Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
sich auch Mike Lister. ,Die Frau war den ganzen Tag noch nicht in ihrer Wohnung." Laut zischte er ärgerlich: „Nat, lassen wir die beiden Boys ihre drei Stunden noch abstehen. Sie bekommen es ja bezahlt und müssen auch bald wieder eintrudeln. Wenn aber während dieser Zeit unser Täubchen immer noch nicht eingetroffen sein sollte, sehen wir uns ihr Nest 'mal kurz an und verduften dann. Egal, ob wir die Frau schon mitnehmen können oder nicht."
„Okay, Mike! Und was machen wir bis zu diesem Zeitpunkt?"
Das Gesicht Mike Listers verzog sich zu einem frivolen Grinsen. Genießerisch strich er sich mit der Hand über die aufgeworfenen Lippen.
„Ich wüßte schon etwas, Nat. Doch dazu benötige ich den Wagen des Alten. Aber ich kann nicht fahren, und ohne ein Fahrzeug geht es nicht."
„Mensch, Mike, was redest du da für einen Unsinn! Erstens steht uns der alte Kasten des Dicken für heute Nacht zur Verfügung. Und außerdem kann ich dich ja mal mitnehmen. Also, was ist es?"
„Gut, Nat“, begann der alte Gauner geheimnisvoll. „Du bist mein Freund und sollst deshalb auch ein wenig an meinen Freuden teilhaben, nur müssen wir dazu nach außerhalb fahren, über Chatham hinaus."
„Das schaffen wir in einer knappen halben Stunde", tat Nat Fraeser großspurig und schlug seinem Gönner kräftig auf die Schulter.
An den niedergehenden Nebel schien Nat Fraeser nicht zu denken. — Jedenfalls maß er ihm im Augenblick keinerlei Bedeutung zu. Wenige Minuten unterhielten sich die beiden Gauner noch über ihren bevorstehenden Abstecher zu dem Hause an der Abzweigung nach Chatham. Pünktlich erschien ihre Ablösung, die nicht wenig über den veränderten Sachverhalt fluchte. Nat Fraeser und Mike Lister kümmerten sich nicht im geringsten um das Gezetere ihrer beiden Komplicen. Sie hatten es plötzlich sehr eilig. —
Von der nahegelegenen Victoria-Station der Underground Railways gelangten sie in wenigen Minuten zur Chapman-Station in Chadwell. Hier angekommen, staunte Nat Fraeser nicht schlecht über die Ortskundigkeit seines älteren Freundes. Nicht einmal mehr brauchten sie für einen längeren Zeitabschnitt eine der Straßen oder Gassen von Chadwell zu begehen. Immer dicht hinter Mike Lister herschleichend, ging es über dunkle Hinterhöfe und verödete Grundstücke. Standen sie einmal vor einer Mauer oder irgendeiner hohen Absperrung, so zog Mike Lister unwiderstehlich zu dem Loch hin, das ihnen ein bequemes Durchschlüpfen gestattete. Dann standen sie in der Toreinfahrt der Harmony-Bar.
„Eh, Mike! — Hast du vielleicht schon im Laufe des Tages die Plane von dem Karren genommen?" fragte Nat Fraeser erstaunt, als er das ältliche Jaguar Modell fahrbereit in der Hofeinfahrt stehen sah.
„No, Nat! Ich war es nicht. Aber ich werde mal nachfragen, wer es getan hat. Es ist möglich, daß der schwarze Jo uns die Arbeit abgenommen hat. — Gleichzeitig bringe ich dann die Fahrzeugpapiere mit."
„All right, Mike! — Und beeil' dich!“
Mike Lister beeilte sich. Er kam jedoch nicht allein zurück. Der schwarze Keeper hing ihm an den Fersen und gestikulierte aufgeregt mit den Armen. „Da, sag's ihm selbst!" hörte Nat Fraeser die heisere Stimme seines Freundes.
„Was ist los?" fragte er leise und sah den Schwarzen an sich vorbeihuschen.
„Was soll das?" fuhr er daraufhin den Mann an, als dieser sich vor den Schlag des Wagens stellte und ihn am Einsteigen hinderte.
„Scher dich zum Teufel und halte uns nicht noch länger auf!"
Der Schwarze schluckte erst ein paarmal, und begann erneut aufgeregt: „Hört auf mich. Laßt das Fahrzeug heute Nacht hier stehen und nehmt euch einen anderen Wagen."
„Warum?"
„Mit diesem Wagen fallt ihr bestimmt auf", fuhr der schwarze Jo händeringend fort.
„Die Polizei war heute gegen Abend hier und hat sich nach dem Karren erkundigt. Ich sage euch, die Schnüffler führen irgend etwas im Schilde und werden jeden Wagen dieses Typs, der sich heute Nacht sehen läßt, schärfstens überwachen."
„Wie kommst du darauf?" wurde Nat Fraeser nun doch etwas stutzig.
„Ich kann es euch nicht sagen, warum. Ich fühle nur, daß irgendeine krumme Sache mit einem Jaguar gemacht worden sein muß. Darum ..."
Mike Lister hatte bisher stumm den beiden zugehört. Er wurde ebensowenig wie Nat Fraeser aus dem Gefasele des Mannes klug. Da er aber die übermäßig ängstliche Natur des Negers kannte, der auch die geringste Kleinigkeit stark übertrieb und bei dem Wort .Polizei' sich in
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