Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
Vom Netzwerk:
stellte es zwischen die offenen Fahrstuhltüren. Dann ging er eiligen Schrittes über den Heiliggeistplateau genannten Platz, vorbei am Staatsarchiv, inRichtung Innenstadt. Die Uhr an einer Filiale der Lëtzebuerger Spuerkeess zeigte kurz nach Mitternacht. Ab und zu blickte er sich um und vergewisserte sich, dass der Franzose nicht plötzlich irgendwo auftauchte. Doch Gilbert blieb verschwunden. Kieffer ging bis zum Boulevard Roosevelt, wo er fröstelnd auf das nächste Taxi wartete. Er brauchte jetzt dringend trockene Klamotten und einen Obstbrand. Vor allem für Letzteres kam kaum jemand besser infrage als Pekka Vatanen.

[Menü]
    27
    Eingehüllt in eine dicke Wolldecke hockte Kieffer auf Vatanens Sofa und goss sich bereits die dritte Drëpp ein. Der hochprozentige Schnaps brannte in seiner Kehle. Gleichzeitig fühlte Kieffer, wie sich ein behagliches Gefühl der Wärme in seinem Bauch ausbreitete.
    Vatanen saß ihm gegenüber. Der Finne trug einen karierten Schlafanzug und einen seidenen Morgenmantel mit chinesischen Drachenstickereien. Er goss sich ebenfalls Schnaps nach. »Und du sagst, das waren die gleichen Typen, die dir schon in Frankreich nachgestiegen sind, richtig?«
    »In Frankreich sind sie ja eigentlich nicht mir nachgestiegen, sondern Boudier beziehungsweise seinen Geheimnissen. Ich habe sie damals nicht gesehen, aber die Stimmen habe ich heute wiedererkannt. Ich bin mir ganz sicher.«
    Vatanen nickte bedächtig, erhob sich und ging zu einer kleinen Kommode in der Ecke des Wohnzimmers. Er griff nach dem Telefon, das dort in einer Ladestation lag. »Dann rufen wir jetzt am besten Kommissar Manderscheid an.«
    Kieffer hob die Hände zu einer abwehrenden Geste. »Wenn ich das mache, dann muss ich denen alles erzählen, Pekka. Toute l’histoire. Ich werde ihnen sagen müssen, dass ich die Einbrecher kannte. Dass ich sie schon einmal im Fuchsbau getroffen habe – dessen Existenz ich sowohl der französischen PJ als auch dem Luxemburger Kommissariat bislang verschwiegen habe. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Frucht, für Scheuerles Untersuchungen. Das alles kommt dann auf den Tisch.«
    »Ja, da stehst du nicht gerade wie ein vorbildlicher Bürger da. Eher als geheimniskrämerischer Möchtegern-Ermittler. Aber helvetti – die Typen haben versucht, dich umzubringen! Du brauchst möglicherweise Polizeischutz. Und außerdem kann es sein, dass einer von diesen beiden Kerlen noch immer mit eingeschlagenem Schädel in deinen Erdbeerrabatten liegt. Hast du dir darüber keine Gedanken gemacht? Willst du ihn in die Alzette werfen und so tun, als sei nichts geschehen?«
    »Meine Vermutung ist, dass der Typ, verletzt oder tot, längst verschwunden ist. Das waren keine Kleinkriminellen, sondern Profis. Das letzte Mal, als ich sie in Châlons-en-Champagne traf, erwähnte einer von beiden eine Legion, und inzwischen glaube ich, er meinte vielleicht die französische Fremdenlegion. Exsoldaten also. Solche Leute hinterlassen keine Spuren. Vermutlich wird die Polizei überhaupt nichts finden.«
    »Wenn es Profikiller sind, dann lassen sie sich aber nicht so einfach vertreiben, Xavier. Die kommen wieder.«
    »Kann sein. Aber ich habe nichts in der Hand, was ich Manderscheid präsentieren könnte. Die Sache mit dem Fuchsbau kann ich auch nicht beweisen. Wenn esda noch irgendwelche Spuren gab, dann sind sie inzwischen sicher verschwunden.« Kieffer stürzte den restlichen Drëpp hinunter und fingerte nach einem Päckchen Ducal, das auf dem Wohnzimmertisch lag. »Aber trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Kerle auch für Boudiers Tod verantwortlich sind.«
    »Wieso? Hast du dafür Anhaltspunkte?«
    »Nein, nur so ein Bauchgefühl, Pekka. Zackerdjëss, ich habe im Grunde überhaupt nichts, außer Scheuerles Informationen über die Frucht.«
    Nachdenklich drehte Vatanen die Apfelbrand-Flasche in seinen Händen und knibbelte an ihrem Etikett. »Hmmm. Und die hast du auch nicht schriftlich, sondern nur mündlich erhalten. Und eigentlich muss man den guten Klaus, soweit es geht, aus der Sache heraushalten, weil er sonst vermutlich ziemlichen Ärger von seinem Vorgesetzten kriegt.«
    »Selbst wenn mir das egal wäre – was es nicht ist –, dann könnte einer wie Manderscheid vermutlich nichts damit anfangen. Geschmacksverstärkende Früchte, die von der Lebensmittelindustrie im Rahmen geltenden Rechts verwendet werden? Im besten Fall werden er oder seine französischen Kollegen eine Anfrage an Hüetli stellen

Weitere Kostenlose Bücher