Teufelsflut
sich vorgestellt, wie er sie von hinten um Paulas Hals legte.
Danach war er zu Bett gegangen, den Wecker hatte er auf halb sechs Uhr in der Früh gestellt. Um sechs Uhr hatte er sich ein Frühstück aufs Zimmer bringen lassen und war danach durch die morgendlich verlassenen Straßen zu seinem Wagen gegangen. Vor der Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage hatten noch immer Streifenwagen gestanden.
In seinem in einer stillen Seitenstraße geparkten Auto zog er seinen Anzug aus und eine dunkelgraue Chauffeuruniform an. Dann nahm er das schwarze Toupet ab, das ihm ohnehin auf die Nerven ging, und versteckte seine gelb-blonden Haare unter einer Schirmmütze. Zufrieden mit seiner Verkleidung fuhr er auf den Bahnhofsplatz und parkte so, dass er den Eingang des Hotel Richemond im Bück hatte. Von seinem Zimmer aus hatte der Gelbe Mann noch in der Nacht mehrere Hotels in der Stadt angerufen, bis ihm ein Aushilfsportier schließlich gesagt hatte, dass Tweed im Richemond abgestiegen sei. Bevor der Portier Fragen stellen konnte, hatte der Gelbe Mann aufgelegt.
Noch in der Nacht hatte Tweed Paula für den nächsten Morgen zum Frühstück in seine Suite eingeladen. Als sie kam, fand sie, dass Tweed ausgesprochen wach wirkte, während sie selbst noch ziemlich verschlafen war. Als sie mit dem Frühstück fertig waren, kam Beck.
Der Chef der Schweizer Bundespolizei umarmte Paula zur Begrüßung.
Die beiden mochten sich seit langem. Beck, der Ende vierzig, schlank und mittelgroß war, hatte grau meliertes Haar und einen sorgfältig gestutzten Schnurrbart. Er hatte eure zusammengefaltete Zeitung unter dem Arm, die er Tweed reichte.
»
Le Monde.
Heute früh per Kurierflugzeug aus Paris gekommen. Beachten Sie die Schlagzeile auf der ersten Seite.«
SPIONAGEVERDACHT: AMERIKANER AUSGEWIESEN
Tweed überflog den Text des Artikels, in dem stand, dass die Polizei belastende Dokumente in der Hotelsuite einer amerikanischen Delegation gefunden habe. Vance Karnow, die rechte Hand des amerikanischen Präsidenten, sei in die Sache verwickelt, aber nirgendwo auffindbar.
»Interessant«, sagte Tweed und gab die Zeitung an Paula weiter.
»Darf ich fragen, wo Sie waren, bevor Sie nach Genf kamen?« Beck sah Tweed durchdringend an, während er sich in einem Sessel niederließ.
»In Paris.«
»Und trotzdem tun Sie so, als wüssten Sie nicht, dass René Lasalle die Amerikaner halb bewusstlos in einer mit Tränengas verpesteten Suite gefunden hat?«
»Ich war schließlich nicht in dem Hotel.«
»Eine schlaue Antwort, wie man sie von Ihnen gewöhnt ist«, bemerkte Beck missbilligend.
»Sagt Ihnen der Name Dr. Goslar etwas?«, fragte Tweed, um das Thema zu wechseln.
»Ob mir der Name etwas sagt? Sie machen mir vielleicht Spaß! Sämtliche Geheimdienste und Polizeibehörden in Westeuropa und den USA beschäftigen sich seit Tagen mit nichts anderem mehr.«
»Genau das also, was Goslar bezweckt hat. Er will, dass sich die Neuigkeit von seiner teuflischen Waffe wie ein Lauffeuer verbreitet.
Steht denn in den Zeitungen irgendetwas darüber?«
»Bisher noch nicht. Die Behörden, die von der Sache wissen, haben bisher alle dichtgehalten. Das ist zwar wie ein kleines Wunder, für das wir aber sehr dankbar sind. Das allerdings, was heute Nacht hier in Genf geschehen ist, wird sich nicht so leicht aus den Schlagzeilen halten lassen.«
»Sie meinen damit das Inferno in der Tiefgarage.«
»Genau.« Beck hielt inne. »Sie haben damit vermutlich nicht das Geringste zu tun, oder?«
»Doch, ich habe etwas damit zu tun, aber nur indirekt. Die drei Autos, die in der Garage ausgebrannt sind, haben uns von Paris aus verfolgt. Newman hat sie wieder erkannt.«
»Warum fliegt eigentlich immer etwas in die Luft, wenn Sie in einer Stadt sind, Tweed?«
»Offenbar habe ich es immer mit den falschen Leuten zu tun.«
»Damit könnten Sie Recht haben. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass das Ihr Beruf mit sich bringt. Meiner übrigens auch. In Washington ist man wegen des Todes von Vance Karnow übrigens außer sich.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Tweed. Jetzt war es an ihm, eine kurze Pause einzulegen. »Darf ich Sie um einen Gefallen bitten, Arthur?«
»Ich wusste, dass Sie mich das fragen würden. Als ob ich mit meinen eigenen Problemen nicht schon genug am Hals hätte. Na schön, dann rücken Sie mal mit Ihrer Bitte heraus. Ich bin aufs Schlimmste gefasst.«
»Goslar hat bisher an jedem Ort, an dem er sich aufgehalten hat, dasselbe Verhalten an
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