Teufelsflut
trinken«, sagte Trudy. »Ich habe noch zwei weitere Flaschen in meiner Tasche. Ein Schluck kostet nur hundert Franc«, scherzte sie, während Tweed aus der Hasche trank und sie dann an Newman weiterreichte.
»Das ist wirklich günstig«, sagte Newman. »Akzeptieren Sie auch einen Schuldschein?«
Als sie wieder im Wagen saßen, fuhr Burgoyne langsam an ihnen vorbei.
Newman streckte die Hand aus dem Fenster und winkte Marler und Nield vorbei.
»Der Typ mit dem Panamahut gefällt mir nicht«, brummte Butler, als er und Nield den grauen Peugeot mit der geöffneten Motorhaube passierten.
»Ach, Sie sehen doch überall einen Killer«, sagte Nield.
»Vorsichtshalber habe ich mir jedenfalls mal die Autonummer gemerkt«, antwortete Butler ernst.
Auf einmal tauchten neben der Straße die ersten Häuser von Annecy auf.
Kurz nachdem der kleine Konvoi an einem Wegweiser zur Altstadt vorbeigekommen war, hielt Burgoyne trotz eines Parkverbots an.
Newman blieb mit Trudy im Wagen, während Tweed und Paula ausstiegen und die Straße überquerten.
Periot et Cie residierten in einem modernen Gebäude, dessen Schaufenster mit Farbfotos von Häusern und Wohnungen zugepflastert waren. Tweed sah sich die Bilder genau an, konnte aber nichts entdecken, was auch nur entfernt an das Chateau erinnerte, das er von der alten Brücke aus gesehen hatte. Zusammen mit Paula betrat er den Laden.
»Ich möchte mit Monsieur Periot sprechen«, sagte Tweed auf Französisch zu dem großen, gut aussehenden Mann Mitte dreißig, der auf sie zukam.
»Er steht vor Ihnen.«
»Ich interessiere mich für ein altes Schloss in der Nähe von Choisy. Man kann es vom Pont de la Caille aus sehen. Es liegt oben auf dem Berg und soll, wenn das Schild an der Auffahrt noch aktuell ist, zu verkaufen sein.«
»Das Chateau de l’Air.« Periot runzelte kurz die Stirn, bevor er Tweed und Paula freundlich anlächelte. »Es gibt da allerdings ein kleines Problem mit dem Schloss, Sir. Momentan ist es noch bis zum Ende des Jahres vermietet, obwohl der Mieter überraschend ausgezogen ist. Ich kann ihn leider nicht erreichen und weiß deshalb nicht so recht, ob Mr. Masterson, der übrigens auch Engländer ist, nun zurückkommt oder nicht. Ich selbst war vor kurzem in dem Schloss. Es ist völlig leer. Sogar die Fensterbretter wurden sorgfältig gereinigt. Außerdem hat Mr. Masterson keinerlei persönlichen Besitz zurückgelassen. Es sieht ganz so aus, als wäre er für immer ausgezogen, obwohl er die Miete für weitere sieben Monate schon im Voraus gezahlt hat.«
»Mr. Charterhouse in Gargoyle Towers und jetzt Mr. Masterson im Chateau de l’Air«, murmelte Tweed leise vor sich hin. Nur Paula verstand, was er sagte.
»Wie bitte?«, fragte Periot.
»Pardon. Darf ich fragen, wann dieser Mr. Masterson das Chateau gemietet hat?«
»Vor fünf Monaten. Keiner von uns hat ihn je zu Gesicht bekommen. Ich dürfte es Ihnen eigentlich nicht erzählen, aber er hat die Miete für das ganze Jahr in Fünfhundertfrancscheinen bezahlt. Ein Bote hat mir das Geld in einem Aktenkoffer überbracht, dessen Erhalt ich quittieren musste.«
»Aber Sie haben trotzdem ein ‹Zu verkaufen‹-Schild aufgestellt?«
»Nur für den Fall, dass wir nichts mehr von ihm hören.«
»Verstehe«, sagte Tweed lächelnd. »Unter den gegebenen Umständen sollte ich mich wohl lieber noch etwas gedulden. Ich werde mich später wieder mit Ihnen in Verbindung setzen. Inzwischen finden Sie ja vielleicht heraus, ob das Schloss nun zu vermieten ist oder nicht.«
»Es tut mir wirklich außerordentlich Leid, Sir…«
Periot begleitete die beiden nach draußen und wiederholte seine Entschuldigung dabei noch mehrere Male.
»Das war Goslar«, sagte Tweed, als der Makler wieder in seinem Büro verschwunden war. »Er hat dieselbe Taktik angewendet wie bei Gargoyle Towers, bei dem Hochhaus in La Defense und bei der Wohnung, in der Madame Markov ermordet wurde. Goslar scheint es sich wirklich leisten zu können, das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster zu werfen. Er mietet ein Objekt viel länger an, als er es benötigt, damit er über Nacht von dort verschwinden kann, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Ich spekuliere jetzt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er sein teuflisches Elixier hier im Chateau de l’Air entwickelt hat und es dann nach Gargoyle Towers in Dartmoor gebracht hat, von wo aus er es der Öffentlichkeit ‹präsentieren‹ konnte. Er musste der Welt zeigen, was für eine todbringende Waffe
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