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Teufelsberg: Roman (German Edition)

Teufelsberg: Roman (German Edition)

Titel: Teufelsberg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Dannenberg
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umwickelte ihn, dahinter lag undeutlich die Landschaft.
    »Hör zu, Cornelia«, sagte er schließlich. »Meine Sekretärin, Frau Hoffmann, kauft dir jetzt ein Zugticket, natürlich erster Klasse, und bestellt dir ein Taxi zum Hauptbahnhof, und dann fährst du zurück.«
    Sie schwieg.
    »Oder meine Sekretärin besorgt dir ein schönes Hotelzimmer, und du ruhst dich erst mal aus«, schlug er vor. »Wir können später einen Termin ausmachen.«
    »Connie«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich nie Connie genannt. Auch unsere Eltern haben immer nur Cornelia gesagt. Warum eigentlich? Der Name schreit doch nach einer Koseform.«
    Vosskamp griff zum Hörer und tippte die Kurzwahl seiner Sekretärin ein.
    »Du hast es ja ziemlich eilig, mich loszuwerden«, bemerkte Cornelia.
    »Ich fühle mich von dir überrumpelt«, antwortete er. »Ich weiß nicht, was das alles soll.«
    »Ich will mein Geld zurück.«
    »Du brauchst Geld? Sag das doch gleich.«
    »Nicht Geld, sondern mein Geld. Das Geld, das du mir gestohlen hast.«
    Vosskamp ließ den Hörer wieder sinken.
    »Du glaubst, dass ich dir Geld gestohlen habe?«
    »Du hast mich abgezogen«, sagte Cornelia. »Die ganze Familie hat mich abgezogen. Und als ich nicht mehr konnte, habt ihr mich weggeschmissen wie einen alten Putzlappen. Weißt du noch, was Papa zu mir gesagt hat, als ich zum ersten Mal in die Klinik musste?«
    »Nein.«
    »Bleib du mal in deiner Anstalt und lass dich hier nie wieder blicken.«
    »Aber Cornelia, so was hat er bestimmt nicht gesagt. Und wenn, hat er es nicht so gemeint. Er war mit der ganzen Situation einfach nur überfordert.«
    »Und du hast dabeigestanden und geglotzt. Nach zwei Monaten hast du mich angerufen. Aber nicht, um zu fragen, wie es mir geht, sondern weil ich noch deinen Briefkastenschlüssel hatte.«
    Ihre Stimme klang beherrscht und melodisch, aber ihre mageren Finger waren so stark ineinander verhakt, dass die Knöchel weiß wurden.
    »Ich merke, dass es dir schlecht geht«, sagte Vosskamp, »und dass du die Dinge jetzt so sehen musst. Aber so war es nicht, nicht aus meiner Sicht. Ich habe immer versucht, dich in mein Leben zu integrieren. Aber du bist ja nicht mal zu meiner Hochzeit gekommen.«
    »Ich hätte euch sowieso nur gestört. Außerdem wusste ich, wen du geheiratet hast, die ideale Tochter für unsere Eltern. War sie deine Sekretärin oder eine deiner Krankenschwestern? Irgend so was jedenfalls.«
    »Darauf lasse ich mich nicht ein. Jedenfalls habe ich jahrelang versucht, dich zu erreichen. All meine Postkarten, die Weihnachtsgeschenke, die Anrufe – ich habe nie eine Antwort von dir bekommen. Und dann dachte ich irgendwann, dass du wohl nichts von mir wissen willst.«
    »Mit deinen Postkarten und Weihnachtsgeschenken wolltest du doch nur dein Gewissen beruhigen«, sagte Cornelia.
    »Es verletzt mich, wenn du meine Zuneigung so interpretierst.«
    Cornelia antwortete nicht und wippte in seinem Sessel, der jetzt ihrer war. Vosskamp warf einen raschen Blick auf die Uhr, es war zwanzig nach elf. Wolff war nur bis zwölf erreichbar.
    »153 Euro für die Schafe«, sagte Cornelia unvermittelt.
    »Was? Wovon redest du?«
    »Du hast meine Schafe verkauft. Und die Wiese verpachtet und mir von dem Geld nichts abgegeben.«
    »Welche Wiese?«, fragte Vosskamp. »Welche Schafe? Ich habe keine Schafe. Ich wohne in der Stadt.«
    »Nicki und Bucki.«
    »Wer?«
    »Die Schafe, die ich mit der Flasche großgezogen habe«, sagte Cornelia, »als Kind.«
    Vosskamp stockte, dann stöhnte er und schüttelte langsam den Kopf. »Aber Cornelia, das ist vierzig Jahre her!«
    »Und als ich von zu Hause weg bin«, fuhr Cornelia fort, »habe ich sie dir anvertraut, und du hast sie dem Nachbarn verkauft. Und ihm auch noch die Wiese verpachtet. Ohne mich zu fragen.«
    »Darüber willst du also reden?«, fragte Vosskamp. »Über die Schafe?«
    »Nicki und Bucki.«
    »Ich wusste nicht, dass sie Namen hatten. Die Wiese gehörte jedenfalls unseren Eltern. Und der Vorschlag, sie zu verpachten, um mein Taschengeld aufzubessern, kam auch von ihnen, wenn ich mich recht erinnere. Außerdem hast du mir die Schafe geschenkt.«
    »Anvertraut«, sagte Cornelia. »Ich habe dir Nicki und Bucki anvertraut. Wusstest du, dass ich am Anfang mehrmals aufgestanden bin in der Nacht, um ihnen die Flasche zu geben? Wenn ich aus der Schule kam, rannten sie mir entgegen. Und immer wenn ich sie rief, gaben sie Antwort, noch nach Jahren.«
    Vosskamp drückte seine Fingerspitzen

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