Teufel - Thriller
runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Endlich wandte sich Maurer senior dem Kommissar zu. »Warum sollte ich das wissen?«, entgegnete er nervös. »Sie stehen plötzlich vor meiner Tür, und kurz darauf tauchen mit einem Mal diese Männer auf. Vielleicht suchen die Sie und nicht mich…«
»Und der Weihnachtsmann kommt zu Ostern«, brummte Berner ärgerlich.
Da ertönte ein überraschter Ausruf von Burghardt aus dem Halbdunkel. »Das ist doch nicht möglich!«
Der Alte schreckte auf, fuhr herum und sank dann in sich zusammen. Er blickte zu Boden, während Burghardt mit großen Schritten in den Lichtkreis trat, an der ausgestreckten Hand etwas vor sich hertragend.
»Jetzt bin ich aber stinksauer«, zischte Burghardt und ließ den kleinen Koffer vor Maurer auf den Boden fallen. »Und der Meister der Gegenfragen und Ausreden wird mir sicherlich gleich erklären, dass der Koffer von alleine hierher gewandert ist.«
»Was ist das?«, fragte Maurer junior.
»Mein Eigentum«, gab Burghardt ärgerlich zurück, »das mir gestohlen wurde, während wir die Ermittlungen am Kriegerdenkmal führten.«
»Und wo haben Sie das gefunden?«, ließ der Weinbauer nicht locker.
»Zwischen den Fässern weiter hinten«, antwortete Burghardt. »In Ihrem Weinkeller. Irgendwelche Erklärungen?«
»Ich habe keine Ahnung, ehrlich, ich sehe den Koffer zum ersten Mal«, stellte Maurer junior mit Nachdruck fest.
»Das glaube ich Ihnen sofort«, lächelte Berner dünn. Damit packte er den Alten im Genick und schob ihn mit einem unnachgiebigen Griff in Richtung des kleinen Tisches mit den Kerzenleuchtern. Maurer versuchte zu protestieren, aber der Kommissar ließ nicht locker und drückte ihn schließlich hart auf einen der herumstehenden Stühle.
»Mir ist meine Geduld abhandengekommen, alter Mann, und so wie es aussieht, finde ich sie heute nicht mehr«, bemerkte Berner wie beiläufig. »In meiner Laufbahn haben ja viele versucht, mich für dumm zu verkaufen. Aber an Dreistigkeit war die heutige Vorstellung fast nicht zu überbieten.« Er winkte Burghardt näher. »Bring den Koffer hierher, Burgi.«
Als der kleine Reisekoffer neben den verrosteten Kerzenleuchtern lag, öffnete Berner den Deckel. Ganz oben prangte die Uniform mit den SS-Runen, und Maurer junior zog scharf die Luft durch die Zähne ein, als er den silbernen Schimmer der Kragenspiegel und den Totenkopf erblickte.
Berner ließ sich nicht beeindrucken. Er griff unter den Stoff, spürte das Wachspapier und zog die Luger-Pistole aus ihrem Versteck.
»Das ist eine Sternlichtluger, auch Lange-Pistole-08 genannt. Einer meiner Freunde bei der Polizei war ein begeisterter Sammler, und deshalb kenne ich die Waffe und ihre Geschichte. Kaliber 9 mm Parabellum, ausgelegt für das Schießen auf große Distanzen, daher das verschiebbare Visier. Ob sie wohl geladen ist?« Berner ließ das Magazin aus dem Griff gleiten, lächelte, schob es wieder zurück und lud durch. »Deutsche Handfeuerwaffen haben den Vorteil, selbst nach langer Zeit der Lagerung absolut zuverlässig zu funktionieren.«
Mit diesen Worten ließ der Kommissar die Waffe vor dem alten Maurer auf die Tischplatte poltern. Der zuckte zurück, als ob Berner eine Klapperschlange vor ihm auf den Tisch hätte fallen lassen. »Und jetzt ist Schluss mit lustig. Da oben laufen ein paar Bewaffnete herum, die Sie ganz offensichtlich auf ihrer Liste stehen haben. Die sind ja nicht von ungefähr hier aufgetaucht.« Berner wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die SS-Uniform. »Ich will die Wahrheit wissen. Jetzt!«
»Vater! Was soll das? Wie kommt der Koffer in unseren Keller?« Ein aufgeregter Maurer junior kam dem Kommissar zur Hilfe. »Sag doch endlich, was hier los ist!«
Der Alte schien noch immer mit sich zu ringen. Dann nickte er langsam.
»Gut, ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Es begann alles lange vor dem Anschluss. Franz Reiter, Fritz Wurzinger und ich sind… oder besser gesagt waren alle Jahrgang 1929. Wir waren die besten Freunde, schon lange bevor wir in die Volksschule in Retz kamen. Da wurden wir im gleichen Jahr eingeschult, und als wir 1939, zu Kriegsbeginn, in die Hauptschule kamen, wären wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen, auch an die Front. Aber wir waren ja so jung … Jung und naiv. Und der Führer wollte uns nicht, noch nicht.«
Berner zog sich einen Sessel heran und setzte sich neben den Alten, der ganz in der Erinnerung versunken schien. Burghardt und Wagner
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