Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
Vom Netzwerk:
sich eilig damit trocken und stopfte das Gewand in einen Krug. Das goldene Brustkreuz, das ihm sein Bischof Eusebius vor der Abreise in die Hauptstadt Judäas geschenkt hatte, nahm er ab, küsste es und verstaute es in seinem Geldbeutel.
    »Christus, steh mir bei!«, keuchte er, bevor er sich wieder aus dem schützenden Eingangsbereich des Hauses in die Menge stürzte. Er musste unbedingt das Kloster des heiligen Markus erreichen und Eusebius informieren, aber genau das war im Moment das große Problem. Die Männer, die ihm auf den Fersen waren, beherrschten die Menschenjagd perfekt, und er, er war nur ein schwächlicher Theologe.
    »Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns bestehen?«, sprach er sich Mut zu, schlug ein Kreuz und rannte los. Er hoffte, dass man ihn wegen seines wollenen Unterkleids für einen einfachen Sklaven hielt. Um die Täuschung vollkommen zu machen, zog er eine Metallplakette hervor und hängte sie um seinen Hals. In das Blech eingraviert war der Name eines vornehmen Bürgers der Stadt, eines Freundes. Vielleicht, hoffte Theophilus, würden sie es nicht wagen, sich am Besitz dieses mächtigen Mannes zu vergreifen, sollten sie ihn doch noch erwischen.
    Das brüchige Pflaster schmatzte plötzlich unter den Sohlen seiner Sandalen. Erschrocken spürte Theophilus eine zähflüssige Masse zwischen seinen Zehen und blieb stehen. Er stand in einem See von Blut. Erschreckt blickte er sich um. Gehäutete Schafsleiber, angebundene Ziegen, blutverschmierte Schlachter und ihre Gesellen schwangen Messer und schnitten Kehlen durch, tote Tiere hingen kopfüber an Marktständen.
    Ein heiserer Schrei gleich neben ihm ließ den Vikar zusammenzucken. Mit dumpfem Poltern landete ein Schafskopf vor seinen Füßen. Die Augen des toten Tieres blickten dem Geistlichen direkt ins Gesicht. Theophilus krächzte und fasste sich an den Hals. War er der Nächste?
    Er hatte plötzlich das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    Mit unsicheren Schritten taumelte Theophilus auf eine nahe Schenke zu und nahm einen tiefen Schluck Wasser aus einem Blechnapf, der an einer Kette für durstige Haussklaven aufgehängt war. Sofort wollte er weiter.
    »Heda!«, brüllte da der Wirt. »Was ist mit bezahlen? So geht das nicht!«
    »Entschuldigung!«, stammelte Theophilus. »Ich bin sehr in Eile, mein Herr wartet auf eine dringende Nachricht.« Mit zitternden Fingern zählte er ein paar Kupfermünzen in die Hand des Ladenbesitzers. Der zog die Brauen zusammen und las aufmerksam den Namen auf dem Metallschild des vermeintlichen Sklaven. »Verstehe«, brummte der Mann und verstaute das Geld in seiner Schürze. »Mit deinem Herrn legt man sich besser nicht an, wenn man nicht verprügelt werden will oder Schlimmeres. Ist es wahr, dass er Christ ist?«
    »Ich bin nur ein einfacher Diener, Herr, ich weiß solche Dinge nicht«, log Theophilus und vermied es, dem Wirt dabei in die Augen zu sehen.
    »Na, dann schau, dass du weiterkommst!«, rief ihm der Schankwirt zu und verpasste ihm einen ermunternden Stoß in den Rücken. Theophilus riss die Augen auf und rannte weiter.
    An der nächsten Kreuzung war es zu einem Handgemenge gekommen. Ein großer Mann in Uniform drängte mit gezogenem Schwert eine Meute aus Fleischern und Bettlern auseinander, verschaffte sich brüsk Raum und spähte aufmerksam in alle Richtungen. Augenblicke später tauchten Soldaten hinter ihm auf.
    Die Leibgarde von Helena, der Kaisermutter! Theophilus erstarrte. »Maxentius!«, flüsterte er entsetzt, rannte zurück und wandte sich an den Wirt. »Helft mir!«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    Der Mann sah erst auf den Prätorianer Maxentius, der suchend umherblickte, dann auf den zitternden Haussklaven vor sich. Er spuckte aus. »Die Erinnyen über diese Brut!«, zischte er. »Ich kenne diese Sippschaft. Sie entweihen unsere Tempel und wollen uns Altgläubige ausmerzen.« Mit einer kräftigen Bewegung packte er Theophilus am Kragen, zog ihn von der Straße, am Tresen vorbei ins Innere des Ladens und tiefer in das Haus.
    Theophilus stolperte an den weit aufgerissenen Augen von einigen Kindern und der Hausfrau vorbei, die gerade vor einem Hausaltar frische Schnittblumen für die Ahnen in einer Vase arrangierte.
    »Da ist ein Hinterausgang«, flüsterte der Römer. »Und jetzt hau ab! Ich hab dich nie gesehen. Verstehst du? Ich habe schon genug für mein Land geblutet!«
    »Danke!«, erwiderte der Vikar und verschwand im unwegsamen Labyrinth aus Hinterhöfen und

Weitere Kostenlose Bücher