ein herausforderndes Wesen an sich hatte, dafür aber für mancherlei spätere Sonderaufgaben geeignet schien. Langsam legte sich sein Aerger über diesen Mann wieder.
„Die günstigste Zeit wird so gegen drei Uhr morgens sein", war er wieder versöhnt.
„Ihr benutzt dazu meinen alten Wagen und bringt sie zunächst hierher. Ich bin zu dieser Zeit auch wieder aus Southend zurück, und dann werden wir weiter sehen."
„Okay — wird gemacht!"
In der Bar hinterließ Frank Stone dem anwesenden schwarzen Keeper, daß er erst gegen Mitternacht wieder in London sei. Dann zwängte sich seine massige Gestalt durch die Tür und entschwand den Blicken der Zurückgebliebenen.
„Hallo Jo!" wandte sich Mike Lister befriedigt an den Keeper. „Schütt' uns mal einen aus der Flasche für Bevorzugte ein. — Geht natürlich auf Kosten des Chefs."
Während der Angesprochene sich bemühte, den Gästen seines Chefs das Gewünschte zu servieren, stieß Mike Lister seinen neben ihm stehenden Partner mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.
„Goddam, Nat! — Du hast den Alten ja ganz schön auf die Palme gebracht. Ich dachte anfangs, er würde explodieren, als du ihm die dicken Brocken so einfach ins Gesicht geschleudert hattest. War auch ein verdammt hartes Stück, so als Neuling gleich deine Forderungen zu stellen."
Ungerührt blickte der Mann auf den Sprecher nieder. Seine Kinnladen begannen knirschend zu mahlen.
„Mike, ich will dir mal etwas sagen, — Ich mache nur so lange bei euch mit, bis ich das Geld habe, das mir im Augenblick fehlt, um in ein besseres und ertragreicheres Geschäft einzusteigen."
„Und das ist, Nat?" fragte Mike Lister gespannt.
„Rauschgift, mein Lieber!" zischte Nat hervor. „Ich habe mich in den letzten zwei Jahren damit befaßt, und wenn diese Schweinerei in Bringhton nicht passiert wäre, ginge es mir heute bedeutend besser. Ich brauchte dann nicht für ein paar lumpige Kröten ,kidnapper‘ zu werden."
„Halt mal die Luft an, Nat!" unterbrach Mike Lister seinen Freund.
„Fünfhundert Pfund für jeden von uns nennst du ein paar lumpige Sachen. Das kann doch nicht dein Ernst sein — oder bist du etwa schon
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