Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
den äußersten Winkel verkroch, so glaubte er auch diesmal wieder an ein Gehirngespinst des Schwarzen. So unterbrach er den Keeper.
„Jo, du siehst wieder einmal Gespenster", machte er sich über die nervöse Art des Mannes lustig. „Was kann uns schon viel passieren", wandte er sich hiernach an seinen zögernden Partner.
„Nat, der Wagen ist in den letzten Tagen überhaupt nicht mehr benutzt worden. Somit fällt er auch für etwaige Ermittlungen durch die Polizei flach. Wenn es die Schnüffler auf unseren Wagen abgesehen hätten, stände er jetzt nicht mehr hier in diesem Hof, sondern wäre bereits beschlagnahmt worden. — Das ist doch wohl klar?"
„Du hast recht, Mike! — Die Sonnys sind anscheinend hinter einem Jaguar her. Haben sich auch unseren angesehen und sich an Ort und Stelle davon überzeugt, daß er nicht für ihre Sache in Betracht kommt. Rauschen wir also unbekümmert los und halten dafür später unsere Augen doppelt so weit auf."
„Okay!"
Ohne weiter auf das Gezeter des Schwarzen zu achten, ließ Nat Fraeser den Motor anspringen. Mit wenigen Handgriffen überzeugte er sich davon, daß auch alles noch intakt war, nickte dann befriedigt mit dem Kopf und ließ den Wagen durch die Toreinfahrt auf die Pupiter-Street hinausrollen.
Gleichmäßig summte der Wagen über den Highway. Verhältnismäßig schnell kamen sie trotz des Nebels über die East-India-Dock-Road und hatten bald die Stadtgrenze hinter sich...
Als sie gut eine Meile auf der Highway nach Chatham gefahren waren, begann Nat Fraeser wie ein Droschkenkutscher zu fluchen: „Goddam! — Welcher Idiot kommt denn da mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern hinter uns angeprescht. Ist der Kerl von allen guten Geistern verlassen? Merkt der Trottel denn nicht, daß er mich durch das Aufhellen dieser Waschküche total blendet. — Schau an, Mike! Keine zehn Yard kann ich mehr von der Fahrbahn sehen!"
Wie ein Besessener trat Nat Fraeser auf das Bremspedal. Schlitternd riß er das Fahrzeug bis zur äußersten linken Fahrbahnkante. — Keine drei Meter vor einer steilabfallenden Böschung brachte er den Jaguar zum Stehen. Im gleichen Moment schoß der nachfolgende Wagen mit unverminderter Geschwindigkeit an ihrem Standplatz vorbei. Tänzelnd verschwanden die Schlußleuchten eines Sport-Kabrios im dichten Nebelschleier.
„Verflucht! — Ich könnte dem Kerl das Genick abdrehen. Mike, hätte ich den Burschen jetzt vor meinen Fäusten, ich würde Kleinfleisch aus ihm machen!" tobte Nat Fraeser mit bebender Stimme.
„Laß gut sein, Nat! — Der Sonny wird sich schon früh genug allein den Hals brechen. Bei dem Sauwetter hält sich der Sportwagen nicht mehr lange auf dem nassen Asphalt. — Paß auf, in einer der nächsten Kurven werden wir ihn irgendwo im Straßengraben liegen sehen!"
„Da soll er von mir aus wie ein Hund verrecken!" stieß Nat Fraeser gehässig hervor und ließ, nachdem er den Gang wieder eingelegt hatte, langsam die Kupplung des Wagens kommen. Verbissen hingen seine Augen an der Nebelwand. — Von einer knappen halben Stunde bis zur Erreichung des Hauses an der Abzweigung konnte keine Rede mehr sein. — Nat Fraeser mußte auch dieses einsehen, denn so sehr er sich immer wieder versucht sah, die Geschwindigkeit des Jaguars zu beschleunigen, um es dem Fahrer des Sport-Kabrios nachzuahmen, sooft bremste er das Fahrzeug auch wieder ab. Nur in mäßigem Tempo kamen sie vorwärts…
Noch hatten sie nicht die Hälfte der Fahrstrecke hinter sich gebracht, als ein fast alltäglicher Umstand sie zum Halten zwang. Zunächst sah Nat Fraeser nur ein kreisendes Licht auf der Mitte der vor ihm liegenden Fahrbahn hin und herpendeln. Schnell kam es näher. Schon dachte Nat Fraeser an die warnenden Worte des schwarzen Jo. , Fahrzeugkontrolle!'
Grimmig begann er zu brummen. — Da tauchte ein großer Schatten in seinem Scheinwerferlicht auf. Wuchs zur unförmigen Masse an. Vor dem Schatten stand ein Mann in Lederbekleidung und ließ das Licht in seiner Hand kreisen.
Einen Augenblick wurde Nat Fraeser nervös. Aber dann ließ er den angehaltenen Atem aus seiner Brust entweichen. Seine Befürchtung, in eine Polizeikontrolle geraten zu sein, traf nicht zu. Der dort in Lederbekleidung winkende Mann war kein kontrollierender Policeman sondern nur ein Fernlastfahrer — und der schwarze Schatten auf der Fahrbahn war allem Anschein nach ein Fernlastzug. — Nur stand der Lastzug nicht mehr auf den Rädern, wie es allgemein üblich ist,
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