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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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gereinigt, steuerte er seinen auffälligen Opel Calibra in die Taunusstraße, nahe dem Offenbacher Hafen. Angestrengt suchte er die richtige Hausnummer, entschied sich aber dann, den auffälligen Wagen nicht direkt vor der gesuchten Adresse abzustellen. Viele der geparkten Fahrzeuge hatten Frankfurter Kennzeichen, die meisten waren jedoch um einiges schäbiger als Lutz’ aufgemotztes Gefährt, und er wollte kein Risiko eingehen. Er stieg aus, sah sich prüfend um, nahm aber außer einer alten Frau, die ihren ebenso gebrechlichen Pudel Gassi führte, niemanden wahr. Lutz näherte sich dem leicht renovierungsbedürftigen, aber nicht heruntergekommenen Haus, an dessen Eingangsportal eine breite Front von Briefkästen und Klingelschildern zu erkennen war. Mit zusammengekniffenen Augen studierte er die Namen und stellte fest, dass die Übereinstimmung auf den Klingelschildern und den Briefkästen nicht sonderlich groß war. Gemeinsam hatten die Klappen nur, dass fast überall schwarz-weiß-rote Aufkleber prangten mit dem Hinweis »Stopp – keine Werbung«. Dennoch ragten aus nicht wenigen Briefkästen Wurfsendungen heraus.
    Er begann seine Suche noch einmal von vorn, doch auch der zweite Durchlauf brachte keinen Erfolg. Wo auch immer sich Mikes WG befand, anhand der Namensschilder würde er es nicht herausfinden. Mit geneigtem Kopf lauschte er. Er filterte den Straßenlärm heraus, das ferne Grummeln eines Lkw, außerdem lautes Keifen in einer ihm unbekannten Sprache, das aus einem der Nachbarhäuser drang. Spielte in einem der oberen Stockwerke Musik? Und kam diese überhaupt aus diesem Haus? Unschlüssig hob er den Finger in Richtung der Klingelknöpfe. Es gab keine Gegensprechanlage. Würde ihm jemand öffnen, wenn er wahllos auf ein halbes Dutzend Tasten drückte?
    Plötzlich vernahm er Stimmen, heiseres Lachen und polternde Schritte. Sekunden später wurde die Haustür aufgerissen, und drei junge Männer blickten recht perplex in Lutz’ Gesicht. Sie hielten kurz inne, dann wollten sie an ihm vorbei.
    »Wohnt ihr hier?«
    »Äh, klar.«
    »Ich suche einen Kumpel von mir, wo muss ich denn klingeln, wenn ich seine WG suche?«
    »Pff, WGs gibt’s hier drei Stück. Welcher Stock denn?«
    »Keinen blassen Schimmer. Er heißt Mike, es müsste sich um einen Studenten handeln …«
    »Mike?«, fragte einer der Jungs hellhörig, und sofort stach ihm ein anderer mit dem Ellbogen in die Seite, was Lutz nicht entging.
    »Ah, ihr kennt ihn also«, sagte er schnell. »Ist es eure WG?«
    »Wer will das wissen?«
    »Na ich. Keine Angst, ich bin kein Undercover-Bulle oder so.«
    »Siehst auch nicht so aus«, kam es sofort zurück und: »Warum sollten wir Angst vor den Bullen haben?«
    »Mir doch egal, aber wäre ich ein Bulle, müsste ich mich jetzt ausweisen«, antwortete Lutz. Ob das tatsächlich stimmte, wusste er nicht so genau, doch im Club hieß es, dass ein nichtuniformierter Beamter sich auf die Frage hin, ob er ein Polizist sei, eindeutig zu erkennen geben musste. »Ich such nur meinen Kumpel Mike. Wir waren verabredet.«
    »Mike ist nicht da.«
    »Und wo ist er?«
    Gleichgültiges Schulterzucken. »Kein Plan. Wird schon wieder auftauchen.«
    Damit war das Gespräch beendet, und lachend und lärmend entfernten sich die drei.
    Verdammt, dachte Lutz. Wenn ich wenigstens wüsste, aus welchem Nest sie gekommen sind. Aber das Risiko, in die falsche Wohnung einzubrechen, mochte er nicht eingehen. Noch nicht, beschloss er, auch wenn er innerlich vor Wut kochte. Er würde dem Kleinen gehörig die Leviten lesen für diesen versauten Abend.

    Etwa zur selben Zeit tauchte in Fechenheim Marion Kühne bis zur Nasenspitze hinab in heißes, dampfendes Badewasser. Der Badezimmerspiegel war angelaufen vom Dunst, der noch immer tief unter der Decke hing. Sie hatte die Scherben aufgelesen, erst die wenigen großen, anschließend die unzähligen kleinen. Den Rest hatte Marion mit einem feuchten Fensterleder entfernt, war auf nackten Knien durch den Flur gerutscht, die bald von den messerscharfen Kanten mikroskopischer Splitter wundgescheuert gewesen waren. Aber keine Spur des Schmutzes sollte länger als unbedingt nötig in ihrer Wohnung oder an ihrem Körper sein.
    Wie lange sie auf ihrem zerwühlten Bettlaken verharrt hatte, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Lutz war wortlos verschwunden, nachdem er sich an ihr vergangen hatte, und sie hatte nicht einmal die Decke über sich gezogen. Es war heute nicht zum ersten Mal geschehen, und es

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