Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
kurze Befehle. Er wußte, was die Uhr nun geschlagen hatte. Polizei!' schoß es ihm heiß durch die Adern. Dieser Spitzel ist auch einer von ihnen und hat den ganzen Verein alarmiert.' Wie das geschehen konnte, ging über sein Begriffsvermögen. Dabei war es das einfachste der Welt. Der nun träumende Police-Boy war ihrem Jaguar bis zur Cadogan-Lane gefolgt. Als er die beiden Sonnys über die Mauer huschen sah, war für ihn die Sache klar. Von einer gegenüber dem Hause liegenden Öffentlichen hatte er seine Kollegen benachrichtigt. Er selbst war zu seinem Leidwesen zu tatendurstig und hatte hierfür nun die Quittung erhalten. Aber diesem Risiko war ein Polizist zu jeder Stunde ausgesetzt, und für den guten Boy sollte es eine Lehre fürs Leben sein. —
Nat Fraesers Gesicht wurde angesichts dieser Erkenntnis kalkweiß. Entsetzt wich er bis zur Hauswand zurück.
,Türmen!' hämmerte sein Blut. ,Nichts als fort von hier.'
Einen Augenblick dachte er an Mike Lister, der sich immer noch in Belinda Craffields Räumen befand. Konnte er ihn noch warnen? Nein! — Damit würde er seine eigene Freiheit aufs Spiel setzen. Er tat es nicht, sondern hastete durch den Garten. Wie ein Wiesel lief er entlang der Mauer. Als er glaubte, es wagen zu können, hechtete er über das Hindernis. Wohlbehalten landete er auf der anderen Seite. Wie ein Irrer durchquerte er noch mehrere Grundstücke. Seine Lungen schienen zu bersten, als er ausgepumpt die Pont-Street erreicht hatte. Hier ebbte sein rauschendes Blut langsam ab. Er überlegte angestrengt, wie er sich weiter verhalten sollte.
,Ich muß auf jeden Fall wieder zurück in die Harmony-Bar!‘ knirschte er vor sich hin.
,Anders werde ich kaum wieder mit dem Boß in Verbindung treten können."
Nat Fraeser wagte es nicht mehr, nach dem zurückgelassenen Jaguar zu sehen. Zwecklos! Der war wohl schon ebenso in sicherem Gewahrsam wie sein alter Fellow Mike Lister. Zu Fuß machte er sich auf den Weg nach Chadwell. Er wählte hierzu nur die dunkelsten Gassen und einsamsten Wege . . .
Mike Lister dagegen fiel aus allen Wolken, als kurze Zeit nach Nat Fraesers Fortgang das elektrische Licht in Belinda Craffields Salon aufflammte. Messerscharf schnitt ihm die plötzliche Helligkeit in den Augen. Als er sich einigermaßen daran gewöhnt hatte, befanden sich schon zierliche Armbänder an seinen Händen. Resigniert und ohne den geringsten Widerstand zu leisten, ließ er sich abführen. Erst später sollte er erfahren, daß seine Bemühungen für die Katz gewesen waren...
6
Bis zum Mittag des folgenden Tages hatte Wachtmeister Challingham auf das Erscheinen der zwei Vorgeladenen gewartet. Aber nur einer war bisher erschienen; Sterling O'Hara. Seine Aussage lag nun vor ihm auf dem Schreibtisch. Während er noch einmal auf die Uhr sah und mißbilligend knurrte: „Daß die feinen Herren doch niemals pünktlich sein können", nahm er zum xten Male den engbeschriebenen Vernehmungsbogen O'Haras in die Hand und überflog noch einmal die Zeilen. Wenn die Angaben zutreffen, scheidet der Mann von vornherein aus dem Kreis der Verdächtigen aus, war seine abschließende Meinung. Diese Meinung teilte er auch dem soeben ins Zimmer tretenden Kommissar Morry mit. „Well, wenn sie zutreffen", begann Kommissar Morry in seiner ruhigen, überlegenen Art.
„Noch aber müssen wir Mister O'Haras Aussage überprüfen. Erst dann, wenn sich kein Widerspruch ergeben hat, wird er bei uns auch nicht mehr unter der Kathegorie Verdächtige geführt.
C.C.! — Sie kennen mein Prinzip. Lassen Sie nichts unversucht und wenden Sie die Taktik an, die ich Ihnen gelehrt habe. Denken Sie stets daran, daß in jedem Menschen ein Stückchen der sogenannten Bestie schlummert. Bei dem einen gar nicht oder nur wenig ausgeprägt, somit kommt es bei diesen Menschen fast niemals zum Ausbruch. Und bei den anderen ... Nun C. C., mit diesen Leuten haben wir es ja in unserem Beruf immer zu tun. Jede Person kann also noch für uns als Mörder in Frage kommen. Mister O'Hara genauso gut wie unser Freund Louis Aden — oder auch jeder andere. Nehmen Sie daher die Überprüfung peinlichst genau vor!"
„All right, Sir! Wenn ich mir aber ein Wort erlauben darf, so dieses, daß ich nicht daran glaube, daß Mister O'Hara den Mord an seinem Stiefbruder begangen hat."
„Wenn ich ehrlich sein soll, C.C. — ich auch nicht! Schleierhaft ist mir nur, daß ein Mann wie Mister O'Hara tatenlos zugesehen haben soll, wie Lord Craffield immer
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