Teufelsflut
hatte er herausgefunden, dass der Pont Perrière gesperrt war, und stellte deshalb den Wagen unterhalb einer Steinmauer ab, wo schon drei andere Fahrzeuge standen.
Auch Newman fand einen Parkplatz in der Nähe und stieg mit Paula, Tweed und Trudy aus. Er sah, wie Burgoyne, die Hände in die Hüften gestemmt, vor der Brücke stand und sich umschaute. Als Tweed und Paula stehen blieben, trat Butler an sie heran. »Das könnte Ärger geben«, sagte er. »Der Wagen von Panamahut steht da drüben.«
»Panamahut? Wer ist denn das?«, fragte Tweed.
»Als Sie sich den Stadtplan von Burgoyne geholt haben, hat ganz in der Nähe ein Wagen mit geöffneter Kühlerhaube in einem Feldweg gestanden. Ein Mann mit einem Panamahut hat sich über den Motor gebeugt. Der Typ ist mir gleich verdächtig vorgekommen, das habe ich auch Nield gesagt und mir die Autonummer gemerkt. Jetzt steht der Wagen vor dem von Burgoyne.«
»Könnte ein Einheimischer sein«, sagte Tweed, der nur halb zugehört hatte.
»Wenn er wirklich eine Panne gehabt hat, wieso steht der Wagen dann kurz darauf hier in der Altstadt?«
»Welcher von den beiden war es wohl?«, fragte Paula. »Wie meinen Sie das?«
»Der Gelbe Mann oder Bancroft? Beide sind immer noch auf freiem Fuß.« Sie zuckte mit den Achseln. »Einer von ihnen hätte in dem Hubschrauber sitzen können, der andere in dem Mercedes, der uns mit halsbrecherischer Geschwindigkeit überholt hat.«
Tweeds Blicke wanderten am gegenüberliegenden Flussufer entlang, aber nirgends konnte er etwas auch nur annähernd Verdächtiges bemerken. Burgoyne hatte bereits mit energischen Schritten die Brücke betreten. Als Tweed ihm folgen wollte, nahmen Nield und Newman ihn in die Mitte.
»Auf dieser Brücke ist man ziemlich exponiert«, sagte Nield warnend.
»Das mag sein, aber deshalb werde ich trotzdem nicht wie ein Verrückter hinüberrennen.«
Eskortiert von Newman und Nield spazierte Tweed gemächlich ans andere Ufer. Paula ging hinter den dreien her und genoss die bezaubernde Schönheit von Annecy. Rechts von der Brücke, genau dort, wo sich der Fluss in zwei Arme aufteilte, stand ein seltsames Gebäude mit dreieckigem Grundriss. Es sah wie eine Burg aus und wirkte ebenso wie die anderen drei- bis vierstöckigen Gebäude ringsum sehr alt und ehrwürdig.
»Man kommt sich vor wie in einem mittelalterlichen Gemälde«, sagte Paula.
Sie gelangten ohne Zwischenfälle über die Brücke und betraten schließlich das Les Corbieres. Einige der Tische vor dem auf Hochglanz polierten hölzernen Bartresen waren noch frei. Tweed verlangte nach dem Geschäftsführer.
Ein junger Franzose mit einer Serviette über dem Arm trat auf ihn zu und musterte sofort die anderen, die sich hinter ihm in der Eingangstür aufgebaut hatten, mit kritischen Blicken. Dann hob er fragend die Augenbrauen und erkundigte sich, was sie von ihm wollten.
Als Bancroft Tweed und seine Leute auf das Restaurant zugehen sah, zuckte er zusammen. Er nahm den Panamahut vom Tisch und stopfte ihn unter den Stuhl. Gut möglich, dass jemandem aus der Gruppe der Hut aufgefallen war, als er vorhin die Autopanne fingiert hatte.
Bancroft war froh, dass er sich außer dem Hut auch eine so dunkle Sonnenbrille gekauft hatte, dass man seine Augen dahinter nicht erkennen konnte. Als Bancroft sich vor dem Betreten des Restaurants in dessen spiegelnder Fensterscheibe betrachtet hatte, um den Krawattenknoten zurechtzurücken, hätte er sich beinahe selbst nicht erkannt. Jetzt nahm er eine französische Zeitung zur Hand, die jemand auf einem der Stühle vergessen hatte, und legte sie aufgeschlagen neben seinen Teller. Falls Tweed und seine Leute hier zu Mittag aßen, würde er nur schwer unbemerkt aus dem Lokal verschwinden können.
»Mein Name ist Tweed«, sagte Tweed zu dem Geschäftsführer. »Ich vermute, dass Sie einen Umschlag für mich haben.«
»Gott im Himmel«, platzte der Geschäftsführer heraus. »Wir sind doch hier nicht das Postamt.«
»Pardon?«, fragte Tweed. »Was haben Sie gesagt?«
»Vor ein paar Minuten hat hier ein Mann einen Karton abgeholt, den jemand anders für ihn abgegeben hat.«
»Was war das für ein Karton?«, fragte Newman und zeigte dem Geschäftsführer einen Hundertfrancschein. »Können Sie mir den Abholer beschreiben? War es ein Mann?«
»Was würden Sie sagen, wenn mich später jemand nach Ihnen fragen würde? Würde es Ihnen gefallen, wenn ich Sie dann beschreiben würde?« Er holte hinter der Bar einen Briefumschlag
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