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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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oder diesen Gero Wyss vorladen …«
    »… der natürlich alles abstreiten wird, dem man keinerlei Verbindung zu den Straftaten nachweisen kann und dessen Lebensmittelgepansche zwar widerlich, jedoch keineswegs illegal ist.«
    »Du sagst es, Pekka.« Kieffer zog an seiner Zigarette und blies langsam den Rauch aus. »Und warum genau sollte ich jetzt deiner Meinung nach zu den flics gehen?«
    »Ist ja gut. Was also hast du stattdessen vor?«
    »Ich warte hier, bis es hell wird, wenn dir das nichts ausmacht. Dann werde ich zurück nach Clausen fahren und mein Haus in Augenschein nehmen. Und wenn da irgendwo ein toter Fremdenlegionär im Garten liegt, kann ich immer noch die Polizei informieren.«
    »Gut, aber ich komme mit.«
    »Pekka, das musst du nicht.«
    »Oh doch, ich bestehe darauf. Aber erst hauen wir uns einige Stunden ins Bett. Ich muss morgen halbwegs arbeitsfähig sein, die Spesenmafia kommt zu Besuch.«
    »EU -Politiker?«
    »Genau, Abgeordnete des Parlaments, Agrarausschuss. Keine Mitglieder der légion étrangère, aber auch ziemliche Halunken.«
    »Gute Nacht, Pekka.«
    Kieffer legte sich auf Vatanens Sofa und dachte nach. Bis halb sieben lag er dort, ohne ein Auge zuzutun. Dann ging er in die Küche und machte für sich und seinem Freund Kaffee. Er suchte nach Toast, Müsli oder Aufschnitt, aber Vatanens Kühlschrank war bis auf eine abgelaufene Packung Milch und eine verbeulte Tube Lachscreme völlig leer. Von der Heizung im Flur schnappte er sich seine Klamotten, die jetzt wieder trocken waren, aber immer noch ziemlich schmutzig aussahen. Kieffer zuckte mit den Achseln und schlüpfte in seine brettharte Jeans. Was blieb ihm anderes übrig? Außer dem Morgenmantel hatte der schlaksige Finne vermutlich kein Kleidungsstück, das Kieffer auch nur annähernd passte.
    Gegen halb acht setzten sie sich in Vatanens Volvo und fuhren nach Grund. Kieffer wies seinen Freund an, zunächst an seinem Haus vorbeizufahren und an der Münsterbrücke die Alzette zu überqueren. Von der anderen Uferseite konnte man nämlich den Garten seines Hauses einsehen, und Kieffer wollte sich zunächst einen Überblick verschaffen.
    Nachdem sie geparkt hatten, stellte er sich an die Kanalmauer. Der Franzose, der nach der Frontalkollision mit dem Laubenpfeiler auf seinem Grundstück zusammengesackt war, war erwartungsgemäß verschwunden. Die Hintertür des Hauses war geschlossen.
    Sie fuhren zurück und stellten das Auto in der Rue St. Ulric ab. Als sie ausstiegen, bemerkte Kieffer, dass Vatanen eine kleine, mit bunten Perlen bestickte Wildledertasche aus dem Handschuhfach nahm. »Was ist da drin?«, fragte er.
    Vatanen öffnete den Beutel und zog ein Messer heraus. Es hatte einen Griff aus Horn, der mit Schnitzereien bedeckt war, und eine kurze, ebenfalls verzierte Klinge. »Ein finnisches Jagdmesser. Scharf wie des Teufels Schwester. Von meinem Großvater.«
    »Und mit diesem Souvenirmesserchen willst du den Fremdenlegionär in Schach halten, wenn er hinter der Kellertür lauert?«
    »Wenn es sein muss«, knurrte Vatanen. »Mein Großvater hat damit noch Rentiere erlegt. Ich mag nur ein kleiner EU -Beamter sein, aber wenn mir oder meinen Freunden jemand an den Kragen will … dann verstehe ich keinen Spaß. In meinen Adern fließt Lappländer-Blut.« Er steckte das Messer in die Innentasche seines blauen Jacketts und stapfte mit entschlossener Miene auf die Eingangspforte zu. Kieffer sperrte die Tür auf und tippte mit der Fußspitze dagegen, sodass sie nach innen aufschwang. Im Flur war niemand zu sehen. Er trat ein und nahm als Erstes den Geruch von Geflügelwahr. Als er in der Küche ankam, sah er, dass seine inzwischen völlig zerkochte Poularde immer noch bei 80 Grad vor sich hin schmorte.
    Kieffer schaltete den Ofen aus und ging in den Garten. Vatanen folgte ihm wie ein Bodyguard in einer US -Fernsehserie – grimmig um sich blickend, eine Hand in der Jacketttasche. Von dem kürzlich hier verunglückten Franzosen war keine Spur zu entdecken. Nach einigen Schritten kam Kieffer zu jener Stelle, an der sein Häscher über das gespannte Drahtseil gestolpert war. Verblüfft stellte der Koch fest, dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, die herausgerissenen Heringe wieder in den Boden zu stecken, wenn auch etwa einen halben Meter nach links verschoben. Auch der Draht war wieder gespannt worden.
    Im vorderen Teil seines Gartens war das Aufräumkommando ebenfalls zugange gewesen. Kieffer war kein geübter Spurenleser, aber die

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