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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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der neun Leben. Auch keine Hinterbliebenen oder Verwandten. Klingt ganz wie eine Verlautbarung der Botschaft.«
    »Dann ist er also tot, wie?« fragte Citron.
    »Das behauptet AP. Weißt du, Morgan, wenn ich wirklich noch einen Scheiß drauf geben würde, was ich nicht mehr tue, würde ich sagen, du arbeitest an mehr als nur an einem Feature.«
    »Ich spiele nur ein bißchen rum.«
    »Jaja, schon recht. Aber laß mich dich was fragen. War der alte – wie heißt er denn noch? – wirklich ein Kannibale?«
    »Klar war er das.«
    »Du hast meinen Tag gerettet.«
    »Das mindeste, was ich für dich tun kann.«
    Um 18.07 Uhr nahm Citron seine Rolle als Hausmeister wieder auf und tauschte an der Deckenbeleuchtung in Apartment C für Miss Rebecca Clay eine Glühbirne aus, einer sehr kessen und sehr kleinen Texterin, die für die Werbeagentur J. Walter Thompson in Century City arbeitete. Miss Clay lud Citron zu einem Glas Weißwein ein, was er annahm. Während sie den Wein tranken, erzählte Miss Clay ihm von einigen ihrer Abenteuer in der Werbewirtschaft und von dem Drehbuch, an dem sie arbeitete, das eben diese Abenteuer zum Thema hatte. Citron hörte höflich zu, bedankte sich für den Wein und ging in sein eigenes Apartment zurück. Es war 18.37 Uhr.
    Um 18.57 Uhr war Citron frisch rasiert, hatte geduscht und seinen neugekauften Anzug angezogen. Er nahm den Nelkenstrauß, den er von einer jungen blonden Frau erworben hatte, die von einem Laster an der Kreuzung Sunset Boulevard und Pacific Coast Highway Blumen verkaufte. Die Nelken hatten 1,50 Dollar gekostet. Er hatte Draper Haere gebeten, an der Ecke anzuhalten, damit er den Strauß kaufen konnte. Haere hatte gefragt, ob er verabredet wäre oder ob er einfach gern Blumen hätte. Citron erwiderte, er hätte eine Einladung zum Abendessen bei Velveta Keats.
    »Velveta wie der Käse?«
    »Wie der Käse.«
    »Wer ist sie?«
    »Eine Müßiggängerin, sagt sie.«
    »Malibu«, hatte Haere gesagt.
    Um 18.59 Uhr klopfte Citron – der selten zu spät und häufig u früh kam –, seinen Nelkenstrauß in der Hand, an der Tür von Apartment E. Als niemand darauf reagierte, klopfte er noch einmal. Weil er laute Musik hörte, die entweder aus einem Radio oder aus einer Stereoanlage kam, drehte Citron am Türknauf. Die Tür war nicht verschlossen. Er trat ein.
    Sie waren zu zweit. Beide trugen schwarze Taucheranzüge und Tauchermasken, die ihre Gesichter verdeckten. Sie hielten Velveta Keats fest. Der eine mit einem Polizeigriff am rechten Arm. Der andere hatte eine Hand, seine linke, auf ihren Mund gepreßt. Ohne zu überlegen warf Citron mit dem Nelkenstrauß nach ihnen. Sie duckten sich. Velveta Keats biß in die Hand vor ihrem Mund. Die Hand gab ihren Mund frei, und sie begann zu schreien. Sie schrie einmal und hörte auf, als ihr ein Revolver Kaliber .38 unter das Kinn gedrückt wurde.
    »Keinen Laut«, sagte der Mann mit dem Revolver. »Verstanden?«
    Velveta Keats nickte.
    »Sie auch nicht«, sagte der Mann mit dem Revolver zu Citron.
    »Okay«, sagte Citron.
    Die beiden Männer wichen vorsichtig in Richtung der großen gläsernen Schiebetür, die zum Balkon führte, zurück. Der Mann ohne Revolver schob die Tür auf. Beide tasteten sich rückwärts auf den Balkon hinaus. Der Mann ohne Waffe schwang sich über das Geländer und sprang in den Sand hinunter. Der Mann mit der Waffe folgte ihm.
    Citron ging vorsichtig auf den Balkon hinaus und beobachtete, wie die beiden Männer in die Brandung hinausliefen. Er sah, daß sie nicht weit zu schwimmen haben würden. Etwa hundert Meter weit draußen ankerte ein kleines Kajütboot. Die beiden Männer schwammen bereits darauf zu.
    »Vielen Dank für die Blumen«, sagte Velveta Keats.
    Citron drehte sich um. Velveta Keats hatte die Nelken vom Boden aufgehoben. »Soll ich die Cops anrufen?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir wäre lieber, Sie täten es nicht.«
    »Um was ging es denn überhaupt?«
    »Hat was mit Papa zu tun, nehme ich an.«
    »Soll ich ihn für sie anrufen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie verletzt?«
    »Nein, sie haben mir nichts getan.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer sie waren?«
    »Nein. Keine. Ich nehme an, sie sind aus irgendeinem Grund wütend auf Papa.«
    »Vielleicht sollte ich ihn doch für Sie anrufen.«
    Sie deutete auf den kleinen runden Tisch, der vor der Schiebetür stand. Er war für zwei Personen gedeckt. Die Teller, sah Citron, hatten einen Goldrand. Die Weinkelche waren aus Bleikristall. Die silbernen

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